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edition two corporate responsibility magazine ... - Phase 4 GmbH

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„Wichtig ist Fantasie“<br />

Peter Ustinov, Weltbürger und Doyen der Unicef-Botschafter,<br />

über den Stellenwert von Bildung in unserer Gesellschaft.<br />

Sir Peter, das schlechte Abschneiden<br />

deutscher Schüler beim PISA-Test hat<br />

Eltern, Politiker und sogar Erzieher<br />

schockiert. Ist das System schuld?<br />

USTINOV Das System ist immer<br />

schuld. Lernen sollte nicht nur Pflicht,<br />

sondern vor allem eine Freude sein.<br />

Das zu vermitteln ist die sicherlich<br />

schwierige Aufgabe aller Lehrenden.<br />

Ich selbst war zwar sehr schlecht in der<br />

Schule, aber auch sehr wach. Ich fand<br />

schnell heraus: Wenn du Musik mit<br />

geschlossenen Augen anhörst, glauben<br />

alle, dass du sehr musikalisch bist. Sitzt<br />

du mit geschlossenen Augen im Mathematikunterricht,<br />

denken alle, dass<br />

du schläfst. Guter Unterricht muss<br />

unterhaltsam sein. Man muss die Fantasie<br />

fördern.<br />

Hat Bildung den richtigen Stellenwert?<br />

USTINOV Bildung ist eine persönliche<br />

und regional sehr unterschiedliche<br />

Sache. Ich glaube zum Beispiel nicht,<br />

dass man die Geschichte eines Landes<br />

studieren kann, ohne zu wissen, was<br />

zu einer bestimmten Zeit anderswo<br />

auf der Welt passiert ist. Sicher ist<br />

aber: Es werden immer noch Vorurteile<br />

gelehrt – von Eltern, Lehrern und<br />

der Kirche. Wir werden von Anfang an<br />

indoktriniert.<br />

Was kann Bildung für die Gesellschaft<br />

leisten?<br />

USTINOV Kulturelle Bildung ist in<br />

jedem Fall das Wichtigste, wichtiger<br />

noch als Wissenschaft. Auch der große<br />

Physiker, der sich tagsüber mit bedeutenden<br />

physikalischen Phänomenen<br />

beschäftigt, liest abends ein gutes<br />

Buch, um sich zu entspannen – und<br />

um sich kulturell zu bilden.<br />

Was ist wichtiger: Bildung oder emotionale<br />

Intelligenz?<br />

USTINOV Wichtig ist persönliche Intelligenz,<br />

denn das Individuum ist<br />

immer wichtiger als die Menge. Die<br />

Menge sind Individuen, die ihre Stimme<br />

verloren haben. In einem Roman<br />

ließ ich einmal den Teufel sagen: „Ich<br />

bin empört darüber, wie viele Leute<br />

dafür gefoltert wurden, weil sie an<br />

etwas Falsches glaubten, und wie wenige,<br />

weil sie etwas Falsches taten.“<br />

Welche Rolle spielen Eltern bei der<br />

Erziehung und bei der Vermittlung von<br />

Bildungsinhalten?<br />

USTINOV Man vergisst häufig, dass<br />

Eltern, die ein Kind bekommen, zum<br />

ersten Mal mit einem Kind zusammen<br />

sind, aber das Kind auch zum ersten<br />

Mal mit Eltern. Wir Älteren sind<br />

immer ein wenig nervös, ob wir das<br />

Richtige tun. Kinder sind wie kleine<br />

Affen: Sie bemerken alles und nehmen<br />

alles auf. Deshalb ist das gute Beispiel<br />

viel wichtiger als alles Reden.<br />

Welche Veran<strong>two</strong>rtung hat die Politik?<br />

USTINOV Wir brauchen ein kulturelles<br />

Miteinander. Schon bei Film-Dreharbeiten<br />

fand ich oft gemischte Teams<br />

aus vielen Nationalitäten besser, interessanter<br />

und warmherziger als Teams<br />

aus einem einzigen Land. Die Politik<br />

kann hier von der Kultur lernen.<br />

Wie können Kinder zu Persönlichkeiten<br />

reifen, ohne vom Lehrstoff<br />

erschlagen zu werden?<br />

USTINOV Man muss vor allem versuchen,<br />

Kinder zu interessieren, auch für<br />

etwas Bestimmtes. Dabei kann man sie<br />

behutsam lenken. Aber man muss sie<br />

ihre Aufgabe auch suchen lassen, sonst<br />

haben sie kein Vergnügen an dem, was<br />

sie finden.<br />

Der Grundstein für die neue Fakultät für Wirtschaftswissenschaften<br />

war gelegt. Zusammen mit<br />

seinen Mitarbeitern kreierte der umtriebige Professor<br />

den neuen Studiengang „Technologie- und<br />

Managementorientierte Betriebswirtschaft“. Parallel<br />

zu den Grundlagen des Managements lernen<br />

die Studenten ein naturwissenschaftliches Fach<br />

und schließen entweder mit dem Bachelor ab<br />

oder mit dem Diplom. Ralf Reichwald, Arnulf<br />

Melzer, Hannemor Keidel und Nicole Nagelschmied<br />

stehen stellvertretend für den Wandel.<br />

Noch ist das Reformwerk nicht abgeschlossen.<br />

„Die Balance zwischen solider Basis und kreativer<br />

Unruhe muss stimmen“, sagt Wolfgang Herrmann.<br />

Immer wieder reiben sich die Reformer an<br />

der Macht des Faktischen, an den Hochschulgesetzen,<br />

an der schwerfälligen Bürokratie. Sein<br />

Ziel hat der TU-Präsident fest im Blick: Im Wettbewerb<br />

der Hochschulen soll die TU München<br />

auch international spitze sein.<br />

Two 2003 23

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