edition two corporate responsibility magazine ... - Phase 4 GmbH
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GESELLSCHAFT & WIRTSCHAFT<br />
2.1 Risikomanagement<br />
zuziehen, doch liegt dies in unserer Natur. Joseph<br />
LeDoux, Professor für Neurologie und Psychologie<br />
an der New York University, hat entdeckt, dass<br />
unser Gehirn nach wie vor darauf programmiert<br />
ist, sich erst zu fürchten und dann zu denken.<br />
STOCK ODER SCHLANGE?<br />
LeDoux und seine Mitarbeiter erklären an einem<br />
Beispiel, was sie über die Erkennung von Bedrohungen<br />
und die Reaktion darauf herausgefunden<br />
haben: Stellen Sie sich vor, Sie gehen im Wald spazieren,<br />
und plötzlich nehmen Sie auf dem Boden<br />
eine geschlängelte Linie wahr. Ist es eine Schlange<br />
oder ein Stock? Der optische Eindruck wird zum<br />
Thalamus geleitet, einem Bereich des Gehirns, der<br />
wie ein Verteiler funktioniert. Er schickt die Botschaft<br />
gleichzeitig an zwei Stellen: zur Sehrinde,<br />
die optische Wahrnehmungen in bewusste Empfindungen<br />
umwandelt, sowie zum Mandelkern,<br />
der Gefühle verarbeitet und dem Thalamus ein<br />
„Unser Modell ist sehr fortschrittlich“<br />
Helmut Perlet, Mitglied des Vorstands der Allianz AG, über das<br />
Risikomanagement der Versicherer und Auswirkungen auf das Kreditgeschäft<br />
Der Umgang mit Kundenrisiken ist das<br />
Tagesgeschäft eines Versicherers. Doch<br />
welche unternehmerischen Risiken bestehen<br />
für die Allianz?<br />
PERLET ImVersicherungsgeschäftgibt<br />
es eine Vielzahl von Risikokategorien.<br />
Zum Beispiel entsteht ein Beitragsrisiko,<br />
wenn Versicherungsschäden von<br />
den festgesetzten Prämien abweichen.<br />
Ein so genanntes Reserverisiko besteht,<br />
wenn die Auszahlungen für eingetretene<br />
Schäden nicht ausreichend<br />
durch Rückstellungen gedeckt sind.<br />
Darüber hinaus gibt es biometrische<br />
Risiken wie die Sterbewahrscheinlichkeit<br />
der Versicherten und natürlich<br />
Kapitalanlage- und Kreditrisiken.<br />
Und wie geht die Allianz Group mit<br />
diesen Risiken um?<br />
PERLET Grundsätzlich analysiert und<br />
steuert die Allianz Group alle Risiken<br />
dezentral in den einzelnen Gesellschaften.<br />
Den Risikokategorien ordnen wir<br />
dann nach komplizierten mathematischen<br />
Modellen Risikokapital zu. Das<br />
dient dazu, unerwartete Verluste mit<br />
Kapital abzudecken. Das Risikokapital<br />
ist im Übrigen die Grundlage für die<br />
Berechnung des ökonomischen Mehrwerts<br />
der Allianz Group. Das heißt,<br />
dass wir im Konzern und in jeder einzelnen<br />
Einheit erst dann Wert schaffen,<br />
wenn wir mindestens die Kosten<br />
für das Risikokapital verdienen.<br />
Betreiben nicht alle Versicherer ein<br />
ähnliches Risikomanagement?<br />
PERLET Unser Modell ist schon sehr<br />
fortschrittlich. Es folgt dem Ansatz,<br />
durch ein geschicktes Portfoliomanagement<br />
den gleichen wirtschaftlichen<br />
Nutzen bei geringerem Kapitaleinsatz<br />
zu erzielen. Dies sollte auch die Finanzaufsicht<br />
honorieren. An Unternehmen,<br />
die gutes Risikomanagement betreiben,<br />
sollten geringere Eigenkapitalanforderungen<br />
gestellt werden.<br />
Was hat sich im Risikomanagement<br />
der Allianz Group durch die Integration<br />
der Dresdner Bank verändert?<br />
PERLET Wir sind oft gefragt worden,<br />
ob wir als Versicherer in der Lage seien,<br />
auch Bankrisiken zu managen. Die<br />
Unterschiede sind aber nicht sehr<br />
groß. Bei Versicherern ebenso wie bei<br />
Banken geht es um das Erkennen und<br />
Messen von Risiken, die Zuordnung<br />
von Kapital und das Definieren von<br />
Renditen, die man durch das Eingehen<br />
der Risiken erzielen will.<br />
Was aber geschieht, wenn Risiken verknüpftwerden,wenneinUnternehmen<br />
bei der Allianz versichert ist und von<br />
der Dresdner Bank Kredite erhalten hat?<br />
PERLET Wir haben in einem ersten<br />
Schritt analysiert, bei welchen Kunden<br />
solche additiven Risiken in welcher<br />
Höhe bestehen. Dann haben wir je Einzelrisiko<br />
die Begrenzungen festgelegt.<br />
Im dritten Schritt sind Regeln einzuführen,<br />
wie sich das gesamte Risikoprofil<br />
eines Kunden beim Eingehen<br />
bestimmter Versicherungs- oder Bankrisiken<br />
verändert. Das klingt kompliziert,<br />
ist aber kein Hexenwerk: Die<br />
Module für die Integration sind komplett<br />
vorhanden. Wir arbeiten jetzt<br />
mit Hochdruck an der computertechnischen<br />
Unterstützung.<br />
38 Two 2003