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Einwohner je km 2 bis unter 50 50 bis unter 250 250 bis unter 500 500 und mehr Datenbasis: UN Population Division Gefährliche Schieflage Um die demografische Alterung aufzuhalten, müssten laut Vereinten Nationen pro Jahr rund 3,63 Millionen Menschen nach Deutschland einwandern. Im Zeitraum zwischen 2000 und 2050 wären das insgesamt 181,5 Millionen Migranten. Derzeit leben in der Bundesrepublik rund 82 Millionen Menschen (M.). Im Bestandserhaltungsszenario der UN würde die Einwohnerzahl binnen 50 Jahren auf knapp 300 Millionen wachsen (u.), ohne jede Zuwanderung dagegen unter 60 Millionen sinken (o.). Welche Folgen das für die Bevölkerungsdichte hätte, zeigt unsere Simulation. 88 Two 2003
SOZIALES 5.1 Demografie Sozialstaat in Bedrängnis Die demografische Zeitbombe in Deutschland, Italien oder Spanien lässt sich weder durch einen Babyboom noch durch Zuwanderung entschärfen. Deshalb werden sich die Gesellschaften neu organisieren müssen. Erste Ansätze gibt es schon. V ON ANDREAS LANG Schwer lasten die Verteilungsprobleme einer ergrauten Gesellschaft auf dem fürsorgenden Staat. „In allen Industriegesellschaften beuten die Alten heute die Jungen aus, das hat es so noch nie gegeben“, sagt der Hamburger Trendforscher Professor Peter Wippermann. „Der steigende Finanzierungsdruck führt zu einer schleichenden Verabschiedung der Jüngeren aus den Sozialsystemen und zu einem Abdriften in die Schattenwirtschaft.“ Droht dem Generationenvertrag die Kündigung? Schon heute herrscht der Eindruck vor, die Alten würden die Ressourcen der Jungen aufzehren. Dabei steht die eigentliche Zerreißprobe für die Solidargemeinschaft noch aus. Das Erdbeben beginnt, wenn sich in 20 bis 30 Jahren die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben verabschieden und junge Arbeitnehmer nicht in ausreichender Zahl bereitstehen, um ihre Altersversorgung zu sichern. Ausgelöst durch demografische Verwerfungen, rollt auf die Industriestaaten ein wahrer Tsunami zu. „Auf die ganze Welt bezogen, beträgt der Anteil der über 60-Jährigen im Augenblick zehn Prozent, im Jahr 2050 wird er bei ungefähr 20 bis 25 Prozent liegen“, rechnet Professor Axel Börsch-Supan vor, Leiter des Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA). Unter Kinderlosigkeit und Vergreisung besonders zu leiden haben Frankreich, Spanien und Italien, prognostiziert das Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington D.C. Am wenigsten Sorgen müssen sich die angelsächsischen Staaten machen. In Deutschland, das mit einer künftigen Altenquote von 40 Prozent im oberen Mittelfeld der gefährdeten Staaten liegt, schrillen bereits die Alarmsirenen. Flugs hat die Bundesregierung nach der Wahl eine „Kommission für die Nachhaltigkeit der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme“ eingesetzt – unter Vorsitz von Chefreformer Professor Bert Rürup (siehe Interview in Edition One, S. 74). Doch mancher hält wenig davon, dass sich in Berlin ständig neue Kommissionäre die Klinke in die Hand geben. „Die Vorschläge liegen auf dem Tisch, jetzt muss gehandelt werden“, fordert Professor Eckart Bomsdorf vom Seminar für Wirtschafts- und Sozialstatistik der Universität zu Köln. Bloße Umverteilung reiche nicht, um die Fiskalpolitik wirklich nachhaltig zu machen: „Mitveran<strong>two</strong>rtlich für die Dauerkrise der sozialen Sicherungssysteme ist unser Anspruchsdenken. Wir müssen einsehen, dass der Staat nicht für alles aufkommen kann.“ RUF NACH REFORMEN Die Zeit ist reif. Nach Umfragen der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen zeigt sich eine große Mehrheit der Bundesbürger zur Übernahme von mehr Eigenveran<strong>two</strong>rtung bereit. Aber wie dorthin gelangen, wem Opfer abverlangen? Sicher, soziale Gerechtigkeit ist ein Prozess des Aushandelns ohne objektives Maß. Doch die schwindende Zahl an Kindern macht deutlich, dass etwas nicht stimmt mit der Familienpolitik in Europa. Haben wir Väter und Mütter allein gelassen? Gerade für Frauen wird es immer schwieriger, den Spagat zwischen Beruf und Familie zu schaffen. Jede Dritte bleibt heute zeitlebens ohne Nachwuchs. Kinderwünsche werden aufgeschoben und oft genug im Lauf der Jahre ganz aufgegeben. Kein Wunder, denn mit der Qualifikation von Frauen Global beträgt der Anteil der 60-Jährigen zehn Prozent. 2050 wird er bei 20 bis 25 Prozent liegen, in Westeuropa sogar bei 35 Prozent. Two 2003 89
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