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Kalter Sinn. Der medienarchäologische Blick, das ...

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not have any type of similarity with what it is a sign for.“ 36<strong>Der</strong> medienarchäologische <strong>Blick</strong> reflektiert seine eigenenBrechungen. "Daß die Sehmaschinen, Kameraaugen und ihreÜberführung in entäugte Signalanlagen, Superrealitäthervorbringen, <strong>das</strong> ist der Schein, der nicht einmal mehrtrügt." 37 Steht der Bildscanner auf Seiten der tierischenWahrnehmung?Je nach den Anforderungen, welche eine Umwelt an den Organismus stellt, wird er sich mit Signalen mehr oderweniger ausgeprägter Struktur begnügen können . Offenbar erschöpft sich die Bedeutung der <strong>Sinn</strong>e für denMenschen aber nicht in ihrer Information. Hier kommt die Differenz von senso-motorischer (transitiver)und ikonologischer Verarbeitung von Bildsignalen ins Spiel;dazwischen schwebt, oszillierend, <strong>das</strong> Schema. Erst aus derBeobachterperspektive des Menschen macht es <strong>Sinn</strong>, den Signaldurchden signifikanten Zeichenbegriff zu ersetzen:Auf der Ebene der Maschine waren wir noch im Bereich der Kybernetik, die sich für <strong>das</strong> Signal interessiert.Durch die Einführung des Menschen sind wir zur Welt des <strong>Sinn</strong>es übergegangen. Es hat sich einSignifikationsprozeß eröffent, weil <strong>das</strong> Signal nicht mehr eine Reihe von diskreten Einheiten ist, die in bitInformationen berechenbar sind, sondern eine signifikante Form, die der menschliche Empfänger mit Bedeutungfüllen muß. 38"Muß"? Dem gegenüber steht der medienarchäologische <strong>Blick</strong>, derdie Wahrnehmung des Scanners selbst zum Archäologen einesBild-Wissens macht, <strong>das</strong> menschlichen, (be)deutungsfixiertenAugen entgeht und gerade die Leere, die Verständnislosigkeit,die "Blödigkeit der Signifikanten" (Lacans alphabêtise) zurChance erklärt und damit auf andere, denk- und sichtbareZusammenhänge, etwa die strikt formalen Ähnlichkeiten zwischenden Bildern, lenkt - die Realität elektronischerÜberwachungssysteme im Kriegs-, Wirtschafts- und Polizeiwesen,in denen nicht mehr Menschen mit Maschinen, sondern Maschinenuntereinander kommunizieren. <strong>Der</strong> informationstheoretischgesättigte Kommunikationsbegriff macht die kybernetischinformierte, also schaltbare Semiotik (Bense, Eco, aber auchSaussures "circuit de la parole") zu ihrem Spezialfall. 39<strong>Der</strong> kalte <strong>Blick</strong> zweiter Ordnung: Kybernetik36Helmholtz, Science and Culture. Popular and Philosophical Essays, Chicago 1995, 347; dazu Hans GüntherDosch, The Concept of Sign and Symbol in the Work of Hermann Helmholtuz and Heinrich Hertz, in: Etudes delettres 1-2 (1997), 47-61, und Laura Otis, The Metaphorical Circuit. Organic and Technological Communicationin the Ninetenth Century, in: Journal of the History of Ideas, January 200237Erwin Reiss / Siegfried Zielinski, An die Passagiere, in: dies. (Hg.), Grenzüberschreitungen. Eine Reise durchdie globale Filmlandschaft, Berlin (Spiess) 1992, 7-24 (14 u. 20)38Umberto Eco, Vom Signal zum <strong>Sinn</strong> (1968), in: Engell u. a. (Hg.) 1999: 192-195 (192)39Zum uneindeutigen Verhältnis von Signal- und Zeichenbegriff siehe Jürgen Trabant, Zeichen des Menschen.Elemente der Semiotik, Frankfurt/M. (Fischer) 1989, bes. Kapitel 6: Informationstheorie und Semiotik:"Kommunikationswissenschaft", 69-74

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