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Kalter Sinn. Der medienarchäologische Blick, das ...

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Foucault fragt, "in welchen Formen, durch welche Kanäle undentlang welcher Diskurse die Macht es schafft, bis in diewinzigsten und individuellsten Verhaltensweisen vorzudringen" 11. Hier fassen wir ein zentrales Kriterium für den Medien-Begriff: den Kanal (laut Shannon "merely the medium" allerSignalübertragung). Mit Foucault über Foucault hinaus gelangenwir damit vom raumzeitlichen Apriori Immanuel Kants über <strong>das</strong>diskursanalytisch konrektisierte historische Apriori Foucaultshin zum medienarchäologischen Apriori.Diskurse formieren sich ihrerseits zu einem Archiv, dem System oder allgemeinen Gesetz diskursiverRegelmäßigkeiten. Es bezeichnet <strong>das</strong> umfassende historische Apriori, die in einer bestimmten Epoche gegebeneGesamtheit der Bedingungen für die Formation von Aussagen und Diskursen. Kant denkt <strong>das</strong> Apriori rein, vom wahrnehmenden Subjekt her;Foucault dagegen beschreibt <strong>das</strong> Apriori als radikalhistorisches. Es ist der Einsatz des medienarchäologischen<strong>Blick</strong>s als Theorie, den Begriff des Apriori positiv zubesetzen: nämlich die Technologien selbst als technischesApriori zu behaupten. 12Da, wo Geschichte war, ist jetzt Foucault (frei nach AnnaFrohberg). Man muß sich vom geschichtlichen Subjekt selbstbefreien, d. h. zu einer Analyse gelangen, welche dieKonstitution des Subjekts im genealogischen Zusammenhang zuerklären vermag. Genau darauf zielt eine Darstellungsform,welche die Konstitution von Wissen, von Diskursen und vonGegenstandsfeldern berichtet, ohne sich auf ein emphatischesSubjekt beziehen zu müssen, welches <strong>das</strong> Feld der Ereignissetranszendiert "und es mit seiner leeren Identität die ganzeGeschichte hindurch besetzt" 13 . Ist diese Entlastung von derSubjektzentriertheit mit Hilfe des medienarchäologischen<strong>Blick</strong>s möglich? Das Individuum ist also nicht <strong>das</strong> Gegenüberder Macht; es ist vielmehr eine seiner ersten Wirkungen, ihrverbindendes Element. "Die Macht geht durch <strong>das</strong> Individuum <strong>das</strong>sie konstituiert hat, hindurch" . Beidieser Gelegenheit kommt die Differenz zwischen "Diskurs" und"Dispositiv" ins Spiel. In <strong>Der</strong> Wille zum Wissen heißt es ineiner Anmerkung des Übersetzers, daß der französische Begriffdispositif sich vornehmlich in juristischen, medizinischen undmilitärischen Kontexten findet; "er bezeichnet die(materiellen) Vorkehrungen, die eine strategische Operationdurchzuführen erlauben" .<strong>Der</strong> medienarchäologische <strong>Blick</strong> fokussiert dezidiert die Rollevon Materialitäten und Medien, sonst driftet die Theorie ineine philosophische Diskussion ab. <strong>Der</strong> "kalte <strong>Blick</strong>" vermagalso als Diskursanalyse fungieren; diese ist überhaupt nur als11Michel Foucault, <strong>Der</strong> Wille zum Wissen, Frankfurt/M. (Suhrkamp) 1983, 2112Siehe <strong>das</strong> programmatische "Editorial" zu: Friedrich Kittler, Samuel Weber und Manfred Schneider (Hg.),Diskursanalysen 1: Medien, Opladen (Westdeutscher Verl.), xxx13Michel Foucault, Dispositive der Macht, Berlin (Merve) 1978, 32

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