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Kalter Sinn. Der medienarchäologische Blick, das ...

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wird, je mehr sie auf einen bestimmten Anschluß und einenbestimmten <strong>Sinn</strong> verzichtet. 218Gegenüber beiden Strategien sollte ein Zugriff auf Bilderdiskutiert werden, der von jeglicher <strong>Sinn</strong>bildung, sei es durchÄhnlichkeit oder Inhalt absieht und „<strong>Sinn</strong>" nicht als Bedeutung(siehe Frege), sondern im <strong>Sinn</strong>e der etymologischen Ableitungdurch die Gebrüder Grimm als Deuten auf etwas, als vektorielleBestimmung, mithin also signaltechnisch als Zeiger auf Daten(Pointer) liest. Das bedingt ein Sich-Einlassen auf den genuin„archäologischen", d. h. kalten, von Einbildungskräften freien<strong>Blick</strong> des Computers, der Signifikanten rein signifikant, also(im <strong>Sinn</strong>e der Hermeneutik) deutungsfrei liest (scanning).Dziga Vertov unterstreicht die nicht-menschliche Option desKinoauges für ein genuin visuelles Denken, demnach dieGedanken von der Leinwand direkt in <strong>das</strong> Gehirn der Zuschauerfallen: „Die Gedanken müssen unmittelbar aus der Leinwandhervorquellen, ohne Vermittlung über Worte - ein lebendigerKontakt mit der Leinwand, eine Übertragung von Gehirn zuGehirn“ .Jörg Becker, Autor und Filmhistoriker, hat einen visuellenTopos, <strong>das</strong> Motiv der Abschiede, aus der Medialität derKinematographie selbst entwickelt. 219 Filmische Abschiede findenklassischerweise vor abfahrenden Zügen statt; hier findet eineTechnologie des Films sich selbst: Kamerfahrten auf Schienen.Die Kopplung von Menschen und abfahrendem Objekt (Zug) bildenein dankbares Objekt für informatisierte Bildmotivsuche. Schonder Einsatz von Qualm, von Rauch ist hier eine optische Optionfür Algorithmen, die nach statistisch gleichverteiltenPartikeln suchen.Doch dieses Spiel zwischen subjektiver Zeit(Erinnerungsbilder) und objektiver Zeit (Gegenwart) bedarfimmer noch des zusätzlichen Einsatzes von Musik, weil Bilderan entsprechenden Stellen nicht hinreichen, die bewegteEmotionen zu signalisieren (Grenzen von movies). Ein digitalerAnknüpfungspunkt wäre hier gerade Bildsuche anhand von Tönen.Die erinnerte Abfolge analoger Bildmotive steht im krassenGegensatz zu dem, was der Computer erinnert. Grenzen undChancen zwischen digitaler und menschlicher Bildwahrnehmung:Menschen können dramatische Motive viel schneller erinnern undzusammenbringen; andererseits vermag der Computer unerwarteteAllianzen zwischen Bildfolgen zu erzeugen.218Siehe W. E. (gemeinsam mit Stefan Heidenreich), Image retrieval und visuelles Wissen, in: KonferenzbandEVA ´97 Berlin (Electronic Imaging & the Visual Arts), Elektronische Bildverarbeitung & Kunst, Kultur,Historie, 12.-14. November 1997, veranstaltet von der Gesellschaft zur Förderung angewandter Informatik e.V.(Berlin) und Vasari Enterprises (Aldershot) 1997, abstract219Vgl. den Beitrag von Jörg Becker in: W. E. / Stefan Heidenreich / Ute Holl (Hg.), Suchbilder. Bildarchive derGegenwart, Berlin (Kadmos Kulturverlag) 2003

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