kurzgeschichte - SpecFlash
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DIE Bücherdimension<br />
„Dann geben Sie mir ein Wasser.“ Ich bezahle,<br />
nehme den mir über den Tresen gereichten<br />
Becher und trinke in gierigen kleinen Schlucken.<br />
Anschließend werfe ich den Pappbehälter in<br />
eine Mülltonne und schaue auf die Uhr. Das Spiel<br />
dauert noch etwa anderthalb Stunden. Zeit, die<br />
ich nicht hier verbringen muss, habe ich doch<br />
gefunden, was ich finden wollte. Unwillkürlich<br />
taste ich nach dem in meiner Hosentasche<br />
verborgenen, goldenen Nagel. Es ist eine<br />
magische Waffe, die Hapu zwar nicht töten,<br />
dafür aber in die Hölle schicken wird.<br />
In der Nähe des Stadions befindet sich ein<br />
kleiner Wald. Dort gehe ich hin. Ich setze mich<br />
ins Gras und lehne mich mit dem Rücken gegen<br />
den Stamm einer Birke. Ein weißer Schmetterling<br />
kommt vorbei. Ich biete ihm meinen Handrücken<br />
an, doch er flattert weiter.<br />
Auch wenn das Fieber der Jagd mich in den<br />
letzten Tagen nicht hat schlafen lassen, sorgen<br />
die Kräfte der Roten Mutter doch dafür, dass<br />
Geist und Körper funktionieren. Müde bin ich<br />
trotzdem.<br />
<strong>SpecFlash</strong> - das Portal in eine parallele Realität<br />
Ich denke an mein Mädchen. Ich denke an ihre<br />
lockigen, braunen Haare, das Grübchen über<br />
dem Kinn und die mit Sommersprossen gesprenkelte<br />
Nase. Wäre sie doch bei mir. Wäre sie doch<br />
nicht so verdammt weit weg! Ich schüttele mich<br />
und zwinge meine Gedanken in eine andere<br />
Richtung. Wenn ich es zulasse, dass der Schmerz<br />
mich überwältigt, wird mich das die letzte kleine<br />
Chance kosten, sie je wiederzusehen.<br />
Der Wind trägt die Geräusche des Stadions<br />
herüber. Wenn man nicht auf den Text, sondern<br />
nur auf den Rhythmus achtet, klingen die Anfeuerungsrufe<br />
wie ein Gebet.<br />
Ich schließe die Lider und versuche, zu schlafen.<br />
Doch statt zu ruhen, machen sich meine Gedanken<br />
auf die Reise. Erst wandern sie ziellos hierhin<br />
und dorthin, aber schließlich bekommen sie<br />
doch eine Richtung. Langsam steigen Erinnerungen<br />
aus dem Nebel der Zeit. Sie nehmen<br />
mich bei der Hand, küssen mir sanft die Stirn und<br />
führen mich an den Tag zurück, an dem alles<br />
begonnen hat.<br />
…