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Artenschutzprogramm in Sachsen - Publikationen - Freistaat Sachsen

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grenze als Größe von den speziellen jährlichen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

abhängig ist. So wird sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „guten Storchenjahr“<br />

wesentlich höher als <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „schlechten“ se<strong>in</strong>.<br />

Der Realbestand wird neben der Nettoreproduktion auch<br />

von der Dismigration bestimmt. Damit kann die alle<strong>in</strong>ige<br />

Betrachtung des Realbestandes zu falschen Schlüssen bezüglich<br />

der Stabilität führen. Die Dismigration (Emigration<br />

oder Immigration) ist als Differenz zwischen dem aus der<br />

Nettoreproduktion errechneten Bestand und dem Real -<br />

bestand ermittelbar. E<strong>in</strong>e bedeutende Emigration deutet auf<br />

das Erreichen der Kapazitätsgrenze bei ansonsten guten<br />

ökologischen Bed<strong>in</strong>gungen h<strong>in</strong>.<br />

Die Durchführung der Nettoreproduktionsrechnung erfordert<br />

e<strong>in</strong>e Vielzahl von ausreichend gesicherten langjährigen<br />

Daten, die dank der umfangreichen Arbeit der Weißstorchbetreuer<br />

und staatlicher Unterstützung <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong> vorliegen.<br />

Dazu gehören:<br />

• die lückenlose Erfassung der Brutbestände (HPa) und der<br />

jährlichen Nachwuchsraten (JZa) im <strong>Freistaat</strong> seit 1961<br />

(s. Kap. 2.1, 2.2),<br />

• die Ermittlung der Überlebensraten der e<strong>in</strong>zelnen Storchengenerationen<br />

durch die Auswertung des Wiederfundmaterials<br />

ber<strong>in</strong>gter Vögel (s. Kap. 2.3.5),<br />

• die Ermittlung des Erstbrutalters aus der Wiederbeobachtung<br />

ber<strong>in</strong>gter Vögel (s. Kap. 2.3.4).<br />

Bei der Behandlung der Daten ist ihr unterschiedlicher<br />

Charakter zu beachten. Während die Überlebensraten und<br />

das Erstbrutalter statistische Mittelwerte über e<strong>in</strong>en Zeitraum<br />

von 20 – 30 Jahren darstellen, s<strong>in</strong>d die Bestandsangaben<br />

und die Nachwuchsraten jährliche exakte Werte, die<br />

jedoch wesentlich von kurzfristig wirkenden, vielfach zufälligen<br />

Faktoren, wie Wettergeschehen oder speziellen<br />

Zugbed<strong>in</strong>gungen, abhängen. Da bei den vorliegenden Fragestellungen<br />

diese Faktoren nicht vordergründig betrachtet<br />

werden sollen, ist es s<strong>in</strong>nvoll, für diese Daten e<strong>in</strong>e Glättung<br />

im S<strong>in</strong>ne von Mittelwertsbildungen e<strong>in</strong>zuführen. Bewährt<br />

hat sich dabei die Methode des gleitenden Durchschnitts<br />

(MAKRIDAKIS et al. 1983) aus 3 Werten (Index 3M), wobei<br />

Extremwerte e<strong>in</strong>erseits noch erhalten bleiben, andererseits<br />

aber die <strong>in</strong>teressierenden Tendenzen erkennbar werden.<br />

Die gezeigten Verläufe der Entwicklung von Bestand, Nettoreproduktion<br />

und Dismigration s<strong>in</strong>d nach dieser Methode<br />

bearbeitet worden.<br />

Mit Kenntnis der Parameter Reproduktion, Erstbrutalter und<br />

Mortalität ist die Berechnung der Bestandsentwicklung auf<br />

der Grundlages des Generationenmodells möglich. Entsprechend<br />

der Lebenstafel des Weißstorches (vgl. Abb. 60) wird<br />

im jährlichen Zyklus der Bestand der neuen Generation über<br />

die Überlebensrate pi aus dem der jüngeren Generation des<br />

Vorjahres ermittelt. Mit der 16. Generation wird die Berechnung<br />

abgebrochen, da die Mortalitätsrate ab der 14. Generation<br />

deutlich ansteigt (s. Kap. 2.3.5). Der Brutbestand e<strong>in</strong>es<br />

Jahres ist die Summe der Generationen von 5 bis 16. Er pro-<br />

Der Weißstorch <strong>in</strong> <strong>Sachsen</strong><br />

Abb. 61: Ber<strong>in</strong>gungshelfer bei der Ber<strong>in</strong>gung e<strong>in</strong>es Nestl<strong>in</strong>gs;<br />

09.07.1995, Rostig / Lkr. Riesa-Großenha<strong>in</strong><br />

Foto: P. Reuße<br />

duziert über die Reproduktionsrate JZa e<strong>in</strong>e Jungenanzahl,<br />

die nach der Multiplikation mit der Überlebensrate p0 für<br />

das nächste Jahr die Ausgangsgröße JZ1 bildet.<br />

Auch das Erstbrutalter ist e<strong>in</strong>e wichtige bestandsdynamische<br />

Kenngröße; e<strong>in</strong> niedriges Erstbrutalter erhöht die Nettoreproduktionsrate<br />

der Population. Aus der Wiederbeobachtung<br />

ber<strong>in</strong>gter Tiere wird im Kap. 2.3.5 die Aussage<br />

getroffen, daß m<strong>in</strong>destens 34% der vierjährigen Jungstörche<br />

Brutvögel s<strong>in</strong>d. Für die Simulation wird e<strong>in</strong> Wert von 50 %<br />

gewählt, der <strong>in</strong> der Rechnung verwendete Brutfaktor b wird<br />

damit 0,5. Das bedeutet für die Simulation, daß etwa die<br />

Hälfte aller Vierjährigen Brutvögel s<strong>in</strong>d.<br />

Nach Ordnung der Bestandsgleichungen für die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Storchengenerationen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Übergangsmatrix T, die nur<br />

die Parameter JZa, p0, pi und b enthält, ist e<strong>in</strong>e auf die<br />

Rechentechnik zugeschnittene Matrizenrechnung möglich.<br />

Die Altersklassenmatrix Ai enthält die Altersstruktur des<br />

Bestandes der Störche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jahr i. Sie besteht aus den<br />

Nichtbrütern JZ1 bis JZ4 und den Nestpaaren HP5 bis<br />

HP16. Die für jedes Jahr rechentechnisch vorgenommene<br />

L<strong>in</strong>ksmul tiplikation der Altersklassenmatrix Ai mit der<br />

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