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Kalter Sinn. Der medienarchäologische Blick, das ...

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erwarten haben, die Beschreibung der feinsten seelischen Vorgänge abgelöst werden durch eine ganz neue Artder präzisen, sachlichen Schilderung. So ist die Photographie eine „Waffe“: „Das Sehen ist inunserem Raume ein Angriffsakt“ - in welchen Kulturenetwa nicht? Entsprechend wächst damit korrelativ <strong>das</strong> Bedürfnisnach Tarnung. Im Ersten Weltkrieg war ein Graben, eineStellung in dem Moment unhaltbar geworden, „in dem sie aus demLichtbild des Beobachtungsfliegers herauszulesen war“ - hier im Bund mit Paul Virilios Studien zumMedienverbund von Krieg und Kino. „Die Photographie ist alsoein Ausdruck der uns eigentümlichen, und zwar einer sehrgrausamen Weise, zu sehen.Entsprechend wächst <strong>das</strong> Bestreben, sich unsichtbar zu machen, wie es etwa schon im Weltkriege als `Tarnung´hervorgetreten ist. Eine Kampfstellung war in demselben Augenblicke unhaltbar geworden, indem sie aus demLichtbild des Bobachtungsfliegers herauszulesen war. Das gilt auch für den Film Peeping Tom (dt.: Augen der Angst),worin die (subjektiv projizierte) Kamera, der voyeuristische<strong>Blick</strong> auf die weiblichen Opfer, selbst mit einem tödlichenStachel kombiniert ist. <strong>Der</strong> medienarchäologische <strong>Blick</strong> imaktiven <strong>Sinn</strong>e erzwingt Handlungen, und in Anlehnung an WalterBenjamins Gedanken zur Kritik der Gewalt gilt: derperformative Aspekt von Medien ist gewaltsam. „Heute bereitsgibt es Schußwaffen, die mit optischen Zellen gekoppelt sind,ja selbst fliegende und schwimmende Angriffsmaschinen mitoptischer Steuerung“ - eine Vorahnung der V2.Medium statt MalereiDie Photokamera basiert auf dem Objektiv. Damit aber ist esder Verzerrung verschrieben, die sich von denen des Augesunterscheidet, da der fotografische Apparat <strong>das</strong> rein optische Bild reproduziert und so die optisch­wahren Verzeichnungen,Verzerrungen, Verkürzungen usw. zeigt, während unser Auge die aufgenommenenen optischen Erscheinungenmit unserer intellektuellen Erfahrung durch assoziative Bindungen formal und räumlich zu einemVorstellungsbild ergänzt. 174Genau diese Supplementierung ist die Fakultät der Imagination.Für László Moholy-Nagy ersetzt <strong>das</strong> Photogramm die Malerei, um"selbst den farbstoff (<strong>das</strong> pigment) zu überwinden oder ihnwenigstens soweit wie möglich zu sublimieren, um aus demelementaren material der optischen gestaltung, aus demdirekten licht, den ausdruck zu realisieren" 175 . Während Farbephysikalisch nichts anderes ist als die Reflexion von Lichtunterschiedlicher Wellenlänge, und ganz im <strong>Sinn</strong>e der174László Moholy-Nagy, Malerei Fotografie Film [München 1927], Mainz 1967, 33175László Moholy­Nagy, Malerei Fotografie Film, München 1927, 88f

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