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kurzgeschichte - SpecFlash

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70<br />

<strong>kurzgeschichte</strong><br />

»Haben wir nicht noch was von diesem Terpentin<br />

im Keller?«<br />

Ich sah ihn mit erhobener Augenbraue an.<br />

»Wenn du dich umbringen willst, tu es auf eine<br />

weniger schmerzhafte Weise.« Ich gab ihm mein<br />

Bier und stand auf, um mein Glück mit dem<br />

Kamin zu versuchen. Cole nahm meine Flasche<br />

und stellte seine leere auf den Boden.<br />

»Nicht für mich.« Er deute mit dem Daumen der<br />

freien Hand zum Fenster, das zum hinteren Teil<br />

des Grundstücks führte, »Für ihn.«<br />

»Das hatten wir doch schon mal. Als du ihm das<br />

letzte Mal was in den Drink getan hast, hat er<br />

nicht mal gehustet.« Ich nahm etwas trockenes<br />

Holz und legte es auf das bereits brennende<br />

Papierknäuel.<br />

»Tess?« Er beugte sich über mich.<br />

»Was ist?« Ich sah mit einem halben Auge auf<br />

die Anzeige meiner Digitaluhr und stellte fest,<br />

dass es noch nicht mal drei Uhr war.<br />

»Ich hab mir was überlegt.«<br />

Das sollte eine längere Unterhaltung werden.<br />

Also setzte ich mich auf und schaltete das Licht<br />

ein.<br />

»Und was hast du dir überlegt?«<br />

»Wir tun es.«<br />

»Was?«<br />

»Wir bringen ihn um. Heute Nacht.«<br />

»Ja. Und ich kaufe mir morgen den Eifelturm.«<br />

Ich schaltete das Licht aus.<br />

»Schatz, du musst schlafen. Es hat die letzten<br />

vier Male nicht geklappt.«<br />

Das Licht ging wieder an.<br />

»Ich meine es ernst. Komm schon, sieh mich<br />

an.«<br />

Ich sah ihn an.<br />

»Dieser alte Sack wird uns überleben. Tess,<br />

wenn wir uns weiter so mit ihm abplagen,<br />

werden wir noch verrückt.«<br />

<strong>SpecFlash</strong> - das Portal in eine parallele Realität<br />

»Das weiß ich auch. Meinst du etwa, dass mich<br />

das ganze nicht wurmt? Das hier ist immerhin<br />

mein Traumhaus. Ich hab geschlagene zehn<br />

Jahre danach gesucht. Aber er will nun mal nicht<br />

hier weg und an der Sache mit dem Wohnrecht<br />

können wir nicht rütteln.«<br />

»Diesmal klappt es!«<br />

»Das hast du auch gesagt, als du ihm dieses Zeug<br />

ins Glas getan hast.«<br />

»Das war ein Reinfall. Ja, ja…«<br />

»Lass uns einfach schlafen.«<br />

Er schleuderte die Decke vom Bett und stand<br />

auf. »Dann mache ich es eben allein.«<br />

»Sei doch nicht albern. Was hast du eigentlich<br />

vor?«<br />

Auf der Suche nach seinen Sachen stolperte er<br />

im Zimmer herum. Er sah mich fragend an. Nicht<br />

wegen meines Einwandes, sondern weil er sich<br />

anscheinend nicht daran erinnern konnte, wo er<br />

seine Socken geparkt hatte. Ich deutete mit dem<br />

Zeigefinger in Richtung Fensterbrett. Wie auch<br />

immer er das schaffte, sie waren da.<br />

»Erinnerst du dich noch?«<br />

Ich setzte mich auf den Bettrand und gab die<br />

Unwissende.<br />

»Letzten Herbst hast du mich gefragt, was ich<br />

denn mit einer Kettensäge anfangen will.« Er<br />

hatte beide Socken an den Füßen und steuerte<br />

auf die Tür zu.<br />

Ich saß noch einen Moment grübelnd auf dem<br />

Bett bis ich endlich verstand, was er mir damit<br />

sagen wollte. Nachdem mich der helle Blitz der<br />

Erkenntnis getroffen hatte stützte ich hinter ihm<br />

her.<br />

Er war schon längst aus der Hintertür raus. Und<br />

ich hatte um diese Uhrzeit noch etwas mit<br />

meiner Orientierung zu hadern. Es vergingen<br />

noch gute zwei Minuten bis ich meinen Mantel<br />

und die Wollmütze gefunden hatte und ihm<br />

folgen konnte.

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