Jahresbericht 2011 - Ostalb-Klinikum
Jahresbericht 2011 - Ostalb-Klinikum
Jahresbericht 2011 - Ostalb-Klinikum
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kooperation<br />
Herzchirurgie Karlsruhe<br />
Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe<br />
Die Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe wurde<br />
1995 eröffnet und bietet als Spezialkrankenhaus<br />
für Herzerkrankungen alle<br />
operativen Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Auf vielen Feldern hat sich die Klinik<br />
intensiv mit innovativen Therapieformen<br />
beschäftigt und nimmt in der minimal<br />
invasiven Aortenklappenimplantation<br />
als Mitglied im TAVI-Team Karlsruhe eine<br />
Spitzenstellung ein. Die Klinik ist als internationales<br />
Trainingszentrum ausgewiesen,<br />
Herzspezialisten aus anderen Kliniken<br />
lassen sich hier weiterbilden.<br />
Die minimal invasive Aortenklappenimplantation<br />
„Klappenimplantation<br />
durchs Schlüsselloch“<br />
Die Aortenklappenstenose mit und ohne<br />
Insuffizienz (Verengung der Aortenklappe<br />
mit oder ohne gleichzeitige Undichtigkeit)<br />
ist eine der häufigsten Herzerkrankungen<br />
und betrifft vor allem ältere Menschen.<br />
20 % der über 65-jährigen Männer oder<br />
Frauen haben eine sogenannte Sklerose der<br />
Aortenklappe, also eine beginnende Verkalkung<br />
ohne Funktionsbeeinträchtigung der<br />
Klappe. Bei etwa 15-20 % dieser Personen<br />
geht die Sklerose in eine sogenannte<br />
Stenose, also in eine eigentliche Verengung<br />
der Herzklappe über. Die Prävalenz der<br />
schweren Aortenklappenstenose beträgt<br />
bei 75-jährigen 2,5 %, bei 85-jährigen etwa<br />
4-8 %. Das heißt umgekehrt ausgedrückt:<br />
von 100 Bundesbürgern, die 85 Jahre alt<br />
sind leiden etwa 4-8 unter einer behandlungsbedürftigen<br />
Aortenklappenstenose.<br />
Sobald die Erkrankung symptomatisch wird,<br />
das heißt Angina pectoris-Beschwerden,<br />
Luftnot oder Schwindel bzw. Bewusstlosigkeitszustände<br />
auftreten ist die Prognose<br />
äußerst schlecht mit einer durchschnittlichen<br />
Überlebenszeit von 2-3 Jahren.<br />
108<br />
Andererseits stellt natürlich der medizinisch<br />
nicht bewanderte Laie die Frage, ob<br />
sich eine Operation mit 80 oder 85 Jahren<br />
noch lohnt. Hierzu sei bemerkt, dass<br />
statistisch gesehen die mittlere Lebenserwartung<br />
immer weiter steigt, wie der zu<br />
entnehmen ist. Auch die Lebenserwartung<br />
eines heute 80-jährigen Mannes mit 7,5<br />
bzw. einer 80-jährigen Frau mit 8,9 Jahren<br />
ist durchaus respektabel. Selbst ein heute<br />
85-jähriger Mann hat im Mittel noch 5,4,<br />
eine heute 85-jährige Frau im Mittel noch<br />
6,2 Jahre zu leben. Wichtigste Priorität hat<br />
die Erhaltung einer guten Lebensqualität.<br />
Bei günstigen Voraussetzungen liegt das<br />
Risiko eines operativen Herzklappenersatzes<br />
mit Eröffnung des Brustkorbes<br />
und Einsatz der Herz-Lungen-Maschine<br />
bei etwa 1-3 % (Letalitätsrisiko). Mit<br />
zunehmendem Alter und bei Vorliegen<br />
der Begleiterkrankungen steigt jedoch<br />
das Operationsrisiko erheblich an. Viele<br />
ältere Patienten werden deshalb einer<br />
erforderlichen Herzoperation nicht mehr<br />
zugeführt. Für diese Patienten gab es bisher<br />
keine adäquate Behandlungsmethode. Seit<br />
kurzem ist es möglich, diesen Patienten<br />
durch eine kathetergestützte Herzklappenimplantation<br />
zu helfen. Bei dieser Methode<br />
wird die biologische Herzklappe mittels<br />
speziellem Katheter in das Herz eingebracht<br />
und dort verankert. Als Zugangsweg zum<br />
Herzen stehen entweder die Schlagader in<br />
der Leiste oder von dort die große Körperschlagader<br />
zur Verfügung oder der direkte<br />
Weg zum Herzen über die Herzspitze über<br />
einen kleinen Schnitt an der linken Brustkorbseite.<br />
Um diese neue Operationsmethode zu etablieren,<br />
wurde zwischen dem Städtischen<br />
<strong>Klinikum</strong> Karlsruhe, den St. Vincentius-<br />
Kliniken Karlsruhe und der Klinik für<br />
Herzchirurgie Karlsruhe eine entsprechende<br />
Arbeitsgruppe eingerichtet. In enger<br />
Kooperation dieser drei Kliniken werden<br />
die Eingriffe aus Sicherheitsgründen in der<br />
Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe durchgeführt,<br />
da glücklicherweise selten, aber<br />
gelegentlich doch der Einsatz einer Herz-<br />
Lungen-Maschine erforderlich ist.<br />
Der Eingriff wird ohne Einsatz der Herz-<br />
Lungen-Maschine am schlagenden Herzen<br />
vorgenommen. Derzeit kommt dieses<br />
Verfahren für Patienten jenseits des 75.<br />
Lebensjahres in Frage, die aufgrund von<br />
Begleiterkrankungen einem erheblichen<br />
Operationsrisiko ausgesetzt sind.<br />
Bei der implantierten Edwards Sapien Herzklappe<br />
handelt es sich um eine biologische<br />
Herzklappenprothese, die derzeit in den<br />
Größen 23, 26 und 29 mm zur Verfügung<br />
steht. Im Langzeitverlauf ist keine dauerhafte<br />
Marcumarisierung erforderlich. Für<br />
die Implantation stehen insgesamt drei Zugangswege<br />
zur Verfügung. Zum einen kann<br />
die Implantation über die Beinschlagader<br />
erfolgen (ca. 60 % der Fälle), andererseits<br />
kann über die Herzspitze oder direkt über<br />
die Körperhauptschlagader die Klappenimplantation<br />
vorgenommen werden (ca. 40 %<br />
der Fälle). In allen Fällen wird die gleiche<br />
Klappe verwendet, über den Zugangsweg<br />
entscheidet die Beschaffenheit und der<br />
Verlauf der Gefäße.<br />
Die erste minimal invasive Aortenklappenimplantation<br />
in Karlsruhe fand am 30.<br />
April 2008 statt. Bis Mai 2012 wurden über<br />
1000 Patienten mit sehr guten Ergebnissen<br />
operiert und damit einem Patientengut,<br />
das bisher als inoperabel galt, wieder guten<br />
Lebensqualität geschenkt.<br />
Durchgeführte Operationen <strong>2011</strong><br />
gesamt davon Aalen<br />
Bypassoperationen 715 65<br />
Kombination<br />
Bypass + Klappe 179 11<br />
Klappenoperation 647 39<br />
davon minimal invasiv 114 7<br />
davon kathetergestützt 288 11<br />
Aortenchirurgie 77 2<br />
Schrittmacher 450 5<br />
Defibrillatoren 224 0<br />
Sonstige Eingriffe 518 21<br />
gesamt 2810 143