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Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen

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im Mai und Ernte im September. Diese Flächen s<strong>in</strong>d für den<br />

Weißstorch zum Nahrungserwerb ungeeignet.<br />

Parallel dazu erfolgte e<strong>in</strong>e Erweiterung des Anbaus von<br />

Mähdruschfrüchten, <strong>in</strong>sbesondere Ölfrüchten, deren Flä -<br />

chen für den Nahrungserwerb des Weißstorches im wesentlichen<br />

ebenfalls nicht <strong>in</strong> Betracht kommen (Tab. 22).<br />

Tab. 22: entwicklung des Anbaus von Mähdruschfrüchten<br />

im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (% des Ackerlandes)<br />

(Quelle: Sächsischer Agrarbericht 1993, Sächsisches<br />

Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, er -<br />

näh rung und Forsten)<br />

Fruchtart 1989 1993<br />

Getreide, e<strong>in</strong>schl. Körnermais 49,8 48,1<br />

Hülsenfrüchte 0,1 0,6<br />

Ölfrüchte 1,7 12,0<br />

Weitere Bee<strong>in</strong>trächtigungen des Lebensraumes verursachen<br />

vor allem sowohl die Intensivierung als auch die Extensivierung<br />

der landwirtschaftlichen Produktion, <strong>in</strong>sbesondere des<br />

Grünlandes. Dessen <strong>in</strong>tensive Nutzung mit e<strong>in</strong>förmigen, im<br />

S<strong>in</strong>ne des Ertrages leistungsfähigen Pflanzenbeständen, reichlicher<br />

Düngung und Entwässerung, garantiert zwar hohe Erträge,<br />

verr<strong>in</strong>gert aber das Angebot an Beutetieren für den<br />

Weißstorch. Aus Extensivierungsgründen e<strong>in</strong>geschränkte<br />

bzw. späte Mahd wirkt <strong>in</strong> der gleichen Richtung, da Grünland<br />

nur mit Pflanzenbeständen von ger<strong>in</strong>ger Wuchshöhe als Nahrungsraum<br />

nutzbar ist. Das Förderprogramm „Umweltgerechte<br />

Landwirtschaft im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (UL)“ enthielt im Teilabschnitt<br />

Kulturlandschaftsprogramm Teil 1 (KULAP 1) Bestimmungen,<br />

die zum Schutz bedrohter Tier- und Pflan -<br />

zenarten späte Schnitt-Term<strong>in</strong>e vorschreiben, die für den<br />

Weißstorch aus genannten Gründen jedoch leider nachteilig<br />

waren. Im Wirtschaftsjahr 1992/93 zum Beispiel betraf das im<br />

Regierungsbezirk Dresden 3205 ha und im Regierungsbezirk<br />

Leipzig 289 ha. In diesem Zeitraum wurden aber über KU-<br />

LAP 1 weitere für den Weißstorch relevante, positiv wirkende<br />

Bewirtschaftungsänderungen gefördert, so die extensive<br />

Weidenutzung im Regierungsbezirk Dresden auf 10.950 ha<br />

und im Regierungsbezirk Leipzig auf 3.263 ha sowie die Umwandlung<br />

von 743 ha Ackerland <strong>in</strong> Grünland im Regierungsbezirk<br />

Dresden bzw. 117 ha im Regierungsbezirk Leipzig.<br />

48<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Tab. 21: entwicklung der Tierbestände und Futterflächen im <strong>Freistaat</strong> <strong>Sachsen</strong> (Quelle: Sächsische Agrarberichte 1993<br />

und 1998, Sächsisches Staatsm<strong>in</strong>isterium für Landwirtschaft, ernährung und Forsten. * Angaben für 1990)<br />

Tierbestände/Futterflächen 1989 1993 1998<br />

R<strong>in</strong>der <strong>in</strong>sgesamt (x 1000) 1262 615 601<br />

davon Milchkühe (x 1000) 459 246 234<br />

Schwe<strong>in</strong>e gesamt (x 1000) 1978 682 634<br />

Dauergrünland (ha x 1000) 236,6* 171,2 184<br />

Ackerland (ha x 1000) 756,2* 676,8 722<br />

Ackerfutter (% des Ackerlandes) 28 21 17<br />

2.5.2 Gefährdungen durch elektrische Freileitungen<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n der Elektrifizierung <strong>Sachsen</strong>s gab es Vogelverluste<br />

an Freileitungen (z. B. MEYER & HELM 1880). Bereits<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts berichtet KLENGEL (1917) von<br />

Leitungsopfern unter Störchen, <strong>in</strong> deren Folge e<strong>in</strong>ige der damals<br />

wenigen Nester aufgegeben wurden. Bis zur Gegenwart<br />

gibt es alljährlich Storchenunfälle an Freileitungen <strong>in</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>. Die Zahl der jährlich verunglückten Störche kann<br />

dabei recht beträchtlich schwanken. Auf dem gut untersuchten<br />

Gebiet des heutigen Landkreises Riesa-Großenha<strong>in</strong> wurden<br />

von 1972 bis 1999 über 150 Freileitungsopfer festgestellt;<br />

im Jahre 1998 waren es alle<strong>in</strong> 26. Obwohl <strong>in</strong> diesem<br />

Landkreis die Erfassung verunglückter Störche recht gut<br />

funktioniert, werden dennoch nicht alle Opfer gemeldet, wie<br />

nachträgliche Meldungen, <strong>in</strong>sbesondere über die Vogelwarten,<br />

immer wieder beweisen. Auch bleibt e<strong>in</strong> Teil der verunglückten<br />

Störche sicher unbemerkt, da unwegsames Gelände<br />

Funde erschwert und Opfer von anderen Tieren, z. B.<br />

Fuchs (Vulpes vulpes), beseitigt werden.<br />

Regional treten verschiedene Typen von Freileitungsbauten<br />

und damit unterschiedliche Gefährdungspotentiale auf, was<br />

bei regionalen Vergleichen zu beachten ist. Betrachtet man<br />

z. B. die Verhältnisse im storchenreichen Landkreis Riesa-<br />

Großenha<strong>in</strong>, so spielt die Häufung von Weißstorch-Ansammlungen<br />

u. a. auch wegen der Elbe als Zugleitl<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e<br />

Rolle. Wären <strong>in</strong> diesem Kreis <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

nicht bereits viele gefährliche Trassenabschnitte und E<strong>in</strong>zelmasten<br />

entschärft worden, dann läge die Zahl der Freileitungsopfer<br />

sicher beträchtlich höher.<br />

Unfälle an Freileitungen entstehen durch E<strong>in</strong>wirkung von<br />

Strom und Kollision mit Leitungsteilen. Stromschlag kommt<br />

dabei als Unfallursache wesentlich häufiger vor. H<strong>in</strong>sichtlich<br />

der Unfallhäufigkeit liegen die Mittelspannungsleitungen<br />

(1 kV bis 60 kV) deutlich vor Nieder- (bis 1 kV) und Hochspannungsleitungen<br />

(über 60 kV). Der Grad der Gefährlichkeit<br />

e<strong>in</strong>er Leitung hängt von der Bauweise, dem Landschaftsumfeld<br />

und der konkreten Situation des Unfallopfers<br />

ab. Im Verlaufe der Zeit entstanden viele unterschiedliche<br />

Freileitungsbauweisen. Die Art der Masten (Holz, Beton,<br />

Eisen) sowie die Befestigungen (stehend, hängend, waagerecht),<br />

Abstände und Anordnungen der Isolatoren <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Ebenen bed<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong> unterschiedlich großes

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