Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
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2.3 Zug, Ansiedlungsverhältnisse, Sterb lichkeit<br />
und Altersstruktur<br />
2.3.1 Vorbemerkungen<br />
Seit m<strong>in</strong>destens 70 Jahren werden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> Weißstörche<br />
zu wissenschaftlichen Zwecken ber<strong>in</strong>gt. Damit hat die<br />
Weißstorchber<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> diesem Lande e<strong>in</strong>e lange Tradition.<br />
Diente die Ber<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> den ersten Jahrzehnten vorwiegend<br />
der Erforschung der Zugwege der Art, so galt <strong>in</strong> jüngerer<br />
Zeit das Interesse zunehmend auch populationsökologischen<br />
Fragestellungen (z.B. CREUTZ 1982). Kenntnisse z. B.<br />
über die Sterblichkeit, das Erstbrutalter und die Ansiedlungsverhältnisse<br />
(Dismigration) s<strong>in</strong>d wichtig für das Verständnis<br />
der Populationsdynamik e<strong>in</strong>er Art und im wesentlichen<br />
nur über die Ber<strong>in</strong>gung zu erhalten. Doch geht es nicht<br />
darum, möglichst viele Vögel mit R<strong>in</strong>gen zu markieren. Die<br />
gezielte Suche nach R<strong>in</strong>gvögeln und die Ablesung der R<strong>in</strong>ge<br />
sowie die Erfassung wichtiger Daten zu diesen Vögeln<br />
(Brutstatus usw.) s<strong>in</strong>d die Grundlage für die ent schei -<br />
denden Schlußfolgerungen. Ber<strong>in</strong>gungsprogramme für den<br />
Weiß storch müssen also die Ber<strong>in</strong>gung und die möglichst<br />
flächendeckende Erfassung von R<strong>in</strong>gvögeln be<strong>in</strong>halten, wie<br />
das schon mehrfach gefordert wurde (z. B. SIEFKE 1989,<br />
KÖPPEN 1996a, b).<br />
Zum Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> liegt e<strong>in</strong> umfangreiches Wiederfundmaterial<br />
vor. Es bot sich an, dieses Material zu analysieren,<br />
um die Ergebnisse <strong>in</strong> das „<strong>Artenschutzprogramm</strong><br />
Weißstorch“ e<strong>in</strong>fließen zu lassen. Dabei sollte man sich<br />
stets dessen bewußt se<strong>in</strong>, daß es sich um e<strong>in</strong>e regionale Auswertung<br />
mit all ihren Vor- und Nachteilen handelt. Die Vorteile<br />
bestehen u. a. <strong>in</strong> der Überschaubarkeit des Materials<br />
Anzahl Ber<strong>in</strong>gungen<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
und dar<strong>in</strong>, daß Aussagen für das Land <strong>Sachsen</strong> möglich<br />
s<strong>in</strong>d, ohne zw<strong>in</strong>gend auf allgeme<strong>in</strong>e Ergebnisse oder Ergebnisse<br />
aus anderen Gebieten (die oft nicht so ohne weiteres<br />
übertragbar s<strong>in</strong>d) angewiesen zu se<strong>in</strong>. Die Nachteile e<strong>in</strong>er<br />
solchen Auswertung liegen z. B. im vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen<br />
Umfang des Materials für e<strong>in</strong>zelne Fragestellungen und<br />
<strong>in</strong> den verschiedenen Wiederfund-Wahrsche<strong>in</strong>lichkeiten im<br />
Gebiet bzw. außerhalb des Gebietes.<br />
Von besonderer Naturschutzrelevanz s<strong>in</strong>d die Parameter<br />
Dismigration und Mortalität. In Zusammenhang mit der<br />
Mortalität steht auch die Analyse der Todesursachen, die<br />
Aussagen zur Gefährdung der Art ermöglicht und deren Ergebnisse<br />
deshalb <strong>in</strong> Kap. 2.5.7 dargestellt werden. Und<br />
Kenntnisse zum Zugverhalten, d. h. darüber, <strong>in</strong> welchen Gebieten<br />
sich die Störche im Jahresverlauf aufhalten, s<strong>in</strong>d<br />
nicht nur <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von Interesse.<br />
2.3.2 Ber<strong>in</strong>gungs- und Wiederfundmaterial<br />
Ber<strong>in</strong>gungszahlen<br />
Die Daten im Datenspeicher der Ber<strong>in</strong>gungszentrale Hiddensee<br />
reichen zurück bis zum Jahr 1929. Bis 1963 wurden<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> R<strong>in</strong>ge der Ber<strong>in</strong>gungszentralen Rossitten/Ra -<br />
dolf zell und Helgoland verwendet. Die Zahl der ber<strong>in</strong>gten<br />
Störche aus dieser Zeit ist nicht bekannt. Vom Jahre 1964 an<br />
erfolgte die Ber<strong>in</strong>gung im gesamten Gebiet der ehemaligen<br />
DDR mit R<strong>in</strong>gen der Vogelwarte Hiddensee. In <strong>Sachsen</strong><br />
wurden seitdem 7.168 Weißstörche markiert (Stichtag<br />
31.5.1999); dabei handelte es sich zu über 99 % um Nest -<br />
l<strong>in</strong>ge. Die jährlichen Ber<strong>in</strong>gungszahlen (bis e<strong>in</strong>schließlich<br />
1998) s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb. 16 dargestellt.<br />
1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997<br />
Abb. 16: Jährliche Anzahl ber<strong>in</strong>gter Weißstörche von 1964 bis 1998 <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
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