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Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen

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während von den sächsischen Ansiedlern nur 19 % <strong>in</strong> diesem<br />

Entfernungsbereich festgestellt wurden. Auch <strong>in</strong> der<br />

Auswertung von CREUTZ (1982) für die Oberlausitz waren<br />

Ansiedlungen im Bereich >100 km nur mit 22 % vertreten.<br />

Daß Ansiedlungen <strong>in</strong> Entfernungen von über 100 km im<br />

vorliegenden Material möglicherweise unterrepräsentiert<br />

s<strong>in</strong>d, kann u. a. damit zusammenhängen, daß <strong>in</strong> den angrenzenden<br />

Gebieten Polens und Tschechiens viel weniger Störche<br />

abgelesen werden als z. B. <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Relativ wenige Fundmeldungen enthielten Angaben zum<br />

Geschlecht der abgelesenen R<strong>in</strong>gvögel. Um dennoch Aussagen<br />

zu geschlechtsspezifischen Unterschieden im Ansiedlungsverhalten<br />

machen zu können, mußten diese Informationen<br />

nachträglich e<strong>in</strong>geholt werden. Nach diesem Mate rial<br />

betrug der Median der Ansiedlungsentfernungen der Männchen<br />

27 km (n=196) und der Weibchen 30 km (n=139). Es<br />

gibt somit ke<strong>in</strong>en Unterschied zwischen den Geschlechtern.<br />

Lediglich beim Anteil der Vögel, die sich <strong>in</strong> mehr als 200 km<br />

vom Geburtsort angesiedelt haben, deutet sich e<strong>in</strong> Unterschied<br />

an: 4,6 % waren es bei den Männchen und 12,9 % bei<br />

den Weibchen. ZINK (1967) gibt für das Oberrhe<strong>in</strong>gebiet e<strong>in</strong>e<br />

Durchschnittsentfernung von 33 km für die männlichen<br />

Ansiedler (n = 54) und von 61 km für die weiblichen Ansiedler<br />

(n = 37) an. Die entsprechenden Werte für die sächsischen<br />

Weißstörche würden bei 52 km bzw. 74 km liegen.<br />

Von e<strong>in</strong>er Reihe von Vogelarten ist bekannt, daß sich die<br />

Weibchen im Mittel <strong>in</strong> größeren Entfernungen ansiedeln als<br />

die Männchen (ULBRICHT 1988).<br />

Ansiedlung fremder Weißstörche <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Bisher s<strong>in</strong>d 102 Weißstörche, die außerhalb <strong>Sachsen</strong>s nestjung<br />

ber<strong>in</strong>gt wurden, als Brutvögel <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> nachgewiesen<br />

worden. H<strong>in</strong>zu kommen 89 Brutzeitfunde nicht-sächsischer<br />

R<strong>in</strong>gvögel. Die Herkunftsorte der Vögel s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Abb.<br />

31 dargestellt.<br />

Die Häufigkeitsverteilung der Wiederfundentfernungen (im<br />

wesentlichen Ablesungen) – die nicht als Ansiedlungskurve<br />

zu verstehen ist – ist aus Tab. 8 zu ersehen.<br />

E<strong>in</strong>ige Beispiele für Ansiedlungen von Weißstörchen mit<br />

weit entfernten Herkunftsorten seien nachfolgend aufgeführt.<br />

Radolfzell BB 14943<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 21.07.1970 <strong>in</strong> Ert<strong>in</strong>gen/Baden-Württemberg<br />

(48.06 N, 9.28 E),<br />

Totalreservate Der Weißstorch und Naturwaldzellen<br />

<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

kontrolliert als Brutvogel am 25.07.1975 <strong>in</strong> Neudorf, Spree/Altkr. Bautzen<br />

(51.19 N. 14.33 E)<br />

511 km NE<br />

Helgoland 6891<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 01.07.1978 <strong>in</strong> Schwabe/Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />

(54.15 N, 9.41 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 15.07.1988 <strong>in</strong> Müglenz/Muldentalkreis<br />

(51.24 N, 12.50 E)<br />

381 km SE<br />

PLG VC 009 (Polen)<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 22.07.1987 <strong>in</strong> Wapnik, Lubom<strong>in</strong>o/Polen<br />

(54.04 N, 20.10 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 11.07.1996 <strong>in</strong> Kalkreuth/Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

(51.14 N, 13.29 E)<br />

550 km WSW<br />

CSP B 22075<br />

Njg. ber<strong>in</strong>gt am 11.07.1986 <strong>in</strong> Rohozna, Chrudim/Tschechien<br />

(49.48 N, 15.49 E),<br />

kontrolliert als Brutvogel am 28.05.1989 <strong>in</strong> Bärwalde/Altkr. Dresden-<br />

Land (51.12 N, 13.41 E)<br />

217 km NW<br />

Es stellt sich hier wiederum die Frage, wie diese Ansiedlungen<br />

zustande kommen (s. o.). S<strong>in</strong>d sie nur das Resultat e<strong>in</strong>er<br />

– weitgehend ungerichteten – Zerstreuung (Dispersal)? Oder<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>ige Störche während des Zuges <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> „hängen -<br />

geblieben“? Auf letzteres würde die Häufung der Herkunfts -<br />

orte <strong>in</strong> nordwestlichen Richtungen (Abb. 31) h<strong>in</strong>deuten<br />

(s. auch CREUTZ 1981a, 1985). Vermutlich spielen aber beide<br />

Möglichkeiten im Ansiedlungsverhalten des Weißstorches<br />

e<strong>in</strong>e Rolle.<br />

Verhältnis von Emigranten und Immigranten<br />

Für populationsökologische Betrachtungen ist es von Interesse,<br />

wieviele Vögel sich außerhalb des Bezugsgebietes<br />

ansiedeln und wieviele <strong>in</strong> dieses Gebiet e<strong>in</strong>wandern.<br />

Von den sächsischen R<strong>in</strong>gvögeln mit Ansiedlungsnachweis<br />

(n = 320) haben sich 223 (70 %) <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> und 97<br />

(30 %) außerhalb <strong>Sachsen</strong>s angesiedelt. Betrachtet man<br />

die Brutzeitfeststellungen potentieller Ansiedler, so s<strong>in</strong>d<br />

die Anteile ähnlich.<br />

Sieht man 325 R<strong>in</strong>gvögel mit nachgewiesenem Brutstatus<br />

als repräsentativ für den sächsischen Weißstorchbestand an,<br />

setzt sich dieser h<strong>in</strong>sichtlich der Herkunft der Ansiedler wie<br />

folgt zusammen: 223 (69 %) stammen aus <strong>Sachsen</strong> und 102<br />

(31 %) wanderten aus anderen Gebieten e<strong>in</strong>.<br />

Tab. 8: entfernungen der Herkunftsorte von fremden Weißstörchen, die sich <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> angesiedelt bzw. möglicherweise<br />

angesiedelt haben<br />

Entfernung 0 – 51 – 101– 151 – 201 – 251 – 301 – 351 – 401 – 451 – 501 – 551 –<br />

(km) 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 600<br />

Brutnachweise<br />

(n=102) <strong>in</strong> %<br />

14,5 25,5 15,5 13,5 17,5 2 5 4 – – 2 –<br />

Brutzeitfeststellungen<br />

(n=89) <strong>in</strong> %<br />

19 15,5 19 17 10 3,5 6,5 3,5 – 1 3,5 1<br />

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