Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen
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Sehr problematisch ist die <strong>in</strong>tensive Bekämpfung von Heuschrecken,<br />
des Afrikanischen Heerwurms (Spodoptera extempta)<br />
und anderer Nahrungstiere des Weißstorchs mit<br />
Pestiziden. Neben direkten Schädigungen durch die Aufnahme<br />
von Giften mit den Nahrungstieren verursachen<br />
diese Maßnahmen e<strong>in</strong>e Verr<strong>in</strong>gerung des Nahrungsangebotes<br />
und stellen somit auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>direkte Gefährdung für<br />
die Störche dar.<br />
2.5.7 Todesursachen anhand von R<strong>in</strong>gfunden<br />
Neben der Gefährdung durch den Verlust von Nahrungshabitaten<br />
und damit e<strong>in</strong>hergehender Verr<strong>in</strong>gerung des Nahrungsangebotes<br />
<strong>in</strong> den Brutgebieten sowie <strong>in</strong> den Rast- und<br />
Überw<strong>in</strong>terungsgebieten, gibt es für den Weißstorch e<strong>in</strong>e<br />
Reihe von direkten Gefährdungen. Übersichten hierzu s<strong>in</strong>d<br />
z. B. bei CREUTZ (1988) und SCHULZ (1988) zu f<strong>in</strong>den. An<br />
dieser Stelle sollen vor allem die Gefahren zur Sprache kommen,<br />
die vom Menschen ausgehen und die zu unmittelbaren<br />
Verlusten führen. Um dieses anthropogene Gefahrenpotential<br />
e<strong>in</strong>schätzen zu können, wurden die Angaben zu den Totfunden<br />
<strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche ausgewertet. Die<br />
Tab. 23: Todesursachen <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Weißstörche (nur Funde mit bekannter Ursache)<br />
Todesursache Totfunde sächsischer alle Totfunde <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
R<strong>in</strong>gvögel (n=250) (n=187)<br />
Freileitungsopfer 71% 74%<br />
geschossen 10% 3%<br />
Verkehrsopfer 6% 8%<br />
Tierbeute 3,5% 4%<br />
Tod <strong>in</strong> oder an technischen Anlagen 3% 5%<br />
Wetteropfer 3% 3%<br />
gezielte Nachstellung 2% 0%<br />
Kollision 1% 2%<br />
zufällig getötet 0,5% 1%<br />
Mitteleuropa (n = 208)<br />
Freileitungsopfer 79%<br />
Kollision 1%<br />
Wetteropfer 3%<br />
geschossen 3%<br />
Tierbeute 4%<br />
Anlagen 4%<br />
Verkehrsopfer 6%<br />
Ergebnisse solcher Analysen von Todesursachen wurden<br />
z. B. bereits von RIEGEL & WINKEL (1971), FIEDLER &WIS-<br />
SNER (1980) sowie KÖPPEN (1996) publiziert. Danach stehen<br />
Unfälle an elektrischen Freileitungen mit e<strong>in</strong>em Anteil von<br />
etwa 70 % mit deutlichem Abstand an der Spitze der Verlust -<br />
ursachen ausgewachsener Störche <strong>in</strong> Mitteleuropa.<br />
Wiederfundmeldungen toter Vögel können Auskunft über<br />
die Anteile verschiedener Todesursachen geben. Zu e<strong>in</strong>em<br />
großen Teil der Funde ist die Todesursache allerd<strong>in</strong>gs<br />
nicht angegeben bzw. nicht bekannt. Bei den sächsischen<br />
Weißstörchen s<strong>in</strong>d das 43 % der Funde <strong>in</strong> Mitteleuropa und<br />
sogar 63 % der Funde außerhalb Mitteleuropas. Die Zahl<br />
der Wiederfunde mit Angabe der Todesursache ist trotzdem<br />
noch groß genug, um daraus die wichtigsten Gefährdungsursachen<br />
zu erkennen. Die Todesursachen der Weißstörche<br />
aus dem sächsischen R<strong>in</strong>gfundmaterial s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Tab. 23 zusammengestellt. Der Vergleich zwischen den<br />
Funden <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> ber<strong>in</strong>gter Vögel und den Funden sächsischer<br />
und fremder R<strong>in</strong>gvögel <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> zeigt weitgehende<br />
Übere<strong>in</strong>stimmung.<br />
Die räumlich differenzierte Betrachtung der Funde <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />
ber<strong>in</strong>gter Weißstörche verdeutlicht, daß die weitaus häu-<br />
außerhalb Mitteleuropas (n = 42)<br />
geschossen 44%<br />
Freileitung 31%<br />
Kollision 2%<br />
Wetteropfer 2%<br />
Tierbeute 2%<br />
zufällig getötet 2%<br />
Verkehrsopfer 5%<br />
gezielte Nachstellung<br />
12%<br />
Abb. 56: Vergleich der Anteile der e<strong>in</strong>zelnen Todesursachen ber<strong>in</strong>gter Weißstörche <strong>in</strong> Mitteleuropa und außerhalb Mitteleuropas<br />
52<br />
Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong>