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Kalter Sinn. Der medienarchäologische Blick, das ...

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künstlerische Medium - analog zu Michel Foucaults Deutung derMalerei Manets.Foucault folgt Clement Greenberg, demzufolge gemalte "Bildermöglichst flach aussehen müssen, um die verborgene Wahrheitihres Trägers zu offenbaren" 178 . Über den französischen Kubismusschreibt Greenberg in direkter Folge des zentralen Argumentsder Mediensemiotik der Künste Gotthold Ephraim Lessings(Laokoon 1766):Es wurde bald deutlich, <strong>das</strong>s der eigene und eigentliche Gegenstandsbereich jeder einzelnen Kunst genau <strong>das</strong> ist,was ausschließlich in dem Wesen ihres jeweiligen Mediums angelegt ist. Die einschränkendenBedingungen, die <strong>das</strong> Medium definieren ­ die plane Oberfläche, die Form des Bildträgers, die Eigenschaftder Pigmente ­, wurden von den alten Meistern als negative Faktoren behandelt, die allenfalls indirekteingestanden werden durften. <strong>Der</strong> Modernismus brachte dieselben Einschränkungen als positive Faktoren, dienun offen anerkannt wurden 179- die Infrastruktur selbst wird denkmalfähig, um in MarcelDuchamps Readymade eines Flaschentrockners wird dies zummusealen Objekt.McLuhans Satz zielt darauf, daß Medien auf der kognitivenEbene inhaltistisch, auf der subliminalen Ebene aber genuinmedienphysiologisch operieren: "Denn die `Botschaft´ jedesMediums oder jeder Technik ist die Veränderung des Maßstabs,Tempos oder Schemas, die es der Situation des Menschen bringt".Mit Malewitschs Schwarzem Quadrat ("eine plötzlicheOffenbarung des verborgenen Bildträgers" 180 , die alle narrativeSuggestion unterläuft und vielmehr mit der zeitgleichenAnschauungskrise in der Mathematik kommuniziert)korrespondiert McLuhans Hinweis auf <strong>das</strong> elektrische Licht, <strong>das</strong>pure Information ist, sofern es nicht dazu verwendet wird,"einen Werbetext Buchstabe um Buchstabe auszustrahlen" .<strong>Der</strong> blinde Fleck aller Wahrnehmung wird hier technischkonkret: "Es ist nur zu bezeichnend, wie der Inhalt jedesMediums der Wesensart des Mediums gegenüber blind macht"; die von Paul de Man für die Mechanismen der Literaturder Romantik analysierte Dialektik von Blindness and Insightist hier unmetaphorisch faßbar - oder metaphorisch im striktnachrichtentheoretischen <strong>Sinn</strong>.Günther Ücker zufolge lesen sich die Schriften von Malewitsch"wie ein mönchisches Medium, <strong>das</strong> eine Botschaft empfängt" -der medienasketische <strong>Blick</strong>.178So paraphrasiert von Rico Hartmann, Humboldt-Universität zu Berlin, Medienwissenschaft179Clement Greenberg, Modernistische Malerei, in: ders., Die Essenz der Moderne. Ausgewählte Essays undKritiken, hg. v. Karlheinz Lüdeking, Dresden (Verlag der Kunst) 1997, 265f180Boris Groys, Unter Verdacht. Eine Phänomenologie der Medien, Carl Hanser Verlag 2000, 104

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