Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
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9 Kilometern reichten. Übere<strong>in</strong>stimmend zeigten die genannten<br />
Untersuchungen, daß <strong>in</strong>nerhalb der festgestellten<br />
Aktionsräume stets nur e<strong>in</strong> Teil der Fläche <strong>in</strong>tensiver zur<br />
Nahrungssuche genutzt wird. Detaillierte Angaben zur Nutzung<br />
der Nahrungshabitate s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von <strong>Publikationen</strong><br />
zu f<strong>in</strong>den (z. B. PINOWSKA & PINOWSKI 1989,<br />
BÖHNING-GAESE 1992, LAKEBERG 1995, LÖHMER & HARMS<br />
1999, OZGO &BOGUCKI 1999).<br />
Bei der 1994 erfolgten Intensivbeobachtung von 10 sächsischen<br />
Brutpaaren (s. Tab.19, S. 45) suchte e<strong>in</strong>s bevorzugt im<br />
4,5 km entfernten Teichgebiet nach Nahrung, m<strong>in</strong>destens drei<br />
wei tere Paare überschritten bei der Nahrungssuche oft die<br />
3 km-Distanz zum Brutplatz. Dafür wurden bei ihnen mehrmals<br />
Fremdstörche nahrungssuchend <strong>in</strong> Nestnähe beobachtet.<br />
Bedeutung des Grünlandes für die Nahrungsversorgung<br />
In allen Studien wird die Bedeutung des Grünlands für die<br />
Nahrungsversorgung hervorgehoben. So hatten die Störche<br />
bei OZGO & BOGUCKI (1999) <strong>in</strong> 65 %, bei LÖHMER & HARMS<br />
(1999) <strong>in</strong> 73 % und bei BOEHNING-GAESE (1992) sogar <strong>in</strong> bis<br />
zu 99 % der Fälle Grünland als Nahrungsfläche gewählt.<br />
Nach LAKEBERG (1995) wird Grünland vor allem dann zur<br />
Nahrungssuche genutzt, wenn es e<strong>in</strong>e durchschnittliche<br />
Wuchshöhe von unter 25 cm aufweist. E<strong>in</strong>e besondere Bedeutung<br />
haben Wiesen zudem zum Zeitpunkt der Mahd<br />
bzw. <strong>in</strong> der Zeit danach. Äcker spielen am ehesten im ab -<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
Abb. 45: Nahrungssuche auf e<strong>in</strong>er Wiese Foto: Archiv LfUG, R. Kam<strong>in</strong>ski<br />
geernteten Zustand, d. h. zum Ende der Nestl<strong>in</strong>gsphase h<strong>in</strong>,<br />
e<strong>in</strong>e Rolle (PINOWSKA & PINOWSKI 1989). Große Bedeutung<br />
als Nahrungshabitate für den Weißstorch besitzen Feucht -<br />
gebiete, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Feuchtgrünland gelegene Kle<strong>in</strong> -<br />
gewässer.<br />
Speziell für die neuen Bundesländer stellen die mit der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung nach 1990 verbundenen Zersiedelungen<br />
und Versiegelungen der Landschaft sowie die<br />
Strukturveränderung <strong>in</strong> der Landwirtschaft e<strong>in</strong>e große Gefahr<br />
für die Stabilität der Weißstorchbestände dar. Die<br />
Strukturänderung <strong>in</strong> der Landwirtschaft führte zu e<strong>in</strong>em<br />
drastischen Rückgang der Tierproduktion und damit der<br />
Ackerfutterflächen und Grünlandgebiete. Es ist deshalb not -<br />
wendig, die weitere Entwicklung der sächsischen Weißstorchpopulation<br />
und ihrer Lebensräume zu beobachten.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund diente die im Jahr 1994 vorgenommene<br />
Kartierung der Nahrungsflächen <strong>in</strong> der Umgebung<br />
fast aller sächsischen Nester nicht nur zur Beurteilung der<br />
gegenwärtigen Situation, sondern sie liefert auch wichtige<br />
Vergleichsdaten für zukünftige Untersuchungen.<br />
<strong>Sachsen</strong>weit konnten <strong>in</strong>sgesamt von 398 Nestern die Nahrungshabitate<br />
im Radius von 2 km um den Neststandort<br />
nach vorgegebener Methodik erfaßt und ausgewertet werden.<br />
Damit ist es gelungen, die Struktur der Nahrungshabitate<br />
für den Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> weitgehend flächendeckend<br />
zu dokumentieren.<br />
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