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Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen

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Für e<strong>in</strong>en längeren Transport und nach der Verabreichung<br />

von Narkosemitteln verwendet man besser e<strong>in</strong>en aufgeschnittenen<br />

Gemüsesack, aus dem der Vogel mit dem Kopf<br />

vorn und ausgestreckten Be<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>ten herausschaut. So<br />

können Kreislaufprobleme vermieden werden, die entstehen,<br />

wenn die Be<strong>in</strong>e zu lange angew<strong>in</strong>kelt unter dem Körper<br />

liegen.<br />

Das Transportfahrzeug sollte geschlossen, warm und ruhig<br />

se<strong>in</strong>. Gut liegen die wie beschrieben verpackten Störche beispielsweise<br />

auf dem Rücksitz e<strong>in</strong>es PKW.<br />

Nestjunge Störche (zur Auswilderung) werden am besten <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em oben offenen Weidenkorb/Pappkarton mit Nistmaterial<br />

transportiert.<br />

In jedem Fall muß bei Transporten der Zeitfaktor beachtet<br />

werden. Je schneller der Patient e<strong>in</strong>er veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ischen<br />

Versorgung zugeführt wird, desto größer s<strong>in</strong>d die Genesungsaussichten.<br />

Sehr hilfreich für die Übernahme ist e<strong>in</strong> Bericht des F<strong>in</strong>ders/Überbr<strong>in</strong>gers,<br />

der Angaben darüber enthält, wer,<br />

wann, wo, den Storch <strong>in</strong> welchem Zustand gefunden hat,<br />

so daß möglichst genau die Ursache der Verletzung/<br />

Schwäche geklärt werden kann. Alle Angaben sollten spätestens<br />

bei Übergabe an e<strong>in</strong>e Pflegestation unbed<strong>in</strong>gt<br />

schriftlich fixiert werden.<br />

5.5.4 Erste Hilfe und veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Versorgung<br />

Nach Auff<strong>in</strong>den bzw. Fang sollte zunächst versucht werden,<br />

Art und Schwere der Verletzung festzustellen. Unter<br />

Umständen können Erste-Hilfe-Maßnahmen erforderlich<br />

se<strong>in</strong>. So müssen z. B. stark blutende Wunden gestillt, ggf.<br />

Verbände angelegt oder Flügel ruhiggestellt werden. Der<br />

Vogel braucht Wärme und Ruhe. Dafür ist e<strong>in</strong>e vorüber -<br />

gehende Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em dunklen Raum günstig.<br />

Nah rung sollte das Tier bis zur Klärung der Verletzung<br />

nicht erhalten. Zum Beispiel können Störche, die mit e<strong>in</strong>em<br />

Schock e<strong>in</strong>geliefert werden, nicht schlucken und bei gewaltsamer<br />

Fütterung e<strong>in</strong>en Erstickungstod erleiden.<br />

Für Laien gibt es wenig Möglichkeiten e<strong>in</strong>er weitergehenden<br />

Versorgung verletzter Störche. Deshalb sollte der<br />

Patient so schnell wie möglich zu e<strong>in</strong>em Tierarzt oder <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Pflegestation gebracht werden. Beispielsweise hat e<strong>in</strong>e<br />

Kno chenfraktur schon zwei Tage nach dem Entstehen kaum<br />

noch Aussichten auf e<strong>in</strong>e gute Heilung.<br />

Die veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Versorgung kann <strong>in</strong> der Regel<br />

nur von e<strong>in</strong>em spezialisierten Fachtierarzt durchgeführt<br />

werden. Gerade für die Behandlung von Großvögeln s<strong>in</strong>d<br />

neben e<strong>in</strong>er entsprechenden apparativen Ausstattung viel<br />

theoretisches Wissen und praktische Erfahrung vonnöten.<br />

Deshalb soll hier auch auf e<strong>in</strong>e detaillierte Beschreibung<br />

möglicher Behandlungsmethoden verzichtet werden.<br />

Schutz maßnahmen<br />

NEUMANN (1996) nennt als häufigste Verletzungen bei<br />

Weißstörchen Frakturen, Strikturen (Abschnürungen), Stauchungen,<br />

Weichteil- und Schnabelverletzungen. Daneben<br />

s<strong>in</strong>d mehr oder weniger regelmäßig Schockzustände, Lähmungen<br />

und Funktionsstörungen <strong>in</strong>nerer Organe zu behandeln.<br />

Frakturen lassen sich heute wesentlich besser behandeln als<br />

noch vor e<strong>in</strong>igen Jahren. Sowohl die Narkosemöglichkeiten<br />

als auch die chirurgische Versorgung mittels Bündelnagelung<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>zwischen so weit entwickelt, daß sogar Ständerfrakturen<br />

gut heilen können. Problematischer s<strong>in</strong>d dagegen<br />

Abschnürungen durch B<strong>in</strong>degarn, Angelsehne o.ä., die oft<br />

zu nicht reparablen Deformationen der Gliedmaßen führen.<br />

Weichteilverletzungen (oft auch im Zusammenhang mit<br />

Frakturen) haben gute Heilungsaussichten, weil Weißstörche<br />

wie alle Vögel e<strong>in</strong>e sehr gute Resistenz gegen Wund -<br />

<strong>in</strong>fektionen aufweisen. Als problematisch erweist sich<br />

besonders <strong>in</strong> der warmen Jahreszeit die Gefahr e<strong>in</strong>es Flie -<br />

genmadenbefalls, der oft unter den angelegten Verbänden<br />

nicht bemerkt wird, dann aber zu massiven Schädigungen<br />

bis h<strong>in</strong> zum Tod führen kann.<br />

Es ist wichtig zu wissen, daß nicht alle<strong>in</strong> äußere und sichtbare<br />

Verletzungen, sondern der vielmals dadurch herbeigeführte<br />

schlechte Allgeme<strong>in</strong>zustand e<strong>in</strong>es kranken Storches<br />

die Heilungsaussichten bestimmen. Je später nach e<strong>in</strong>em<br />

Unfall oder e<strong>in</strong>er anders entstandenen Verletzung e<strong>in</strong>e veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische<br />

Versorgung e<strong>in</strong>geleitet wird, desto ger<strong>in</strong>ger<br />

ist die Heilungsrate.<br />

5.5.5 Pflegemaßnahmen<br />

Die Therapien des Tierarztes können nur im Zusammenspiel<br />

mit sachkundigen Fachleuten, die die Pflege des Patienten<br />

übernehmen, zum Erfolg führen. Solche Fachleute<br />

f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> der Regel <strong>in</strong> modernen Zoos, Tiergärten, anerkannten<br />

Wildtierhaltungen, Wildtierauffang- oder Naturschutzstationen.<br />

Wichtig ist auch hier die Fachkompetenz<br />

der Tierpfleger, die oft erst über Jahre h<strong>in</strong>weg auf der Basis<br />

praktischer Erfahrungen erarbeitet werden kann.<br />

Das A und O der Pflege ist e<strong>in</strong>e artgerechte Fütterung. Die<br />

Tiere erhalten täglich frisches Wasser und qualitativ hochwertiges<br />

Futter. Es besteht aus E<strong>in</strong>tagsküken, möglichst<br />

frischtoten Mäusen und jungen Ratten, Süßwasser- und begrenzt<br />

auch Seefisch. Besondere Leckerbissen, wie Käferlarven<br />

oder Regenwürmer, können den Speiseplan ergänzen.<br />

Pro Tier sollte e<strong>in</strong>e Menge von etwa 300 – 500g täglich<br />

gereicht werden. Wichtig ist außerdem die Gabe von Vitam<strong>in</strong>en<br />

und M<strong>in</strong>eralstoffen.<br />

Die Fütterung von nestjungen Pflegl<strong>in</strong>gen ist weniger kompliziert<br />

als allgeme<strong>in</strong> angenommen. Je nach dem Alter der<br />

Tiere legt man die o. g. Nahrung <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>gehackter Form<br />

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