logophil) entzogen. Steuermedium dieser Vertextung war <strong>das</strong>Katalogwesen:Catalogue and exhibition constitute what could be called a diatext, that is two separate signifying systems whichfunction together, more precisely it is at the point of their intersection and crucially perhaps in their difference,that the production of a certain knowledge takes place the difference between the reproduction in thecatalogue and the original in the exhibition is not merely a question of photographic techniques. It is a questionof particular practices of writing, of the gaps, omissions and points of emphasis through which certain imagesare outlined and others erased. The authorial discourse (organiser, critic or artist) constructs a pictorial textualitywhich pertains more to the readable than to the visible pictorial textuality is constituted in a divergencebetween the register of the visible and that of the readable. 87<strong>Der</strong> <strong>Blick</strong> auf die Artefakte wurde vom Text diszipliniert - "avague perception methodized to thought" 88 , und <strong>das</strong> musealeBildgedächtnis durch ein Geschichts-Bild der antiken Kunstgefiltert, so wie Charles Newton vom British Museum dieLektüre von C. O. Müllers Denkmäler der alten Kunst (1832) als"a kind of pictorial index" empfahl - Funktionen einertextadressierten Bildsemiotik.Bleibt archäologische Stilanalyse demgegenüber hart amGegenstand? 1766 veröffentlichte Gotthold Ephraim Lessingunter dem Titel Laocoon oder die Grenzen der Malerey und derPoesie eine Streitschrift, die anhand der antikenStatuengruppe des sterbenden trojanischen Priesters Laokoonmit seinen Söhnen und der Darstellung desselben Motivs inVergils Epos Aeneis eine vergleichende Medientheorieästhetischer Darstellbarkeit aufstellte und damit heftigsteKontroversen in der literarischen, antiquarischen undKunstkritikwelt auslöst. Das seinerzeit wie noch heute imrömischen Vatikanmuseum befindliche Werk aber, um <strong>das</strong> seineSchrift kreist, hat er nur im Kupferstich gesehen.Lessing reiste 1775 als gelehrter Begleiter von PrinzMaximilian Julius Leopold zu Braunschweig und Lüneburg nachRom und besah dort die Peterskirche, <strong>das</strong> Museum Clementinum,die Bibliothek des Vatikan ("die sehr alten Virgile undTerenze") und "<strong>das</strong> Zimmer welches der vorige Papst für diePapiernen Mss. bestimmt hat, und welches Mengs gemalt." 89In seinem Notizbuch der italienischen Reise aber finden wirnichts als Schweigen zum Laokoon im Belvedere.Nicht die von Winckelmann geforderte Autopsie des Originals,sondern die Verzeichnung, also Semiotisierung qua Reproduktionist der Ausgangspunkt einer Theorie, bei der es ums Ganze derKünste geht:Im Unterschied zu Winckelmanns Anschauung hat, namentlich fürspätere Generationen von Archäologen, Lessings apodiktischeSelbstabgrenzung im 13. Antiquarischen Brief "geradezuschockierend“ (Barner) gewirkt:87Mary Kelly, Reviewing Modernist Criticism, in: Screen 22, 3/1981, 586288Richard Payne Knight, The Progress of Civil Society, London 1796, 1389Winfried Barner (Hg.), Gottfied Ephraim Lessing, Werke und Briefe in zwölf Bänden, Frankurt/M. (DeutscherKlassiker Verlag), Bd. 8: Gotthold Ephraim Lessing Werke 17741778, hrsg. v. Arno Schilson, 1989, 698f
Denn ich, ich bin nicht in Italien gewesen; ich habe den Fechter nicht selbst gesehen! Was tut <strong>das</strong>? Was kömmthier auf <strong>das</strong> selbst Sehen an? Ich spreche ja nicht von der Kunst; ich nehme ja alles an, was die, die ihn selbstgeshehen an ihm bemerkt haben; ich gründe ja meine Deutng auf nichts, was ich allein daran bemerkt habenwollte. Und habe ich denn nicht Kupfer vor mir gehabt, in welchen die ganze Welt den Borghesischen Fechtererkennet? Oder ist es nicht der Borghesische Fechter, welcher bei dem Perrier von vier Seiten, bei demMaffei von zwei Seiten, und in dem lateinischen Sandrart gleichfalls von zwei Seiten erscheinet?"Hier kommt die Materialität des plastischen Originalsgegenüber seiner - mit Walter Benjamin gesprochen -technischen Reproduzierbarkeit ins Spiel.Winckelmann ging, wir erinnern uns, gerade deshalb nach Rom,weil er an der unhintergehbaren Materialität der Oberflächeder Skulptur interessiert ist, die im Kupferstich verlorengeht(auf der Lessing insistiert). Doch wäre eskulturwissenschaftlich verfehlt, sich auf eine Oppositionzwischen Kunstwerk und seiner medialen Reproduktioneinzulassen; vielmehr lehrt Medienarchäologie, auf dieMaterialität des Reproduktionsmediums seinerseits zu sehen -also einen Originalbegriff zweiter Ordnung. Kupferstiche gebennicht <strong>das</strong> Ding, die „Naturalie“ wi(e)der: „Auch <strong>das</strong> besteKupfer, illuminiert so schön man will, ist doch nicht <strong>das</strong>Tier, der Stein, die Pflanze, die Konchylie selbst.“ 90 Jepräsenter <strong>das</strong> Bewußtsein der Medialität der Reproduktion ist,desto minimaler ist die „referentielle Illusion“ (RolandBarthes) - Medienaufklärung von Realität.Nun wurde der Kupferstich nicht nur zur Abbildung plastischbildlicherVerhältnisse eingesetzt, sondern auch im <strong>Sinn</strong>e deraktuellen imaging sciences, also bildgebend, etwa in derKartographie, die vermessene Landschaft in einer somitabstrahierten, datenmäßig verdichteten Form zeigt, wie sie mitbloßem Auge nicht wahrnehmbar ist (heute heißt <strong>das</strong> infomapping).<strong>Der</strong> philologische <strong>Blick</strong><strong>Der</strong> anatomische <strong>Blick</strong> meint - um einen Buchtitel von BarbaraStafford aufzugreifen - Body Criticism. Den anatomischen Aktverfolgt Stafford gut diskursanalytisch quer durchverschiedenste Disziplinen, von der Archäologie und Medizinbis hin zum Kupferstich(el). Die kritisch-philologischeMethode der Literaturforschung behauptet in Tiefenschichtenvon Texten einzudringen - eine Metaphorik, welchehervorgebracht wird vom Diskurs der Hermeneutik alsforschender Verstehenslehre, die aber in der ReformulierungFriedrich Nietzsches nichts anderes als die gutgläubigeCamouflage des Willens zur Beherrschung der Texte ist.Mitvollziehende Lektüre, der hermeneutische <strong>Blick</strong>, der „gute“Wille zum Verstehen und zur Verständigung (so Hans-GeorgGadamer im Streitgespräch mit Jacques <strong>Der</strong>rida 91 ) steht also imambivalenten Verbund mit dem kalten <strong>Blick</strong> der Anatomie. MitTextkorpora haben wir es zu tun, Leichen (corpse).90Johann Jakob Engel. Denkschrift über Begründung einer großen Lehranstalt in Berlin (13. März 1802), in:Gelegentliche Gedanken über Universitäten in deutschem <strong>Sinn</strong>e, hg. v. Ernst Müller, Leipzig 1990, 6-17 (7)
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nichts als den Informationswert (de
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Lange, langsame Einstellungen sind
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Mittelalter die tatsächlich gespie