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Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen

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haben. Von den 202 Brutfolgeansiedlern s<strong>in</strong>d 159 (79 %)<br />

ihrem Ansiedlungsort treu geblieben, während 43 (21 %) zu<br />

e<strong>in</strong>em anderen Ort umgesiedelten. Die Häufigkeitsverteilung<br />

der Entfernungen dieser ersten Umsiedlungen ist <strong>in</strong> Tab. 9<br />

dargestellt.<br />

Der Median der Umsiedlungsentfernungen ist mit 4,8 km –<br />

im Vergleich zu dem der Ansiedlungsentfernungen – sehr<br />

ger<strong>in</strong>g. Umsiedlungen über mehr als 50 km s<strong>in</strong>d schon bemerkenswert.<br />

Die zwei weitesten Wiederfunde sollen deshalb<br />

zitiert werden:<br />

Hidd. B 5972<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 01.07.1988 <strong>in</strong> Ludwigsdorf/NOL (51.12 N, 15.00 E)<br />

als Brutvogel kontrolliert am 14.08.1993 <strong>in</strong> Jänkendorf/NOL<br />

(51.15 N, 14.49 E) 14 km WNW<br />

als Brutvogel kontrolliert am 02.07.1994 <strong>in</strong> Seehausen/Thür<strong>in</strong>gen<br />

(51.20 N, 11.07 E) 257 km W<br />

Hidd. B 3865<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 29.06.1987 <strong>in</strong> Nieska/Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

(51.26 N, 13.22 E)<br />

als Brutvogel kontrolliert am 30.06.1992 <strong>in</strong> Mieste/<strong>Sachsen</strong>-Anhalt<br />

(52.28 N, 11.13 E) 187 km NW<br />

als Brutvogel kontrolliert am 22.04.1994 <strong>in</strong> Osternienburg/<strong>Sachsen</strong>-Anhalt<br />

(51.48 N, 12.02 E) 93 km SE<br />

Auch bei späteren Brutfolgeansiedlungen f<strong>in</strong>den nicht selten<br />

Umsiedlungen statt, wobei e<strong>in</strong>ige Vögel stärker zu Ortswechseln<br />

neigen, während andere eher beständig ortstreu<br />

s<strong>in</strong>d (siehe z. B. auch CREUTZ 1982, 1988). Als Beispiel für<br />

häufiges Umsiedeln sei nochmals der Hiddensee-R<strong>in</strong>gvogel<br />

K 2142 erwähnt (s. S. 28). Dieses Männchen war offenbar<br />

mit 5 verschiedenen Weibchen verpaart (CREUTZ 1981a).<br />

Die Frage, ob Brutortswechsel häufig mit e<strong>in</strong>em Partner-<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 9: Umsiedlungsentfernungen bei der ersten Brutfolgeansiedlung<br />

Entfernung (km) 1–5 km 6–10 km 11–20 km 21–30 km 31– 40 km 41– 50 km > 50 km Median<br />

Anzahl 25 10 3 1 - 1 3 4,8 km<br />

Abb. 32: Kunststoff-Schnüre als Todesursache bei e<strong>in</strong>em<br />

nestjungen Weißstorch; 09.07.1994, Re<strong>in</strong>ersdorf /<br />

Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße<br />

wechsel <strong>in</strong> Zusammenhang stehen, kann anhand des vorliegenden<br />

Materials nicht beantwortet werden. Als weitere<br />

mögliche Ursachen für Umsiedlungen gibt CREUTZ (1988)<br />

an: Besetzung des Nestes durch andere Störche, Verlust des<br />

Nestes oder grobe Störungen und Brutverlust <strong>in</strong> der vorangegangenen<br />

Brutsaison.<br />

Die festgestellte Brutortstreue bzw. die ger<strong>in</strong>gen Umsiedlungsdistanzen<br />

zeigen, daß Weißstörche ihrem e<strong>in</strong>mal gewählten<br />

Ansiedlungsgebiet <strong>in</strong> der Regel auch <strong>in</strong> den folgenden<br />

Brutzeiten treu bleiben. Dieses ist typisch für Arten mit<br />

e<strong>in</strong>em über die Jahre relativ stabilen Nahrungsangebot (vgl.<br />

ULBRICHT 1988). Im Vergleich zu den Ansiedlungen ist die<br />

populationsökologische Bedeutung der Umsiedlungen beim<br />

Weißstorch ger<strong>in</strong>g (s. auch SIEFKE 1981).<br />

2.3.5 Sterblichkeit<br />

Berechnung der Sterblichkeit (Mortalität) anhand der<br />

Totfunde<br />

Für die Berechnung standen 402 Wiederfunde nestjung ber<strong>in</strong>gter<br />

Weißstörche zur Verfügung. Die Grundlagen für die<br />

Mortalitätsberechnungen s<strong>in</strong>d von KLENKE (1992) ausführlich<br />

dargestellt worden. Es sollen hier zwei Methoden zur<br />

Anwendung kommen. Grundlage für die Berechnung bildet<br />

e<strong>in</strong>e Wiederfundmatrix (Tab. 10) sämtlicher Totfunde. Die<br />

erste, sehr e<strong>in</strong>fache Methode setzt e<strong>in</strong>e vollständige Wiederfundmatrix<br />

voraus bzw. ist nur auf die vollständigen Jahrgänge<br />

- d.h. die Jahrgänge, für die aufgrund des festgestellten<br />

Höchstalters ke<strong>in</strong>e Wiederfunde mehr zu erwarten s<strong>in</strong>d -<br />

anwendbar. Die Sterblichkeit wird aus der Zahl der Totfunde<br />

im jeweiligen Lebensjahr, bezogen auf die zu Beg<strong>in</strong>n des<br />

Lebensjahres noch Lebenden, berechnet. Die Angaben werden<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Lebenstafel nach HICKEY (1952) zusammengestellt<br />

(Tab. 11).<br />

Nach dieser Rechnung, die – wie die anderen Methoden<br />

auch – eher den Charakter e<strong>in</strong>er Schätzung hat, betrug die<br />

Sterblichkeit der Weißstörche im ersten Lebensjahr 57 %<br />

(bzw. die Überlebensrate 43 %). Die Sterblichkeit <strong>in</strong> den<br />

folgenden Lebensjahren bis zum 14. Lebensjahr lag zwischen<br />

7,1 und 37,5 % (Abb. 33).<br />

Wegen der ger<strong>in</strong>gen Fundanzahl pro Altersklasse wurden<br />

diese Werte zusammengefaßt, wodurch sich e<strong>in</strong>e mittlere<br />

Sterblichkeit von 21,2 % (bzw. e<strong>in</strong>e Überlebensrate von<br />

78,8 %) ergab. Die Werte für das 15. bis 17. Lebensjahr<br />

wurden aus methodischen Gründen ausgeklammert. Es deutet<br />

sich hier aber e<strong>in</strong>e altersbed<strong>in</strong>gte Erhöhung der Mortalität<br />

an. Auffällige altersspezifische Unterschiede gibt es<br />

zwischen dem ersten Lebensjahr und den folgenden Jahren.<br />

BAIRLEIN & ZINK (1979) ermittelten nach dieser Methode<br />

33

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