Auge reproduzieren, sondern die sub-personalen (reineWahrnehmung) und supra-personalen (ontologisches Gedächtnis)Bedingungen, von denen aus wir Bilder, Gedächtnis und Verstandkonstruieren“ - also nicht schlicht mediale Prothesenmenschlicher <strong>Sinn</strong>e im <strong>Sinn</strong>e von Kapp / McLuhan .Entspricht dem medienarchäologischen <strong>Blick</strong> dermathematisierende, der kalkulierende und der kalkulierte<strong>Blick</strong>? Tatsächlich ist beispielsweise der durch Platonumdefinierte pythagoreische Begriff der Sphärenharmonieweniger mystisch denn Kalkül. Hier koppelt sich der Begriffder theoría unmittelbar mit dem der Zahl, was in einerMedientheorie des Computers gleich einem Möbius-Bandzurückkehrt. Iamblichos überliefert in seiner Vita desPythagoras in Absatz 162: "In knapper Form verschlüsseltspeicherte er so eine unübersehbareWeite und reiche Fülle geistiger Schau. So auch in dem Satz:`Die Zahl - es gleichet ihr alles´." 7Auch Michel Foucault hat bekanntlich mathematischeAussagenlogik und nicht - wie etwa Hegel -kulturwissenschaftliche Diskurse zur Begründung seiner Methodegewählt. Immanuel Kant spitzte die Frage noch zu: „Ob eineGeschichte der Philosophie mathematisch abgefaßt werden könne“. Hiermit schließt sich der mathematische Ansatzdes Lesart von Foucaults Archäologie kurz. So kommt einBegriff der Archäologie des Wissens ins Spiel, die entgegenanderslautender Deutungen nicht metaphorisch und auch nichtphilosophisch, sondern strikt mathematisch lesbar ist: AlsStudium von Aussagen (énoncés). Aussagen wiederumkonfrontieren uns mit einer enuntiativen Funktion, die Zeichenzu einem Objektfeld korreliert, in einem Raum, wo sie benutztund repetiert werden. „The natural way of rendering thispassage intelligible is, obviously, to take the notion of afunction at its mathematical face value.“ 8 Dieses Modell gehteinerseits eher auf Leibniz denn auf Kant zurück: Leibniz´Modell möglicher und je aktualisierbarer Welten und seine Entwicklung des logischen Kalküls. BeimProgrammieren schließlich werden die sogenannten „diskursivenFormationen“durch ein singuläres Set von Regelnzusammengehalten - mithin Algorithmen.Foucaults wissensarchäologischer Begriff der Aussage stehtandererseits der mathematischen Ästhetik der Bourbaki-Gruppein Paris nahe, jenem „Rechenzentrum der Avantgarde“ 9 , die mit7Zitiert nach: Bartels Leendert van der Waerden, Die Pythagoreer, Zürich / München (Artemis) 1979, 1108Martin Kusch, Discursive formations and possible worlds. A reconstruction of Foucault´s archeology, in:Science Studies 1/1989, 17-25 (17). Siehe auch ders., Foucault’s Strata and Fields. And Investigation intoArchaelogical and Genealogical Science Studies Dordrecht, Boston, London 19919Siehe Dietmar Dath, Das Rechenzentrum der Avantgarde, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 89 v. 17.April 2002, 56
mengentheoretischen Begriffen operierte (algebraisch), alsonicht arithmetisch („mit Zahlen“).Damit eine Zeichenkette zurAussage werden kann, muß sie referentiell sein, d. h. sich aufein Gebiet materieller Objekte beziehen - <strong>das</strong> archäologischeFeld. Ein diskreter, medienarchäologischer <strong>Blick</strong> aufVergangenheit könnte diskrete Datenzustände anerkennen(cluster analysis) und mit ihren sprunghaftenZustandsänderungen buchstäblich digital rechnen:diskontinuierliche leaps im archäologischen Datenfeld (etwaTroja I-VIII). Solche materiellen Aussagen konfrontieren denarchäologischen <strong>Blick</strong> sehr konkret mit einer Korrelation vonObjektfeldern in einem wiederholten Gebrauchsraum.Diskursanalyse oder: wer ist man, wenn man Foucault gelesenhat?Hinter dem „kalten <strong>Blick</strong>“ der Medienarchäologie steht derWunsch, sich zumindest für Momente durch Technologien von dereigenen Subjektivität befreien oder suspendieren zu lassen."Wer ist man, wenn man Foucault gelesen hat?" 10 Foucaultsmethodische Reflexion Ordnung des Diskurses definiert denDiskurs als jene Gewalt, die Worte den Dingen antun. Er findetsich nicht vorab in der Welt vor, sondern ist eine kulturellePraxis, der sprachliche Teil der Vergesellschaftung der Dinge.Ein für alle verbindlicher Diskurs setzt sich zunächst als religiodurch, buchstäblich. Diskurse formierenWahrheitsbegriffe; ein Wort wird an ein Ding durch einenWahrheitsvektor gebunden. Hier zählt der Sprechakt, <strong>das</strong>tatsächlich Gesagte, doch nicht als anthropologischeKonstante, sondern als Funktion medialer Prozessierung. OhneTechnologien explizit zu benennen, beschreibt Foucault,daß in jeder Gesellschaft die Produktion des Diskurses zugleich kontrolliert, selektiert,organisiert und kanalisiertwird und zwar durch gewisse Prozeduren, deren Aufgabe es ist, die Gefahren des Diskurses zu bändigen, seinunberechenbar Ereignishaftes zu bannen, seine schwere und bedrohliche Materialität zu umgehen" .Daran anknüpfend stellt sich die Frage: Wie hält es Foucaultmit der Materialität der Medien? In welchem Verhältnis stehenDiskurs und Materialitäten (als <strong>das</strong> Nicht-Diskursive)? DieEpisteme bringt ein Wort dazu, an die Stelle einer Sache zutreten. Kybernetische Maschinen steuern die Verbindung vonDenken und Welt und die Verknüpfung der Gegenstände. Wieerklärt sich die Diskontinuität von einer Episteme zuranderen? An dieser Stelle lassen sich Medienumbrücheeinsetzen, welche Formen und Inhalte neu verknüpfen - <strong>das</strong>Teleskop etwa für <strong>das</strong> heliozentristische Weltbild.10Eine Frage von Johanna Frohberg, HumboldtUniversität zu Berlin
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