Lernwirkungen neuer Lernformen - ABWF
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1 Einleitung<br />
1.1 Ausgangspunkt und einleitende Überlegungen<br />
Im Zuge der <strong>neuer</strong>en Diskussion um einen Wandel der Lernkulturen (vgl. Arnold/ Schüßler<br />
1998a, Nuissl 1999, Heuer u.a. 2001) werden in der Erwachsenenbildung und Weiterbildung<br />
spezifische ermöglichungsdidaktische <strong>Lernformen</strong> als in hohem Maße lernförderlich empfohlen.<br />
Für die berufliche Bildung stellen Pätzold und Lang (1999, S. 155) dabei einen umfangreichen<br />
Katalog von <strong>Lernformen</strong> vor, die sie als „zukunftsweisend“ sehen, wie z.B. „Konzepte<br />
zur Simulation betrieblicher Realität“, (z.B. Lernbüro, Juniorenfirma), „Kreativitätsfördernde<br />
Konzepte“ (z.B. Projektmethode, Qualitätszirkel, Zukunftswerkstatt), „Konzepte zur<br />
Förderung der Selbständigkeit (z.B. Leittextmethode, Lerninseln) und „Handlungsorientierte<br />
Konzepte zur Förderung unterrichtlichen Lernens“ (z.B. Fallstudie, Plan-, Rollenspiel).<br />
Als „innovative <strong>Lernformen</strong>, -verfahren und -methoden“ zur Vermittlung „wegweisende(r)<br />
Qualifikationen für die Zukunft der Wissensgesellschaft“ (de Haan/ Harenberg 1999, S. 58),<br />
gelten z.B. Projektarbeit, Formen der Freiarbeit und des offenen Unterrichts, Methoden spielerischen<br />
Lernens, Rollen- und Planspiele, Computersimulation, Arbeit mit Datenbanken und<br />
elektronischen Informationssystemen, kreative Lernmethoden, Zukunftswerkstätten etc.<br />
Im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung werden vor allem Formen des dezentralen,<br />
d.h. arbeitsintegrierten und selbst organisierten Lernens als innovativ bezeichnet (vgl.<br />
Dehnbostel 1995).<br />
Die als „neue“ bzw. „innovative“ <strong>Lernformen</strong> apostrophierten Methoden sind aber nicht alle<br />
„neu“. Die Ursprünge selbst organisierter <strong>Lernformen</strong>, wie z.B. die Projektmethode, liegen in<br />
der Reformpädagogik des letzten Jahrhunderts. Ebenso sind viele Methoden, sie z.B. Planspiel<br />
im Rahmen der Schlüsselqualifizierungsdebatte der 1980/90er Jahre und als Folge der<br />
Neuordnung der Metall- und Elektroberufe zur Unterstützung handlungsorientierten Lernens<br />
breit erprobt worden (vgl. Pätzold 1992, Arnold 1995, Dedering 1996, Dybowsky-Johannson<br />
1996). Als neu hingegen darf die Einbettung in computerunterstützte und internetbasierte<br />
Lernarrangements gelten (vgl. Scheffer/ Hesse 2002).<br />
Sowohl frühere als auch aktuelle Empfehlungen zum Einsatz <strong>neuer</strong> <strong>Lernformen</strong> basieren auf<br />
der Annahme, dass von diesen <strong>Lernformen</strong> eine positive Lernwirkung ausgeht. Es gibt allerdings<br />
nur wenige Untersuchungen darüber, die diese Annahme empirisch belegen (vgl. Kapitel<br />
3.1). Wir wissen zwar um die Notwendigkeit dieser neuen <strong>Lernformen</strong> aufgrund lerntheoretischer<br />
Erkenntnisse, arbeitsstruktureller Veränderungen, dem sozialen Wandel hin zur Wissensgesellschaft<br />
und auch Erfahrungen aus Transformationsprozessen und Organisationsentwicklungsmaßnahmen<br />
(vgl. Kapitel 2.1), aber über ihre konkrete Wirkung und damit der<br />
Nachhaltigkeit des Gelernten liegen bisher kaum gesicherte empirische Erkenntnisse vor. Es<br />
stellt sich in diesem Zusammenhang auch die Frage, inwieweit sich die Wirkung bzw. Nachhaltigkeit<br />
von Bildungsveranstaltungen oder einzelner <strong>Lernformen</strong> empirisch erfassen lässt,<br />
kurz ob <strong>Lernwirkungen</strong> überhaupt „messbar“ sind. Mit Resnick (1989, S.8) lässt sich diese<br />
Fragestellung mit der „Suche nach dem heiligen Gral“ vergleichen, weil der Erfolg nachhaltigen<br />
Lernens sich kaum auf die Wirkung einer Bildungsveranstaltung oder einer Lernform zurückverfolgen<br />
lässt. Bisher wird diese Fragestellung kontrovers diskutiert. Das Meinungsspektrum<br />
reicht vom detaillierten Nachweis einzelner Lernfortschritte bis zur Behauptung der<br />
prinzipiellen Unmöglichkeit ihrer Erfassung. In diesem Spannungsfeld ist die vorliegende<br />
Studie angesiedelt.<br />
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