Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
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Abb. 89: erfolgreiche Weißstorch-Umsiedlung. Rechts im<br />
Bild mit Abweiser versehener alter Neststandort<br />
auf historischem Gebäude (Fasanenschlößchen) –<br />
l<strong>in</strong>ks im Bild neu errichtete Nisthilfe (Mast). 1993,<br />
Moritzburg / Lkr. Meißen Foto: S. Teschner<br />
ders schutzwürdiger Vogelarten stehen die <strong>in</strong> Tab. 28 auf -<br />
geführten Beobachtungen.<br />
Das Pilotprojekt „Sohlwiesen“ wurde durch umfangreiche<br />
Öffentlichkeitsarbeit des Naturschutz<strong>in</strong>stitutes Region<br />
Dres den begleitet, u. a. durch Interviews im MDR-Fernsehen,<br />
Beiträge <strong>in</strong> der Tagespresse (Sächsische Zeitung,<br />
Dresdner Neueste Nachrichten) und Veröffentlichungen <strong>in</strong><br />
<strong>Publikationen</strong> des Naturschutzes (z. B. ROCKSTROH &<br />
SCHIMKAT 1997).<br />
Zur Renaturierung des Romereigrabens Oberseifersdorf<br />
startete 1995 der Freiwillige Wählervere<strong>in</strong> Mittelherwigsdorf<br />
e.V. im Kreis Löbau - Zittau die Wiederherstellung von<br />
Nahrungshabitaten für den Weißstorch durch Vernässung<br />
von Wiesenflächen, randliche Gehölzanpflanzungen, Teichbau<br />
und Fließgewässerrenaturierung auf ca.7 ha Fläche. Der<br />
verrohrte Graben wurde geöffnet, die Verrohrung entfernt<br />
und das Bachbett neu gestaltet. Besonderes Augenmerk galt<br />
dabei e<strong>in</strong>er möglichst naturnahen Gestaltung des Gewässers<br />
mit unterschiedlichen Böschungsneigungen, hoher Substratdiversität<br />
und unterschiedlichen Fließgeschw<strong>in</strong>digkeiten.<br />
Der gesamte Gewässerverlauf wurde gruppenweise mit<br />
standorttypischen und heimischen Baumarten bepflanzt.<br />
Sumpf- und Wasserpflanzen, wie Sumpfvergißme<strong>in</strong>nicht,<br />
Bachbunge oder Schilf wurden hier und an neu angelegten<br />
Teichen als Initialpflanzen ausgebracht.<br />
Die Teiche s<strong>in</strong>d unter Ausnutzung der natürlichen Gegebenheiten<br />
so angelegt, daß die Wasserspeisung aus schließlich<br />
durch austretendes Quellwasser erfolgt. Bei erhöhtem Wasserstand<br />
kann Teichwasser über e<strong>in</strong>en Überlauf <strong>in</strong> die geschaffenen<br />
Feuchtwiesen ablaufen und durch den Romereigraben<br />
aufgenommen werden.<br />
Die gestalteten Habitate wurden durch Gehölzpflanzungen<br />
zur Ackergrenze abgegrenzt.<br />
84<br />
Umsetzung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es<br />
Es s<strong>in</strong>d große Röhrichte sowie Hochstaudenflächen mit Mädesüß,<br />
Kohlkratzdistel, Blut- und Gilbweiderich, zum Teil<br />
bereits flächendeckend, anzutreffen. Sumpfvergißme<strong>in</strong>nicht,<br />
Bittersüßer Nachtschatten und Froschlöffel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> weiterer<br />
Ausbreitung begriffen. Teichfrosch und Grasfrosch konnten<br />
als erste sich ansiedelnde Amphibien festgestellt werden.<br />
Im Regierungsbezirk Chemnitz wurde als habitatverbessernde<br />
Maßnahme das Pilotprojekt „Limbacher Teiche“<br />
mit folgenden Aktivitäten umgesetzt:<br />
– Kauf e<strong>in</strong>er 3,5 ha großen Fläche und die Anlage von Kle<strong>in</strong> -<br />
gewässern am Ostufer des „Großen Teichs“ bei Limbach<br />
– Kauf e<strong>in</strong>er knapp 11 ha großen renaturierten Feucht -<br />
wiese, dem sogenannten Lohteichtal<br />
– weißstorchgerechte Bewirtschaftung dieser und weiterer<br />
anschließender Flächen<br />
– Errichtung e<strong>in</strong>er Nisthilfe.<br />
Der NABU kaufte 1995 bis 1996 die Flächen am Ostufer<br />
des Großen Teiches, auf denen im April und Mai die Anlage<br />
flacher Kle<strong>in</strong>gewässer erfolgte. Erdkröten und Grasfrösche<br />
nutzten diese sofort als Laichgewässer. Die Kaulquappen<br />
dienten u. a. zahlreichen Graureihern als Nahrungsquelle.<br />
Die Grünlandflächen um die Gewässer wurden e<strong>in</strong>schürig<br />
gestaffelt gemäht.<br />
Im Jahr 1996 konnte die Agrargenossenschaft die Vere<strong>in</strong>barungen<br />
über die Staffelmahd nicht e<strong>in</strong>halten, weil die Mahd<br />
solch kle<strong>in</strong>er Teilflächen mit dem großen Tages betrieb<br />
schwer zu koord<strong>in</strong>ieren ist. E<strong>in</strong>e Lösung gelang mit der <strong>in</strong><br />
privater Regie von Genossenschaftsmitgliedern durchgeführten<br />
Staffelmahd (7 ha) sowie der Beweidung von 13 ha<br />
<strong>in</strong> Grünland umgewandelter Ackerfläche. Neben dem Weiß -<br />
storch profitierte e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Vogelarten von diesem<br />
Bewirtschaftungsregime, u. a. Mäusebussard, Graureiher,<br />
Lach möwe, Rotmilan, Turmfalke, Kiebitz und Feld lerche.<br />
Erfahrungen mit den Pilotprojekten zur Lebensraum -<br />
gestaltung:<br />
Nur wenn e<strong>in</strong>e Person oder e<strong>in</strong>e Gruppe anhaltend aktiv im<br />
beplanten Gebiet agiert, besteht die Chance, e<strong>in</strong> Projekt von<br />
der Objektliste bis zur Umsetzung durchzuführen und ggf.<br />
danach noch auszuweiten.<br />
Große Betriebe, wie Agrargenossenschaften, können nicht<br />
so flexibel bzw. kle<strong>in</strong>flächig wirtschaften, wie es bei Projektflächen<br />
oft erforderlich ist. Setzen sich alle Beteiligten<br />
zusammen (Regierungspräsidium, StUFA, UNB und Bewirtschafter),<br />
können dennoch befriedigende Lösungen gefunden<br />
werden.<br />
Für Projekte der Lebensraumaufwertung stehen gegenwärtig<br />
ke<strong>in</strong>e ausreichenden Bearbeitungskapazitäten zur Verfügung,<br />
da die Naturschutzbehörden mit „laufenden Arbeiten“<br />
und die überwiegend ehrenamtlichen Weißstorchbetreuer<br />
mit Bestandskontrolle sowie operativer Betreuung der Niststätten<br />
ausgelastet s<strong>in</strong>d.<br />
Art und Umfang der angestrebten Schutzmaßnahmen erfordern<br />
<strong>in</strong> der Mehrzahl als ersten Schritt die Erarbeitung e<strong>in</strong>es<br />
Projektes, um daraus den F<strong>in</strong>anzbedarf als Grundlage des