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Kalter Sinn. Der medienarchäologische Blick, das ...

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13: 259>. Damit findet eine Mathematisierung der Schrift statt- der kalte <strong>Blick</strong>: „Mathematik als <strong>das</strong> `Messen´ jedwederTextproduktionen `vermöge des Dynamometers´“ . Das Dynamometerverweist auf den medienepistemischen <strong>Blick</strong> in der EpocheNietzsches. „Epistemische Dinge“ (frei nach Hans-JörgRheinberger) sind variable Problembündel, die durch einenbestimmten Forschungsgegenstand erzeugt werden, also erst imLabor zur Sichtbarkeit kommen. 33Nietzsche schaut mit kaltem medienarchäologischem <strong>Blick</strong> aufÄsthetik, wenn er sich eines Meßmediums bedient, desDynamometers. Denn hier gilt es, nicht Buchstaben literarisch,d. h. als Schrift kontinuierlich lesen, sondern Zahlenwertediskontinuierlich abzulesen. Mit einem Dynamometer lassen sichästhetische Empfindungen objektivieren: Wo die Kraft nachläßt,wirkt Häßliches, wo sie ansteigt, wirkt Schönes. Von daherNietzsches Annahme, daß „eine wissenschaftliche Ordnung derWerthe einfach auf eine Zahl-und Maßscala der Kraft aufzubauenwäre" . Nietzsches Wertschätzungbezieht sich auf Quantitäten, nicht auf Qualitäten: „Alles,wofür nur <strong>das</strong> Wort ›Erkenntniß‹ <strong>Sinn</strong> hat, bezieht sich auf <strong>das</strong>Reich, wo gezählt, gewogen, gemessen werden kann, auf dieQuantität“ . 341808 aber definiert Friedrich Ast „<strong>das</strong> wahre Ziel desPhilologen“. Hier prallt die systemtheoretische Medium/Form-Differenz (Niklas Luhmann mit Fritz Heider) und dermedienarchäologische Materialismus von Kulturtechnik-Analysenauf die klassische Hermeneutik (und Schriftkritik Platos unddes Johannes-Evangeliums):Er soll nicht bloßer Sprachmeister oder Antiquar seyn; sondern auch Philosoph und Aesthetiker; er soll ja denihm gegebenen Buchstaben nicht bloß in seine Bestandtheile zerlegen können, sondern auch den Geisterforschen, welcher den Buchstaben bildete, um die höhere Bedeutung der Buchstaben zu ergründen; und dieForm zu würdigen wissen, in welcher der Buchstabe zur Offenbarung sich dargestellt hat. Ohne dieses höherewissenschaftliche Leben ist die Philologie entweder bloßer Formalismus oder bloßer Materialismus; jenes, alseinseitiges Sprachstudium betrachtet, dieses, als bloße antiquarische Gelehrsamkeit. / Die Form, vom Inhalt oderStoffe getrennt, ist ein leeres, gehalt­ und bedeutungsloses Wesen, der Stoff aber ohne Form ein regelloses,chaotisches Unding. 35Auf diese hermeneutische Ästhetik des Lesens antwortet derstreng analytische <strong>Blick</strong>: scanning. Aisthetische Nervenimpulsesind für Hermann Helmholtz „Zeichen“ ihrer Verursachung; siegeben Information über ihre externe Stimulation, aber ebennicht als Bild. „For one requires from an image some sort ofsimilarity with the object imaged . A sign, however, need33Hans-Jörg Rheinberger, Experiment - Differenz - Schrift. Zur Geschichte epistemischer Dinge, Marburg 1992,69-7234Christof Windgätter, „...mit mathematischer Schärfe“. Zu Funktion und Geschichte des Dynamometers,Typoskript, pdf­Version, 2035Friedrich Ast, Grundlinien der Grammatik, Hermeneutik, Kritik, Landshut 1808, iv f.

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