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Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen

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• Absturz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Schornste<strong>in</strong>, Lüfter o.ä.<br />

• Gefieder verölt<br />

• Schußverletzung<br />

• Vergiftung<br />

• Mißbildung, Federschaden<br />

Häufigste E<strong>in</strong>lieferungsursachen mit nachfolgendem Todesfall<br />

s<strong>in</strong>d nach KAATZ (1997) Frakturen (30 %), B<strong>in</strong>degarn -<br />

abschnürungen (17 %) und Anflüge an elektrotechnische<br />

Anlagen (13 %). Wieder ausgewilderte Störche s<strong>in</strong>d zu 31 %<br />

wegen Verletzungen (v. a. Traumata), zu 23 % als abgedrängte<br />

bzw. Spätbrut-Junge und zu 17 % als Junge von verunglückten<br />

Altvögeln e<strong>in</strong>geliefert worden.<br />

VÖLLM (1995) wertete Untersuchungsberichte von 172<br />

Weißstörchen aus der Schweiz aus, die zur Abklärung der<br />

Todesursache <strong>in</strong> Veter<strong>in</strong>är<strong>in</strong>stitute e<strong>in</strong>geliefert wurden. Bei<br />

nestjungen Vögeln waren <strong>in</strong> unerwarteter Weise Kropf- und<br />

Magenüberladungen (v. a. wegen Fremdkörpern) sehr häufig.<br />

Ebenso regelmäßig traten <strong>in</strong> dieser Altersstufe Infektionen<br />

(Mykose der Lungen, Rotlauf<strong>in</strong>fektion u.a.) und Unterkühlungen<br />

(bei Schlechtwetterlagen) auf. Vögel im Alter<br />

zwischen 2,5 Monaten bis zu e<strong>in</strong>em Jahr s<strong>in</strong>d vor allem<br />

nach Unfällen (im Zusammenhang mit Flugübungen), daneben<br />

wegen Herztodes (aufgrund von Stoffwechselstörungen)<br />

und Infektionen gestorben. Auch bei (sub)adulten<br />

Störchen waren Unfälle und Infektionen die häufigste<br />

Todesursache.<br />

5.5.3 Fang und Transport<br />

Nachdem man sich für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen entschieden hat, beg<strong>in</strong>nt<br />

der mitunter schwierige praktische Teil des E<strong>in</strong>fangens,<br />

Transportes und der ersten Hilfe. Bereits hier sollten<br />

Fachleute beteiligt se<strong>in</strong> oder wenigstens zu Rate gezogen<br />

werden, um als Laie Fehler zu vermeiden, die dem Vogel<br />

schaden.<br />

Als Fangmethoden für flugfähige Weißstörche kommen<br />

die nachfolgend genannten <strong>in</strong> Frage, wobei die jeweilige<br />

Auswahl von den vorhandenen Bed<strong>in</strong>gungen abhängt. In jedem<br />

Fall sollte man die schonendste Methode anwenden.<br />

• Auslegen e<strong>in</strong>er Fußschl<strong>in</strong>ge<br />

• Auslegen von Futter, das mit e<strong>in</strong>em Narkosemittel präpariert<br />

wurde<br />

• Auswerfen e<strong>in</strong>es Netzes per Hand oder mittels Spezial -<br />

gewehr (KAATZ 1999)<br />

• Fang mit Kescher oder per Hand nach Treiben <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Gebäude o.ä.<br />

Das Ergreifen e<strong>in</strong>es Storches ist je nach Temperament, Umfang<br />

der Verletzung bzw. der Schwäche unproblematisch<br />

bis gefährlich, denn mit dem Schnabel kann e<strong>in</strong> Storch<br />

ziemlich wehrhaft se<strong>in</strong>. Deshalb sollte man sich dem Vogel<br />

stets von h<strong>in</strong>ten nähern, schnell um Flügel und Körper greifen<br />

und ihn dann mit dem Kopf nach h<strong>in</strong>ten unter den Arm<br />

76<br />

Schutz maßnahmen<br />

Abb. 84: Verletzter Weißstorch im Transportbehältnis (Jute -<br />

sack), 6.12.99 (Foto: A. Gebauer)<br />

klemmen. So kann die Schnabelspitze zwar <strong>in</strong> die Hose<br />

zwicken, aber nicht das Auge des Fängers erreichen. Ebenso<br />

wichtig ist es, die Be<strong>in</strong>e festzuhalten, damit der Storch<br />

durch Strampeln sich nicht selbst oder den Ergreifer verletzt<br />

(FOWLER 1995).<br />

Auch bei der Untersuchung und Behandlung e<strong>in</strong>es Storches<br />

muß man den richtigen Umgang beachten. Die Fixierung erfolgt<br />

am besten am Boden, auf e<strong>in</strong>em Tisch oder dem<br />

Schoß, wenn vorhanden mit untergelegter Decke. Die Be<strong>in</strong>e<br />

des Vogels sollten angew<strong>in</strong>kelt unter dem Körper liegen,<br />

Kopf und Flügel (ggf. von e<strong>in</strong>er zweiten Person) festgehalten<br />

werden.<br />

Zum Transport s<strong>in</strong>d geeignete Behältnisse zu verwenden.<br />

Nicht jeder hat speziell für Schreitvögel angefertigte Transportkisten<br />

zur Hand, wie sie <strong>in</strong> Tiergärten oder Storchenaufzuchtstationen<br />

genutzt werden. Diese s<strong>in</strong>d an den Seiten und<br />

vor allem im Deckel abgepolstert. Wenn es die Größe des<br />

Fahrzeuges hergibt, tut es e<strong>in</strong> Waschmasch<strong>in</strong>en- oder Kühlschrankkarton<br />

ebenso. E<strong>in</strong>e solcher Karton hat den Vorteil,<br />

daß der Vogel stehen kann. Der Boden muß allerd<strong>in</strong>gs mit<br />

e<strong>in</strong>em rutschfesten Belag (z. B. altem Teppichboden) ausgelegt,<br />

und das untere Kistendrittel mit Lüftungslöchern ausgestattet<br />

werden.<br />

Für e<strong>in</strong>en kurzen und platzsparenden Transport haben sich<br />

leichte Baumwoll-, Jute- oder Gemüsesäcke bewährt. Der<br />

Storch wird dazu rückwärts mit angew<strong>in</strong>kelten Be<strong>in</strong>en so<br />

weit <strong>in</strong> den Sack geschoben, daß Kopf und Hals außen bleiben.<br />

Oberhalb des Nackens wird dann der Sack gerafft und<br />

mit e<strong>in</strong>em festen Strick zusammengebunden.

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