edition two corporate responsibility magazine ... - Phase 4 GmbH
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GESELLSCHAFT & WIRTSCHAFT<br />
2.1 Risikomanagement<br />
Risikofaktor Börsenflaute<br />
Der Kapitalmarkt hatte sich in den vergangenen Jahren als Quelle<br />
für Risikokapital etabliert. Doch nach dem weltweiten Einbruch der Börse<br />
müssen Modelle eines alternativen Risikotransfers entwickelt werden.<br />
Inzwischen gibt es Anzeichen für eine gestiegene Aktienreife der Anleger.<br />
V ON FRANK ELSNER<br />
Deutschland im Jahr 2000: Fast täglich bejubeln die<br />
Investoren Rekorde bei den Aktienkursen. Nichts<br />
scheint leichter, als an der Börse Geld zu verdienen.<br />
Die Anlegergemeinde feiert, vor allem sich selbst.<br />
Heute sind die Kurse im Keller, die Broker schauen<br />
mürrisch. Kaum noch ein Unternehmen wagt derzeit<br />
den Börsengang. Zählte das Deutsche Aktieninstitut<br />
(DAI) im Jahr 2000 in Deutschland noch<br />
6,2 Millionen Aktionäre, so waren es im ersten<br />
Halbjahr 2002 rund 4,6 Millionen. Die einstige<br />
Geld- und Gewinnmaschine Börse funktioniert<br />
nicht mehr. Doch sind vom Kurssturz vor allem<br />
Zocker betroffen? Oder betreffen die Konsequenzen<br />
auch langfristig orientierte Anleger?<br />
HOFFNUNG UND WAGNIS<br />
Die Hauptaufgabe des Kapitalmarkts besteht darin,<br />
unternehmerische Risiken auf eine Vielzahl von<br />
Investoren zu übertragen, die dieses Wagnis in der<br />
Hoffnung auf Renditen eingehen. Dieser Risikotransfer<br />
ist derzeit stark erschwert. Sollte der<br />
Zustand andauern, drohen gravierende gesamtwirtschaftliche<br />
Folgen. Bernd Jäger, Head of<br />
Capital Market Policy bei der Allianz Group, warnt:<br />
„Die Börse spiegelt den Zustand der Gesamtwirtschaft<br />
wider. Investitionszurückhaltung und instabile<br />
politische Rahmenbedingungen führen daher<br />
nicht nur zu fallenden Aktienindizes, sondern<br />
schwächen darüber hinaus das Wirtschaftswachstum<br />
und den Arbeitsmarkt einer Volkswirtschaft.“<br />
Beispiel Altersvorsorge: Unsere gesetzlichen Sozialsysteme<br />
leiden unter dem demografischen<br />
Druck. Renten- und Gesundheitssystem stoßen an<br />
ihre finanziellen Grenzen. Strukturreformen wie<br />
die kapitalgedeckte private Altersvorsorge à la<br />
„Riester-Rente“ weisen in die richtige Richtung.<br />
Fallende Kurse an den Aktienmärkten behindern<br />
das Modell, denn dies bewirkt ein Abschmelzen<br />
der stillen Reserven in Kapitalanlagen. Die Folge<br />
ist eine Senkung der Überschussbeteiligung bei<br />
den Lebensversicherern. Nach Ansicht des<br />
Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft<br />
wird sie in 2003 durchschnittlich gut<br />
einen Prozentpunkt niedriger ausfallen als im<br />
Vorjahr. Die Auswirkungen auf die Zahlungen, die<br />
Versicherte später erwarten, sind spürbar, wenn<br />
auch sichere Renditen von teilweise über fünf Prozent<br />
in diesen Zeiten ein gutes Geschäft bleiben.<br />
Die Kürzungen verwundern nicht: Im Dezember<br />
1999 betrug der Börsenwert aller Titel des Deutschen<br />
Aktienindex (Dax) 1,04 Billionen Euro. Im<br />
November 2002 waren noch 337 Millionen Euro<br />
übrig – für Lebensversicherer, die angemessene<br />
Renditen zum Teil mit ihren Aktienbeständen<br />
erwirtschaften müssen, ist es keine einfache Zeit.<br />
In den USA hat das Problem noch größere Ausmaße.<br />
Anleger, die oft mit Aktien für das Alter<br />
vorsorgen, haben durch kriminelle Machenschaf-<br />
46 Two 2003