Olof Alexandersson Lebendes Wasser
Olof Alexandersson Lebendes Wasser
Olof Alexandersson Lebendes Wasser
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In ungefähr 4 Monaten war die Anlage fertig. Die gewaltigen Holz-<br />
massen lagen griffbereit zur Stelle. Eines Tages machte ich eine<br />
kleine Vorprobe. Ein mittelschweres Bloch wurde in den Rieß-<br />
mund eingeführt. Es schwamm ungefähr 100 Meter und blieb<br />
plötzlich liegen. Das nachkommende <strong>Wasser</strong> staute sich und die<br />
Riese ging über. Ich sah in die höhnischen und schadenfrohen Ge-<br />
sichter.<br />
Sofort erkannte ich die Tragweite dieses Versagens und war fas-<br />
sungslos. Das liegengebliebene Bloch ließ ich aus der Riese entfer-<br />
nen. Zu wenig <strong>Wasser</strong> und zu großes Gefälle, war meine Diagnose.<br />
Ich war ratlos. Zuerst sandte ich meine Mitarbeiter nach Hause,<br />
um in Ruhe überlegen zu können.<br />
Die Kurven lagen richtig. Da bestand keinerlei Zweifel. Was ist die<br />
Schuld, daß die Sache nicht geht? Das waren meine Überlegungen.<br />
Langsam ging ich die Riese hinunter und kam zur unterhalb liegen-<br />
den Fang- und Sortierstauung, an der sich wieder eine Schwemm-<br />
riese anschloß. Der Stauweiher war voll. Ich setzte mich oberhalb<br />
des Stauspiegels auf einen Felsvorsprung in die warme Sonne.<br />
Plötzlich spürte ich durch die Lederhose etwas krabbeln. Ich<br />
sprang auf und sah eine Schlange, die an dieser Stelle zusammenge-<br />
ringelt lag. Die Schlange schlug ich weg und das Biest flog ins Was-<br />
ser, schwamm sofort zum Ufer zurück und wollte landen. Das ge-<br />
lang ihr jedoch wegen des steil abfallenden Felsens nicht. So<br />
schwamm die Schlange suchend umher und überquerte schließlich<br />
den Stausee.<br />
Ich sah ihr nach. Da schoß es mir durch den Kopf. Wie kann die<br />
Schlange ohne Flossen so pfeilschnell schwimmen? Ich nahm das<br />
am Halse baumelnde Jagdglas und beobachtete die eigenartigen<br />
Drehbewegungen des Schlangenkörpers unter dem kristallklaren<br />
<strong>Wasser</strong>. Dann erreichte die Schlange das jenseitige Ufer.<br />
Eine Zeitlang stand ich noch wie erstarrt da. Vor meinen Augen re-<br />
kapitulierte ich jede Bewegungsänderung der Schlange, die sich so<br />
eigenartig unter dem <strong>Wasser</strong> gewunden hat. Es war eine wellenar-<br />
tige Vertikal- und Horizontalkurvenkombination. Blitzschnell er-<br />
faßte ich den Vorgang.<br />
Die Bewegungen der Schlange im <strong>Wasser</strong> hatten Schauberger die<br />
Lösung für das Problem mit der Rinne gegeben. Er schickte seine Ar-<br />
beiter zum Sägewerk, um dünne Holzlatten zu holen. Während der<br />
ganzen Nacht dröhnten die Hammerschläge, als man nach seinen An-<br />
weisungen die Latten als eine Art Leitschiene in den Kurven der Rinne<br />
festnagelte, damit das <strong>Wasser</strong> eine solche Bewegung ausführen sollte,<br />
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