kurzgeschichte - SpecFlash
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34<br />
Ars Poetica<br />
Körper des Athleten von heftigen Zuckungen<br />
befallen.<br />
»Er macht es nicht mehr lange«, raunte Zobras.<br />
Unter den Zuschauern entstand Gemurmel. Sie<br />
waren in zwei Lager gespalten. Während die<br />
einen zum Triumphgeschrei anhoben, machten<br />
die anderen ihrer Enttäuschung Luft. Als ich<br />
Vaurians athletischen Körper umkippen sah,<br />
überlegte ich mir, ob ich mich nicht besser gleich<br />
heimlich zur VERENA abstrahlen sollte, solange<br />
noch Gelegenheit dazu war.<br />
Zobras gab mir lachend einen Knuff in die Seite.<br />
Damit wurde mir klar, dass er auf der Seite des<br />
Siegers stand.<br />
Vaurian Ambarquerque lag auf der Seite, und<br />
als die Leute die nun gesättigten Hybriden<br />
einsammelten und in Glaskäfige steckten, waren<br />
die hässlichen Wunden in seiner Schädeldecke<br />
deutlich zu sehen. Irgendwo hatte ich mal den<br />
Ausspruch gehört, die Hybriden melken die<br />
Gehirne der Menschen. Und das traf es auf den<br />
Punkt.<br />
Alle scharten sich um den Fettkloss, dessen<br />
Glatze keine Schramme aufwies, und hofierten<br />
ihm. Ob sie ihn nun zuvor ausgebuht oder<br />
angefeuert hatten – jetzt feierten sie ihn alle.<br />
Ich wollte mich davonstehlen, doch der Fette<br />
rief mir nach: »He, Fremder, wie kommst du<br />
hierher?«<br />
»Er hat besitzt einen Passiercode und<br />
behauptet, dein Freund zu sein«, erklärte Zobras.<br />
Was war das? Ich wandte mich um und blickte<br />
dem Fettberg in die Augen.<br />
»He, Mozzi«, grinste er, »willst du etwa deinem<br />
besten Freund den Rücken kehren?«<br />
Da dämmerte es mir endlich. »Stuzzi!«, rief ich<br />
ihn bei seinem früheren Spitznamen.<br />
Wir fielen uns in die Arme. Wie sich die Zeiten<br />
änderten! Auf Hyppion hatten wir Raffael, wie<br />
er mit Taufnamen hieß, immer stuzzidente<br />
<strong>SpecFlash</strong> - das Portal in eine parallele Realität<br />
genannt, weil er dünn wie ein Zahnstocher<br />
gewesen war. Und ich war das zur Dicklichkeit<br />
neigende Pummelchen mozzicone gewesen, von<br />
Fresssucht gezeichnet. Wenn das unser Lehrer<br />
von damals hätte erleben dürfen! Aber sicher<br />
rotierte der sowieso unseretwegen permanent<br />
in seinem Grab.<br />
Ich gestand Raffael, dass mir das Herz in die<br />
Hosen gesunken sei, als ich den Athleten hatte<br />
fallen gesehen, den ich irrtümlich für Vaurian<br />
gehalten hatte. Er sagte mit leiser Trauer:<br />
»Eigentlich tut es mir leid um Saranbuga. Er war<br />
trotz allem ein guter Mann. Es hätte nicht so<br />
weit kommen müssen.«<br />
Dann klopfte er mir lachend auf die Schulter und<br />
schlug vor, einen Ort aufzusuchen, wo wir ungestört<br />
unsere Erinnerungen austauschen konnten.<br />
Den Käfig mit der räudigen Katze darin nahm er<br />
übrigens mit. Mir brach es beim Anblick des<br />
gequälten Tieres schier das Herz.<br />
*<br />
Wir kamen in ein tiefer liegendes Gewölbe, das<br />
offenbar unter einem Gewässer lag. Durch die<br />
durchsichtige Decke waren exotische Fische und<br />
andere Wasserbewohner zu sehen, die gemächlich<br />
ihre Kreise zogen.<br />
»Was für ein ruhiger Ort«, sagte ich anerkennend,<br />
während ich es Raffael gleich machte und<br />
mich ihm gegenüber im Schneidersitz auf ein<br />
Kissen niederließ.<br />
»Hierher komme ich immer, wenn ich für mich<br />
allein sein und in mich gehen möchte«, sagte er.<br />
»Aber das ist jetzt unwichtig. Wie ist es dir in all<br />
den Jahren ergangen, Mozzi? Ich war erstaunt,<br />
dass du unter die Legendensammler gegangen<br />
bist. Hast du diesen Schritt je bereut?«<br />
»Nie! Es ist ein abwechslungsreiches und ausgefülltes<br />
Leben«, sagte ich und fragte zurück: