Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
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Vorwort<br />
Die Erhaltung der Mannigfaltigkeit unserer e<strong>in</strong>heimischen Flora und Fauna setzt voraus, daß geeignete Lebensräume<br />
geschützt und pfleglich behandelt werden. Außerdem müssen solche Landschaftsbestandteile ausreichend vernetzt<br />
se<strong>in</strong>. Grundlage für den Artenschutz und e<strong>in</strong>e dessen wichtigster Aufgaben ist die Berücksichtigung dieses Anliegens<br />
<strong>in</strong> Biotopschutz- und Biotopvernetzungsplanungen. Für ausgewählte Arten, wie z. B. den Weißstorch, besteht zusätzlich<br />
die Notwendigkeit weitergehender, artspezifischer Maßnahmen und Programme.<br />
Der Weißstorch hat e<strong>in</strong>erseits durch se<strong>in</strong>e Entwicklung zum Mitbewohner menschlicher Siedlungen und Element ökologisch<br />
reichhaltiger Agrarlandschaften erstaunliche Fähigkeiten zur Nutzung veränderter Lebensräume bewiesen. Andererseits<br />
ist er wegen der nunmehr <strong>in</strong> den meisten Brutgebieten engen B<strong>in</strong>dung an den Menschen und die von dessen Wirken geprägten<br />
Kulturlandschaften <strong>in</strong> besondere Abhängigkeit geraten. Se<strong>in</strong>e primären Lebensräume <strong>in</strong> Europa – Flußniederungen<br />
und andere große Feuchtgebiete – wurden bereits vor längerer Zeit beg<strong>in</strong>nend durch Kultivierungs-maßnahmen weitgehend<br />
ökologisch entwertet. Zusätzlich zu natürlichen Bee<strong>in</strong>trächtigungen drohen ihm hier seit e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten Gefährdungen<br />
durch immer <strong>in</strong>tensivere Nutzungsprozesse <strong>in</strong> der Landwirtschaft. H<strong>in</strong>zu kommen beträchtliche Unfallgefahren durch verschiedene<br />
technische Anlagen <strong>in</strong> der Landschaft sowie immer noch zunehmenden Fahrzeug-verkehr. Viele der genannten<br />
Gefährdungen wirken ebenso <strong>in</strong> den Durchzugs- und Überw<strong>in</strong>terungsgebieten.<br />
Die Ergebnisse der seit 1934 <strong>in</strong> regelmäßigen Abständen weltweit durchgeführten Weißstorchzählungen weisen für bestimmte<br />
Phasen <strong>in</strong> vielen Gebieten drastische Bestandsrückgänge aus, die vielfach zweifelsfrei mit den oben genannten anthropogenen<br />
Faktoren <strong>in</strong> Zusammenhang stehen. Wenn auch <strong>in</strong> jüngster Vergangenheit <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> positiver Bestandstrend<br />
festgestellt werden konnte, so bleibt der Weißstorch dennoch vor allem <strong>in</strong> Mitteleuropa e<strong>in</strong>e gefährdete Vogelart, die<br />
<strong>in</strong> den entsprechenden Roten Listen geführt wird. Gegenüber dem 1994/95 ermittelten Gesamtbestand von fast 170 000 Paaren<br />
nimmt sich davon das Vorkommen von etwa 400 Brutpaaren <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zunächst recht bescheiden aus. Es besitzt jedoch<br />
am Rand der Kernverbreitung und unter Beachtung des hier schon über mehrere Jahrzehnte anhaltenden leicht positiven Bestandstrends<br />
u. a. besondere Bedeutung für die Wiederbesiedlung angrenzender Landschaften und Länder.<br />
Der Weißstorch ist auch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> weiterh<strong>in</strong> den bereits erwähnten Gefährdungen ausgesetzt, weshalb für die damit verbundenen<br />
Probleme tragfähige Lösungen gefunden werden müssen. Aus diesem Grund beauftragte das Sächsische Staatsm<strong>in</strong>isterium<br />
für Umwelt und Landesentwicklung das Sächsische Landesamt für Umwelt und Geologie (LfUG) mit der Entwicklung<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Artenschutzprogramm</strong>es für den Weißstorch. Dessen Umsetzung sollte und soll vor allem durch Bündelung<br />
von Aktivitäten sowie Konzentration des E<strong>in</strong>satzes von Kapazitäten und Mitteln erfolgen. Neben der allgeme<strong>in</strong>en Beliebtheit<br />
des Vogels fällt dabei <strong>in</strong>s Gewicht, daß der Weißstorch <strong>in</strong> nahezu idealer Weise Eigenschaften e<strong>in</strong>er „Leitart“ aufweist.<br />
Das Programm zielt nicht alle<strong>in</strong> auf den Schutz dieser Vogelart, sondern folgt e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Ansatz. Der differenzierte<br />
Umgang mit ihren Lebensräumen ermöglicht es, weitere Pflanzen- und Tierarten, ja sogar ganze Lebensgeme<strong>in</strong>schaften<br />
von Feucht-, Agrar- und Offenlandgebieten zu unterstützen. So werden zur Lösung der vorrangigen Zukunftsaufgabe der<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er naturschonenden Landwirtschaft gewichtige Beiträge geliefert. Das Programm dient damit auch dem<br />
ökologischen und emotionalen Wohlergehen der menschlichen Gesellschaft.<br />
Die vorliegende Veröffentlichung stellt Resultate der Vorbereitung des Programmes und wichtige bisher erreichte Ergebnisse<br />
vor. Bei der Erarbeitung des Manuskriptes erhielten die Autoren des Naturschutz<strong>in</strong>stitutes Region Dresden Unterstützung<br />
von der 1999 neu gegründeten Sächsischen Vogelschutzwarte Neschwitz. Das LfUG begleitete und förderte dieses Projekt<br />
und übernahm die Redaktion.<br />
Diese Broschüre wendet sich <strong>in</strong>sbesondere an die unmittelbaren Träger der Arbeit im Weißstorchschutz: die Natur-schutzbehörden,<br />
den ehrenamtlichen und privaten Naturschutz sowie weitere Personen. Sie soll Unterstützung und Anregungen<br />
geben bei der Realisierung des <strong>Artenschutzprogramm</strong>es und für weitere wissenschaftliche Arbeiten. Zugleich dient sie zur<br />
Information der Öffentlichkeit. Ich wünsche dem Werk Beachtung und weite Verbreitung.<br />
An dieser Stelle sei allen Mitwirkenden am <strong>Artenschutzprogramm</strong> Weißstorch sowie bei der Erarbeitung der Publikation gedankt.<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Michael K<strong>in</strong>ze<br />
Präsident des Sächsischen Landesamtes für Umwelt und Geologie<br />
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