Lernwirkungen neuer Lernformen - ABWF
Lernwirkungen neuer Lernformen - ABWF
Lernwirkungen neuer Lernformen - ABWF
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
sen situiert verankern und mit Vorwissen verknüpfen. Wissen wird dadurch bedeutungsvoll verankert,<br />
es bleibt nicht zusammenhangslos und kann somit auch besser erinnert werden.<br />
Abb. 5: Didaktische Gestaltungsprinzipien konstruktivistischer Lernumgebungen<br />
2.2.1.3 Konstruktivistische Ansätze instruktionaler Lernumgebungen<br />
Konstruktivistische Ansätze sind im Rahmen instruktionaler und computerunterstützter Lernumgebungen<br />
breit erprobt worden, wobei sich hier vor allem die folgenden drei Ansätze etabliert<br />
haben:<br />
Der Anchored-Instruction-Ansatz geht davon aus, dass der Einsatz eines narrativen Interesse<br />
weckenden „Ankers“ bei den Lernenden die Identifizierung und Definition von Problemen<br />
erleichtert sowie die Aufmerksamkeit auf das Wahrnehmen und Verstehen dieser Probleme<br />
lenkt. In diesem Zusammenhang sind video- und computerunterstützte Lernprogramme entwickelt<br />
worden, die das Ziel verfolgen, ein problemorientiertes und selbst gesteuertes Lernen<br />
zu ermöglichen. Zu nennen sind hier z.B. Simulationen, Mikrowelten, fallbasierte Lernprogramme<br />
oder cognitive Tools (vgl. Cognition and Technology Group at Vanderbilt 1990,<br />
Mandl/ Gruber/ Renkl 1997).<br />
Der Cognitive Flexibility-Ansatz geht davon aus, dass bei der Wissensnutzung das<br />
Vorwissen nicht lediglich als geschlossene Einheit abgerufen wird, sondern dass in<br />
Problemsituationen mit multiplen Konzeptrepräsentationen Wissen konstruiert wird, d. h. ein<br />
und dasselbe Konzept kann zu verschiedenen Zeiten, in veränderten Kontexten, unter<br />
veränderter Zielsetzung und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und zu anderen<br />
Konzepten in Verbindung gebracht werden. Um diese kognitive Flexibilität anzuregen, sollten<br />
Instruktionen multiple und flexible Repräsentationen anregen (im Sinne eines<br />
multiperspektivischen Lernens), was z. B. über den Einsatz von hypermedialen<br />
Lernumgebungen erfolgen kann (vgl. Spiro 1992).<br />
Der Cognitive Apprenticeship-Ansatz trägt der Tatsache Rechnung, dass Expert(inn)en ihr<br />
implizites Wissen nur schwer außerhalb von authentischen Problemsituationen explizieren<br />
können, weshalb die Vorgehensweise eines Experten in der Lösung eines authentischen<br />
Problems modelliert wird (Verbalisation des Problemlösungsprozesses und der angewandten<br />
Strategien an einer konkreten Aufgabe im Beisein des Lernenden). Ziel solcher adaptiven und<br />
kooperativen Lernumgebungen ist es, dass der Lernende schrittweise ohne Hilfe des Experten<br />
selbst komplexe authentische Probleme löst, sich seiner eigenen Problemlösungsstrategien<br />
bewusst wird, diese mit den Expertenstrategien vergleicht und dadurch domänenspezifisches<br />
und strategisches Wissen erwirbt (vgl. Collins/ Brown/ Newman 1989).<br />
Diese Ansätze, deren Entwicklungen bereits Anfang der 1980er Jahre ansetzten und aktuell<br />
unter konstruktivistischer Perspektive zusammengefasst werden, legen ihren Untersuchungsschwerpunkt<br />
noch vorrangig auf institutionalisierte Lernumgebungen wie z. B. Schule oder<br />
Ausbildung. Eine Erweiterung auf die Zielgruppe der Erwachsenen in nichtinstitutionalisierten<br />
Lernumgebungen steht allerdings noch aus.<br />
2.2.2 Prinzipien selbst organisierten Lernens<br />
Der Radikale Konstruktivismus hat wie die System- und Chaostheorie auf das evolutionäre<br />
Prinzip der Selbstorganisation hingewiesen. Von selbst organisiertem Lernen wird deshalb<br />
26