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Kalter Sinn. Der medienarchäologische Blick, das ...

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der direkten Analogie zu Photographie und TV.Medienarchäologie betont die mediale Diskontinuität:Die verschiedenen Arten visuellen Bemühens ­ des Schauens, Betrachtens, Sehens, <strong>Blick</strong>ens, Projizierens (alsVor­Augen­Stellen) ­ konvergieren in einer Geschichte des Versehens. Versehen soll dabei als <strong>das</strong>Verhaftetsein des <strong>Blick</strong>s an äußere Bilder gelten. Versehen wäre dann ein Sehen, <strong>das</strong> keine Übertragung aufinnere Bildbewegung und Reflexion mehr leistet. .Und tatsächlich meint gesict im Mittelhochdeutschen ein ganzes„Spektrum“ (Lüdemann passenderweise) des Sichtbaren: Esbedeutet sowohl „<strong>das</strong> Sehen, Anblicken, Gesehenes, Anblick“ wieauch „Erscheinung, Vision; Aussehen; Gestalt; Antlitz.“ DasWort Sehen selbst wiederum leitet sich vom lateinischen sequiab: „nachfolgen, verfolgen“, und meint sehr konkret „mit denAugen verfolgen“ - derkinästhetische <strong>Blick</strong>.<strong>Der</strong> zeitdiskrete <strong>Blick</strong> (Chronophotographie)Encyclopedia Cinematographica nennt sich ein Projekt desInstituts für wissenschaftlichen Film in Göttingen,Federführung Verhaltsforscher Konrad Lorenz, die gesamtebewegte Welt auf Zelluloid zu bannen. Bleiben ca. 4000 sog.Filmpräparaten von ca. zwei Minuten, der eine Matrixzugrundeliegt (die Matrix des Archivs selbst, für dieVariablen, die Leben genannt werden):Es war die Idee, anstelle von gestalteten Filmen sehr abgespeckte Themenstellungen auf Film zu bannen. Alsonicht den ganzen Lebenszyklus einer Spezies in einem Film zu behandeln, sondern je einen Bewegungsvorgangeiner Spezies. dann kommen sehr einfache Filmentitäten heraus, die in einer bestimmten Vollständigkeitenzyklopädischen Charakter hätten. Die ursprüngliche Idee war eine Matrix: Sämtliche Spezies, die es auf derWelt gibt, und dann sämtliche Bewegungsarten, zu denen sie fähig sind . Und dann wird diese Matrixentsprechend ausgefüllt . Natürlich nicht nur Tierarten, sondern auch Pflanzenarten oder der technischeBereich, man denke an die mechanische Beanspruchung von Stahl und so weiter. Wenn man all diese Dinge indie Matrix gebracht hätte, dann wäre <strong>das</strong> die Enzyclopädia Cinematografica. 204Als Objekt sind Medien Gegenstände kulturwissenschaftlicherForschung - etwa die Rolle des Alphabets für <strong>das</strong> kulturelleGedächtnis. Als Subjekt aber schauen die Medien uns an; wirnehmen also die Perspektive der Medien ein, wie sie auf unsereKultur blicken.<strong>Der</strong> medienarchäologische <strong>Blick</strong> bezeichnet im Allgemeineneinerseits die wissenschaftliche Analyse von non-diskursivenmedialen Prozessen und andererseits den "<strong>Blick</strong>" optischerMedien selbst (elektronische Kameras, Scanner). DennMedienarchäologie argumentiert nicht primär von den Theorienher, sondern vom Matererial, vom Medienarchiv.204C. Carlson, Dokumentar am Institut für den wissenschaftlichen Film, Göttingen, Interviewt von ChristophKeller, 1998, in: Keller 2000

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