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Lernwirkungen neuer Lernformen - ABWF

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gesprochen, weil sich die Informationsverarbeitungsprozesse in einem lebenden System<br />

selbstständig regulieren und wegen ihrer dynamischen und zirkulären Wechselwirkungskräfte<br />

nicht von außen steuern lassen. Wissen ist insofern ein emergentes Produkt dieses Prozesses,<br />

dessen Entwicklung gefördert, erleichtert, verstärkt oder ermutigt nicht aber erzwungen werden<br />

kann. Lernprozesse eines Systems - und das können sowohl Individuen als auch ganze<br />

Organisationen sein - können aber durch dessen eigene rigide Struktur und unveränderliche<br />

Rahmenbedingungen blockiert werden. Diese Strukturen müssen dann erst aufgelöst, gestört<br />

(‘perturbiert’) und verlernt werden, so dass sich das System neu organisieren kann.<br />

Allerdings versuchen Lehrinterventionen, weil sie nach wie vor an der Verhaltensänderung<br />

des Individuums orientiert sind und nicht am vernetzten, selbstorganisierenden Ganzen des<br />

lernenden Systems, die Strukturen selbst zu verändern, d.h. die interne Operationslogik des<br />

Individuums und schließlich dessen Identität. Wird die (Selbst-) Organisation des lernenden<br />

Systems bei gestaltenden Eingriffen nicht anerkannt, versucht das Lernsubjekt auszubrechen,<br />

die Situation zu ignorieren, Abwehrmechanismen zu entwickeln, Maßnahmen zu unterminieren<br />

etc. und es kommt zu massiven Lernwiderständen.<br />

Wenn allerdings Lernkontexte geschaffen werden, die die Freiheitsgrade oder die Wahlmöglichkeiten<br />

erhöhen, eine Offenheit und Toleranz gegenüber abweichenden Meinungen, Fehlern<br />

und Mehrdeutigkeiten zeigen und das Potenzial für die Selbstrealisierung und Innovation<br />

für alle Beteiligten vergrößern, so können Widerstände aufgrund der als identitätsbedrohend<br />

erlebten Interventionen vermieden werden (vgl. u.a. Probst 1987, S. 132).<br />

2.2.2.1 Kennzeichen selbst organisierter Lernkontexte<br />

Lernkontexte, die ein selbst organisiertes Lernen fördern wollen, differieren entsprechend im<br />

Grad der dem Lernenden zugestandenen Mitbestimmungsmöglichkeiten:<br />

• Als selbstbestimmtes bzw. selbst organisiertes Lernen wird die Möglichkeit des Lernenden<br />

bezeichnet, die Auswahl von Inhalten (was?) und Lernziele (woraufhin?) mitbestimmen zu<br />

können. Mitbestimmung bezieht sich hier auf die „Organisation“ des Lernvorgangs selbst.<br />

• Von einem selbst gesteuerten bzw. selbst geregelten Lernen ist die Rede, wenn sich die<br />

Mitbestimmung auf die Lernregulation (wie?, wann?) bei vorgegebenen Lerninhalten und -<br />

zielen begrenzt (vgl. Friedrich/ Mandl 1997, S. 239). Mitbestimmung bezieht sich hier auf<br />

die „Steuerung“ eines konstituierten Vorgang.<br />

Diese Begriffsdifferenzierung ist allerdings nicht einheitlich, in dem vom Deutschen Institut<br />

für Erwachsenenbildung vertretenen Standpunkt gilt selbst gesteuertes Lernen als Überbegriff:<br />

„Selbstorganisiertes und selbstbestimmtes Lernen sind dann verschiedene Formen selbstgesteuerten<br />

Lernens“ (Dietrich 2001a, S. 23). Um sich nicht in begrifflichen Irritationen zu<br />

verlieren, ist es sinnvoller, gemeinsame Kennzeichen solcher Lernprozesse herauszustellen,<br />

die den Grad der Selbstorganisation im Lernen erhöhen. Dietrich hat aus entsprechenden Praxismaßnahmen<br />

folgende Merkmale herausgearbeitet (ebd., S. 24f.):<br />

• „Lernziele werden von den Lernenden oder gemeinsam mit den Lernenden festgelegt, es<br />

wird z.B. ein Lernvertrag formuliert.<br />

• Arbeit am Computer (mit Lernprogrammen oder Simulationen), Seminarsituationen und<br />

Beratungsgespräche mit den Lehrenden und in der Lerngruppe ergänzen sich zu einem<br />

vielseitigen Lern-, Experimentier-, Reflexions- und Arbeitsfeld.<br />

• Die Lernenden arbeiten aufgaben- oder projektbezogen an von ihnen selbst entwickelten<br />

Fragestellungen.<br />

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