Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
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Unterlagen umgesetzt werden. Zu beachten ist, daß sich dabei<br />
die Nest- und Standortqualität nicht verschlechtern. Nester<br />
auf Hochspannungsgittermasten sollten auf e<strong>in</strong>e Fischadlernisthilfe<br />
mit e<strong>in</strong>em M<strong>in</strong>destdurchmesser von 1,3 m<br />
umgesetzt werden.<br />
5.4 Reduzierung weiterer Gefährdungen<br />
Neben der Gefährdung durch Freileitungen gibt es weitere<br />
Gefahren für Störche. Viele natürliche Verluste s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht oder kaum bee<strong>in</strong>flußbar, wie etwa E<strong>in</strong>flüsse<br />
durch extreme Witterung, Kämpfe unter Artgenossen, taube<br />
Gelege und Krankheiten. Kle<strong>in</strong>e, oft nur auf spezielle<br />
Standorte beschränkte Unfallquellen können jedoch durch<br />
geeignete Maßnahmen entschärft werden.<br />
In Nahrungsgebieten mit regelmäßig auftretenden Verkehrsopfern<br />
sollten mittelhohe Hecken entlang der betroffenen<br />
Straßenabschnitte angelegt werden, damit die Störche<br />
die Straße <strong>in</strong> sicherer Höhe überfliegen.<br />
Auf Dächern mit Blitzschutzleitungen und Schneezäunen<br />
können Jungstörche abrutschen und sich <strong>in</strong> diesen verfangen.<br />
Erweist sich e<strong>in</strong> Bereich als besonders gefährlich, kann<br />
er während der Brutzeit mit e<strong>in</strong>er Le<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ca. 0,5 m Höhe<br />
überspannt werden, damit das Landen verh<strong>in</strong>dert wird.<br />
Verluste von Altvögeln, welche Nestl<strong>in</strong>ge betreuen, kommen<br />
gelegentlich vor. Handelt es sich um e<strong>in</strong>e kopfzahlstarke<br />
Brut, können die Jungen auf andere Nester mit wenigen<br />
Jungen verteilt werden. Diese Methode hat sich <strong>in</strong><br />
der Praxis mehrfach bewährt.<br />
5.5 Behandlung verletzter bzw. kranker Weißstörche<br />
5.5.1 Kriterien für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>greifen<br />
Über S<strong>in</strong>n und Nutzen der Pflege verletzter Wildtiere und<br />
deren Freilassen nach Genesung bzw. die Ansiedlung von<br />
Weißstörchen ist bereits viel diskutiert worden (z. B. BEZZEL<br />
& PRINZINGER 1990, EPPLE & HÖLZINGER 1986, LÖHMER<br />
1999, RHEINWALD 1989, SCHERZINGER 1985). Von Naturschützern<br />
wird sie meist nur als gut geme<strong>in</strong>ter und mehr humanpsychologisch<br />
wirkender E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den normalen Entwicklungsablauf<br />
der Natur angesehen; Tierschützer sehen<br />
dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e echte Verantwortung des Menschen gegenüber<br />
der lebenden Kreatur.<br />
Die Erfahrungen haben gezeigt, daß es bei Jungtieren und<br />
kle<strong>in</strong>eren Arten ke<strong>in</strong>e positive Bilanz gibt, d. h. daß der<br />
Aufwand unverhältnismäßig groß ist. Deshalb erfolgt die<br />
Aufnahme und Pflege dieser Tiere eher aus ethischen als<br />
aus Gründen des Artenschutzes.<br />
Bei bedrohten Arten, v. a. solchen mit hoher <strong>in</strong>dividueller<br />
Lebensdauer bzw.ger<strong>in</strong>ger Mortalität und Reproduktionsrate,<br />
kann dagegen e<strong>in</strong>e Pflege auch unter Artenschutzaspekten<br />
durchaus s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>. Das gilt z.B. für Uhu, Seeadler oder<br />
auch den Weißstorch.<br />
Schutz maßnahmen<br />
Die Entscheidung, ob e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>griff wirklich notwendig ist,<br />
sollte immer reiflich überlegt se<strong>in</strong>. Im Eifer schießt man<br />
schnell über das Ziel h<strong>in</strong>aus, vor allem dann, wenn beim<br />
Weißstorch als beliebtem Vogel Emotionen und die Öffentlichkeit<br />
e<strong>in</strong>e große Rolle spielen. Erst wenn durch genaue<br />
Beobachtung Verhaltensänderungen, Verletzungen und drohende<br />
Gefahren erkannt wurden, kann man Hilfsmaßnahmen<br />
e<strong>in</strong>leiten.<br />
Da die Erfahrung für solche Beobachtungen oft nicht vorhanden<br />
ist, sollen nachfolgend e<strong>in</strong>ige wichtige Kriterien aufgelistet<br />
werden, die e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griff rechtfertigen.<br />
a) Alt- und flügge Jungvögel<br />
• sichtbare Verletzungen wie Frakturen, offene Fleisch -<br />
wunden o. ä.<br />
• Flugunfähigkeit <strong>in</strong>folge von Verletzungen, Schwäche o.a.<br />
b) Eier/Nestl<strong>in</strong>ge<br />
• aus dem Nest geworfene Eier<br />
• Verlust von Elterntieren<br />
• Verletzungen<br />
• Unterernährung<br />
• Unterkühlung, Lungenentzündung (erkennbar an kurzer<br />
und flacher Atmung)<br />
• Abschnürungen durch B<strong>in</strong>degarn, Angelsehne o. ä.<br />
• abgedrängte, abgeworfene, herausgefallene Nestl<strong>in</strong>ge<br />
5.5.2 Ursachen für E<strong>in</strong>lieferungen<br />
Sehr vielfältig s<strong>in</strong>d die Ursachen für e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>lieferung<br />
von verletzten, kranken oder geschwächten Weißstörchen.<br />
Gleich beim Auff<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>es solchen Storches sollte versucht<br />
werden, die <strong>in</strong> Frage kommenden Ursachen zu klären.<br />
Das hilft gegebenenfalls nicht nur dem Tierarzt bei Diagnose<br />
und Behandlung, sondern unterstützt auch die Weißstorchschützer<br />
bei Ihrer Arbeit. In diesem Zusammenhang können<br />
Maßnahmen ergriffen werden, um <strong>in</strong> Zukunft ähnliche Unfälle<br />
zu vermeiden, z. B. Strommasten oder Schornste<strong>in</strong>e sichern,<br />
Nester sanieren usw. Bisher wurden folgende Ursachen<br />
registriert:<br />
a) Nest/Aufzucht<br />
• Nestkämpfe<br />
• Eier aus dem Nest geworfen<br />
• Altvogel verunglückt, Nahrungsmangel<br />
• Nestvernässung<br />
• Abschnürungen durch B<strong>in</strong>degarn, Angelsehne o.ä.<br />
• abgedrängte, abgeworfene, herausgefallene Junge<br />
• Verletzungen/Absturz der Jungstörche bei Flugversuchen<br />
• Spätbrut-Junge<br />
• Absturz des Nestes<br />
b) Sonstige E<strong>in</strong>lieferungsursachen<br />
• Anflug an E-Anlagen<br />
• Kollision mit Flugzeugen<br />
• unbekannte äußere Gewalte<strong>in</strong>wirkung<br />
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