kurzgeschichte - SpecFlash
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»Wehe dir!«, drohte ich und strahlte mich ab,<br />
um weiteren Debatten zu entgehen.<br />
*<br />
Es war eine geradezu groteske Szene, die ich am<br />
Zielort zu sehen bekam.<br />
Ich fand mich nach der Rematerialisation an<br />
einem Ort wieder, an dem sich Gewölbe an<br />
Gewölbe reihte. Sie waren so niedrig, dass ein<br />
normal großer Mann sich bücken musste, um<br />
hindurchzugehen.<br />
Der fast quadratische Zwerg in Goldfolie war<br />
der erste, den ich zu sehen bekam; er gab mir<br />
ein Zeichen, mich still zu verhalten. Es waren<br />
auch andere Leute da, die auf verschiedene<br />
Weise kriegerisch gekleidet waren und alle<br />
möglichen Waffen trugen. Vier von ihnen<br />
wirkten wie herkömmliche Menschen, die anderen,<br />
ein Dutzend an der Zahl, sahen mir wie<br />
Umweltangepasste aus. Einer besaß geschuppte<br />
Haut und Schwimmhäuten zwischen den Fingern,<br />
ein anderer schien nur aus Haut und<br />
Knochen zu bestehen.<br />
Ich hatte nicht die Muße, mich genauer umzusehen,<br />
denn der Zwerg zog mich mit sich und<br />
raunte: »Ich heiße Zobras. Du hast dir einen<br />
ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht, Vaurian<br />
steckt mitten in einem Machtkampf. Es geht um<br />
die Führung der Bande. Entweder er oder Saranbuga.<br />
Sie kämpfen nach eigenen Regeln. Zuletzt<br />
hat es nicht gut für Vaurian ausgesehen.«<br />
Ein erschreckter Gedanke schoss mir durch den<br />
Kopf: Was, wenn Vaurian im Zweikampf unterlag?<br />
Wenn er tot war, musste ich ohne Story<br />
wieder abziehen. Die bedrohlichere Frage war<br />
jedoch, ob man mich überhaupt so ohne weiteres<br />
würde ziehen lassen!<br />
Wir kamen in ein Gewölbe, in dem Zuschauer<br />
entlang der Wände aufgereiht standen; viele<br />
Ars Poetica - von Alisha Bionda<br />
Ars Poetica 33<br />
saßen weiter vorn oder kauerten gekrümmt da.<br />
Die Mitte war freigehalten für zwei Männer, die<br />
dasaßen, ohne einander zu berühren, nur ihre<br />
Köpfe waren durch quallige Wesen mit mehr als<br />
einem halben Dutzend Tentakeln verbunden.<br />
Diese Wesen bildeten gewissermaßen eine<br />
Brücke zwischen den Köpfen der Kontrahenten.<br />
»Hybriden von Scizio«, klärte Zobras mich auf.<br />
Ich hatte schon mal von solchen Geschöpfen<br />
gehört; mich schauderte bei dem Gedanken,<br />
mich ihnen auszusetzen. »Die saugen dir das<br />
Gehirn leer. Wem das von den beiden Duellanten<br />
widerfährt, der ist alle seine Sorgen los<br />
und kann seine Nüsse im Jenseits knacken.«<br />
Es gab noch eine Eigenart, die dieses Duell<br />
prägte. Zwischen den beiden Widersachern<br />
stand ein kleiner Käfig mit einer Katze darin. Sie<br />
hatte ein räudiges rostbraunes Fell, und der<br />
Käfig war so eng, dass sie nicht die geringste<br />
Bewegungsfreiheit hatte. Als mich ihre Mitleid<br />
erregenden Blicke trafen, hätte ich sie am liebsten<br />
aus dem Käfig befreit. Doch das erlaubte die<br />
Situation nicht.<br />
Aus Zobras Worten war nicht herauszuhören,<br />
auf wessen Seite er stand. Die Kontrahenten<br />
waren so unterschiedlich, wie Menschen nur<br />
sein konnten. Der eine Mann war ein aus<br />
Wülsten bestehender Fleischberg, von dessen<br />
Gesicht durch den Quallenkörper nichts zu<br />
sehen war. Der andere war ein gut gebauter,<br />
muskulöser Mann: Vaurian Ambarquerque. Er<br />
war schon immer ein Modellathlet gewesen.<br />
Daran erkannte ich ihn, da auch sein Gesicht<br />
nicht zu erkennen war.<br />
Mir fiel ein, was Zobras mir geflüstert hatte,<br />
nämlich, dass er sich auf der Verliererstraße<br />
befand. Und damit schien er absolut recht zu<br />
haben. Denn während sich die Hybriden vom<br />
Kopf des Fettleibigen zu lösen begannen und<br />
sich um Vaurians Kopf festsaugten, wurde der