edition two corporate responsibility magazine ... - Phase 4 GmbH
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GESUNDHEIT<br />
4.1 Zukunftsmodelle<br />
10,6 Prozent seines<br />
Bruttoinlandsprodukts<br />
gibt Deutschland<br />
für die Gesundheit<br />
aus. In den USA<br />
sind es 12,9 Prozent,<br />
in Finnland nur 6,6.<br />
so scheint es, will auch die deutsche Gesundheitsministerin<br />
Ulla Schmidt schon in diesem Jahr auf<br />
den Weg bringen – allen Lippenbekenntnissen<br />
zum Trotz, das bestehende System so zu erhalten,<br />
wie es ist. Die Ministerin geht dazu über, den<br />
gesetzlichen Kassen (GKV) weiterhin die Grundversorgung<br />
zu überlassen, darüber hinaus aber in<br />
Kooperation mit den privaten Krankenversicherungen<br />
(PKV) Zusatz- und Wahlleistungen einzuführen.<br />
Um die Krankenversicherung zukunftssicher<br />
zu machen, sollen bisher in der GKV<br />
enthaltene Leistungen, wie zum Beispiel private<br />
Unfälle sowie Zahnersatz und Zahnbehandlung,<br />
ausgegliedert und privat abgesichert werden. Dass<br />
es zum damit eingeläuteten Systemwechsel keine<br />
Alternative gibt, ist mittlerweile allen klar.<br />
KOSTENFAKTOR FORTSCHRITT<br />
Die demografische Entwicklung lässt dazu keine<br />
Alternative. „Die Alterung der Bevölkerung und<br />
der medizinisch-technische Fortschritt werden –<br />
bei gegebenem Versorgungsniveau – zwingend<br />
einen zunehmenden Druck auf die Beitragssätze<br />
ausüben“, stellt der Sachverständigenrat zur<br />
Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />
in seinem jüngsten Gutachten nüchtern<br />
fest. Die Deutschen werden immer älter, gleichzeitig<br />
bekommen sie immer weniger Kinder. Im<br />
Jahr 2040 werden 35 Prozent der Bevölkerung in<br />
der Bundesrepublik über 60 sein. Ältere Menschen<br />
sind aber die teuren Kunden des Gesundheitssystems.<br />
Gegen immer mehr Krankheiten<br />
entdecken die Forscher und Ärzte Medikamente<br />
und entwickeln Therapien. Das verlängert Leben<br />
und hilft heilen. Aber es kostet auch enorme Summen.<br />
Das Geld für immer mehr Rentner müssen<br />
jedoch immer weniger Beitragszahler aufbringen.<br />
Die Folge dieser Entwicklung: Das umlagefinanzierte<br />
System der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
gerät unter Druck. „Während heute drei<br />
Arbeitnehmer einen Rentner in der Krankenversicherung<br />
finanzieren, wird sich vom Jahr 2030<br />
an jeder Rentner seinen privaten Arbeitnehmer<br />
suchen müssen, der ihn finanziert“, sagt der Vorsitzende<br />
des Marburger Bundes, Frank Ulrich<br />
Montgomery. Die Ergänzung durch das kapitalgedeckte<br />
System der privaten Krankenversicherungen<br />
ist, wie bei der gesetzlichen Altersvorsorge,<br />
notwendig – auf längere Sicht sogar der komplette<br />
Systemwechsel.<br />
Anja Beckmann hat diesen Schritt so weit wie<br />
möglich schon gemacht. Zwar liegt ihr Gehalt<br />
unter der Versicherungspflichtgrenze, so dass sie<br />
Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung<br />
bleibt. Dennoch: Zusätzliche Wahlleistungen hat<br />
die Bürokauffrau privat abgesichert. Die Grenzen<br />
zwischen gesetzlichen und privaten Anbietern<br />
werden bis 2020 durchlässiger geworden sein.<br />
EIGENVERANTWORTUNG STÄRKEN<br />
Der Beitrag von Anja Beckmann hängt dann auch<br />
nicht mehr, wie heute noch, von der Höhe ihres<br />
Einkommens ab. Vielmehr werden künftig Pro-<br />
Kopf-Pauschalen eingeführt, die den durchschnittlichen<br />
Gesundheitskosten entsprechen. Ein Vorteil:<br />
Die Ausgaben für die Krankenversicherung<br />
belasten die Arbeitskosten nicht mehr so stark.<br />
Für das, was über den gegenüber heutigem Standard<br />
reduzierten Leistungskatalog hinausgeht,<br />
kommt Anja Beckmanns private Zusatzversicherung<br />
auf. So schlägt es auch der Sachverständigenrat<br />
vor. „Die Leistungen im derzeitigen Katalog,<br />
die als nicht notwendig angesehen werden,<br />
sollten die gesetzlichen Krankenkassen nicht als<br />
Wahlleistungen anbieten, sondern sie sollten<br />
einer privaten Versicherung anheim gestellt werden“,<br />
empfehlen die Wissenschaftler.<br />
Eigenveran<strong>two</strong>rtung bedeutet für die Versicherten<br />
des Jahres 2020 nicht nur, über obligatorische<br />
Selbstbehalte stärker an den Kosten für ihre<br />
Gesundheit beteiligt zu werden. Im Gegenzug<br />
werden Vorsorge und gesundheitsbewusstes Verhalten<br />
belohnt. Die Voraussetzung für aktivere<br />
Gesundheitsvorsorge der Versicherten sind Information<br />
und Wissen. Während es heute im starren<br />
deutschen System zum Regelfall geworden ist,<br />
dass Patienten keine klaren und verständlichen<br />
Informationen über Vorsorge erhalten, werden<br />
Transparenz und Vorsorge in zwei Jahrzehnten<br />
einen ganz anderen Stellenwert haben. Daten<br />
und Informationen über das Leistungsangebot<br />
und -niveau von Ärzten und Kliniken sind dann<br />
80 Two 2003