Lernwirkungen neuer Lernformen - ABWF
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- An welchen methodischen Modellen will man sich orientieren (z.B. problembasiertes<br />
Lernen)?<br />
- Welche Lernmedien werden (zukünftig) verwendet (z.B. Teleteaching)?<br />
- Welche Sozial- und Aktionsformen sind gewünscht (z.B. Gruppenarbeitsformen, bei denen<br />
der Lehrende als Lernberater agiert)?<br />
- Welche Lernphasen wechseln sich ab (z.B. begleitete Phasen, Selbstlernphasen)?<br />
- In welcher Lernumgebung ist das Lernen eingebettet (z.B. Lernort „Arbeitsplatz“, ästhetische<br />
Gestaltung der Lernräume, virtuelle Lernumgebung).<br />
Wenn nun von „neuen“ <strong>Lernformen</strong> die Rede ist, so impliziert dies, dass die obigen Fragen<br />
bzw. einzelne davon in einer bisher nicht üblichen Form beantwortet werden und somit einen<br />
veränderten Rahmen schaffen, in dem Lernen sich ereignet. Betrachtet man sich allerdings,<br />
die Verfahren, die als „neu“ bezeichnet werden, so ist hier Bunk und Stentzel (1990) zuzustimmen,<br />
die – wenn auch schon vor über 10 Jahren – neue Methoden als „Modebegriff“ entlarvt<br />
haben. Nach ihrer Einschätzung verweist das „Neue“ auf eine Abwendung von solchen<br />
Unterweisungs- und Unterrichtsverfahren, die vor allem durch Ausbilder- und Lehrerdominanz<br />
im Lernprozess gekennzeichnet sind, was sich in der Fremdsteuerung des Lernenden<br />
durch den Lehrenden sowie in seiner rezeptiven Haltung ausdrücke. „’Neue’ Methoden verstehen<br />
sich als Gegenpol zu den sogenannten alten. Sie wollen betont die Dominanz des Lernenden<br />
im Lernprozess fördern, unter anderem dadurch, dass sie auf Motivation, Aktivität,<br />
Selbständigkeit und Selbststeuerung sowie auf Zusammenlernen und Zusammenarbeit abzielen“<br />
(ebd., S. 179). Diese Ansicht teilen in einer aktuelleren Veröffentlichung auch Pätzold<br />
und Lang (1999), wenn sie den neuen <strong>Lernformen</strong> attestieren, dass sie „die Voraussetzungen<br />
und Interessen der Lernenden (berücksichtigen) und Selbständigkeit, Selbstorganisation, Flexibilität,<br />
Kooperation, Problemlösefähigkeit und ganzheitliches Denken (fördern)“ (ebd., S.<br />
158).<br />
Die als „neu“ bzw. „innovativ“ apostrophierten <strong>Lernformen</strong> sind allerdings nicht „neu“, die<br />
Ursprünge selbst organisierten Lernens liegen in der Reformpädagogik und wurden bereits in<br />
den 1970er Jahren schon einmal aufgegriffen (vgl. Neber/ Wagner/ Einsiedler 1978). Das<br />
„Neue“ ist ihr Einsatz z.B. im Feld der betrieblichen Aus- und Weiterbildung oder ihre Verknüpfung<br />
mit neuen Lernmedien und Lernorten sowie eine neue Kombination im Ziel-, Inhalts-,<br />
Methoden und Medienbereich, weshalb hier auch von „mehrdimensionalen Lehr-Lern-<br />
Arrangements“ (Achtenhagen/ John 1992) gesprochen wird.<br />
Als „neu“ in der heutigen Diskussion scheinen vor allem solche Methoden zu zählen, die eine<br />
Kombination mit den so genannten neuen Medien eingehen. Dies findet sich auch bei einer<br />
aktuellen Internetrecherche (2002) bestätigt. Unter dem Begriff „neue <strong>Lernformen</strong>“ werden zu<br />
fast 90 Prozent <strong>Lernformen</strong> des multimedialen und telekommunikativen Lernens angezeigt,<br />
die meist unter dem Label „E-Learning“ erscheinen (vgl. Dichanz/ Ernst 2002).<br />
Es ist allerdings zu fragen, ob neue Lernmedien bereits neue Formen des Lernens implizieren.<br />
Die vor allem im Bereich der arbeitsplatznahen Weiterbildung angebotenen Selbstlernmöglichkeiten<br />
wie Computer Based Training (CBT), Online-Angebote, Teleteaching etc., entsprechen<br />
zwar in wesentlichen Merkmalen selbst organisiertem Lernen, aber dabei ist zu prüfen,<br />
„ob die Bedingungen selbständigen Lernens im einzelnen Fall überhaupt gegeben sind: Ohne<br />
pädagogisch fundierte Lernhilfen, ohne Freiräume für das Lernen und ohne ein Mindestmaß<br />
an Handlungsautonomie im Arbeitsprozess handelt es sich tatsächlich eher um die Abschaffung<br />
betrieblicher Bildung als um eine neue Organisationsform“ (Severing 1998, S. 196).<br />
Nach Severing ist auch fragwürdig, ob die neuen Lernmedien klassischen Qualifizierungs-<br />
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