Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
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2.5 Gefährdungen<br />
2.5.1 Lebensraumveränderungen<br />
An erster Stelle der Gefährdungsursachen steht für den<br />
Weißstorch auch im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> die Bedrohung se<strong>in</strong>er<br />
Lebensgrundlagen, d.h. die weitere E<strong>in</strong>schränkung se<strong>in</strong>es Le -<br />
bensraumes und dabei besonders se<strong>in</strong>er Nahrungsgrundlagen.<br />
Dieser bereits vor längerer Zeit <strong>in</strong> Gang gekommene wechselvolle<br />
Prozeß wirkt großflächig und langfristig, so daß dessen<br />
Wirkungen nicht sofort sichtbar werden und schwer<br />
quantifizierbar s<strong>in</strong>d. Verursacher s<strong>in</strong>d viele Wirtschafts -<br />
bereiche, vor allem durch den Bau von Wohn-, Industrieund<br />
Gewerbegebieten, Straßen und W<strong>in</strong>dkraftanlagen, durch<br />
Abbau von Bodenschätzen (<strong>in</strong>sbesondere Sand, Kies und<br />
Braunkohle) sowie durch Nutzungs<strong>in</strong>tensivierung und Eutrophierung<br />
im Agrarraum, verbunden mit erheblichen standörtlichen<br />
und funktionellen Veränderungen. In starkem<br />
Maße wirken auch länger zurückliegende Maßnahmen nach.<br />
Bebauung<br />
Die folgenden Zahlen zu Entwicklungstendenzen im Umland<br />
großer Städte <strong>Sachsen</strong>s verdeutlichen diese Aussage<br />
(SCHMIDT et al. 1993). Danach waren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em 686 km 2<br />
großen Gebiet des Umlandes von Dresden mit e<strong>in</strong>em Weißstorchbestand<br />
von 16 Paaren (Stand 1994) Baugebiete mit<br />
e<strong>in</strong>em Flächenbedarf von 10 bis 17 km 2 ausgewiesen. E<strong>in</strong><br />
weiterer Flächenbedarf von 4–7 km 2 war für die technische<br />
Erweiterung des Flugplatzes Dresden geplant. Ke<strong>in</strong>e Angaben<br />
zum Flächenbedarf lagen zu den vielen Straßenbauprojekten<br />
vor. SCHMIDT et al. (1993) schrieben: „So ist e<strong>in</strong>e<br />
durchaus ernst zu nehmende Zersiedlungstendenz vor allem<br />
nördlich und östlich von Dresden festzustellen ...“.<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Zwischen 1988 und 1994 vergrößerten sich nach der Auswertung<br />
von Satellitendaten (KNAPP 1996) für den Raum<br />
Dresden (Untersuchungsfläche ca. 1000 km 2 ) die Baugebiete<br />
um 0,9% und die Bebauung um 0,3%. Dafür verr<strong>in</strong>gerte sich<br />
die landwirtschaftliche Nutzfläche um fast 3%.<br />
Im Umland (620 km 2 ) von Leipzig, wo 1994 neun Weißstorchnester<br />
besetzt waren, erfolgten zu diesem Zeitpunkt Planungen<br />
für Baugebiete mit e<strong>in</strong>em Gesamt-Flächenbedarf von 18<br />
bis 36 km 2 . Zusätzlich wurden 8 bis 14 km 2 für Verkehrsbauten,<br />
Flugplatz sowie Ver- und Entsorgung benötigt. SCHMIDT<br />
et al. (1993) führten dazu aus: „Große Teile des Untersuchungsgebietes<br />
werden damit künftig h<strong>in</strong>sichtlich ihrer Bebauung<br />
e<strong>in</strong>e Dichte wie Stadtteile e<strong>in</strong>er Kernstadt erreichen“.<br />
Auch im Umland von Görlitz (267 km 2 ) gab es im Untersuchungszeitraum<br />
e<strong>in</strong>en Flächenbedarf für Baugebiete, technische<br />
Infrastruktur und Verkehrsflächen von 3,0 bis 4,5 km 2 .<br />
Dazu schreiben die gleichen Autoren: „Die bisherigen Planungsabsichten<br />
sehen zu etwa 98 % Neubauten auf bisher unbebauter<br />
Fläche vor.“<br />
Landwirtschaft<br />
E<strong>in</strong>e besondere Stellung bei der Bee<strong>in</strong>trächtigung des Weißstorchlebensraumes<br />
nimmt die Landwirtschaft e<strong>in</strong>. Ände run gen<br />
<strong>in</strong> der Produktionsstruktur <strong>in</strong> Form des Rückganges der Tierproduktion<br />
führen zwangsläufig zur Verr<strong>in</strong>gerung der Futterflächen<br />
als wichtigeNahrungshabitate des Weißstorchs(Tab.21).<br />
Der Ackerfutterbau g<strong>in</strong>g mit Ausnahme von Grün- und Silomais<br />
von 1990 (123 Tha) bis 1993 (76 Tha) kont<strong>in</strong>uierlich<br />
zurück. Das betrifft <strong>in</strong>sbesondere Luzerne, Rotklee und deren<br />
Gemische mit Gräsern, die durch ihre entwicklungsbed<strong>in</strong>gte<br />
Mahd zwei- bis fünfmal pro Jahr für den Weißstorch<br />
hervorragende Nahrungshabitate darstellen. Das Gegenteil<br />
bilden Grün- und Silomais (1993: 67 Tha) mit Bestellung<br />
Abb. 51: W<strong>in</strong>dkraftanlagen <strong>in</strong> der näheren Umgebung des Neststandortes; 2000, Kle<strong>in</strong>röhrsdorf/Lkr. Kamenz<br />
Foto: F. Förster<br />
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