kurzgeschichte - SpecFlash

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Ars Poetica
Als LESEPROBE möchte ich eine komplette Story
aus dieser Anthologie anbieten – und hoffe, sie
gefällt:
ROBOTERHUNGER
Achim Stößer
© Crossvalley Smith
Nach der langen Zeit auf dem Mond zerrte auch
im Flugzeug die Schwerkraft der Erde an Petes
Gliedern, obwohl sie aus widerstandsfähigeren
Materialien bestanden als menschliche: Edelstahl,
Fiberglas und Silikon.
Sie flogen der Sonne entgegen, die, halb hinter
dem Horizont, Ozean und Wolken entflammte,
ein Meer aus glutflüssigem Metall.Sie war schön,
die Erde, aus dieser Entfernung. Wenn es gelang,
die Gedanken daran, was da unten geschah, zu
verdrängen. Gedanken an psychische und physische
Gewalt, Bomben, Hass, die Hierarchie der
SpecFlash - das Portal in eine parallele Realität
Unterdrückung, die das Leben in dieser Hölle
bestimmten. Müllkippenbewohner, die die
Zähne in das dürre Fleisch ihrer verhungerten
Kinder schlagen. Container voller Schweine,
denen Kreissägen in halbautomatischen
Fabriken im Sekundentakt die Kehle auftrennen.
Kindersoldaten in Bürgerkriegen, die unter
Drogen Schwangeren den Bauch aufschlitzen,
um mit den Föten Baseball zu spielen, bevor
ihnen eine Tretmine die Beine wegreißt.
Menschen.
»Möchten Sie etwas trinken?«, fragte die Flugbegleiterin
mit aufgesetztem Lächeln.
Gedankenlosigkeit?
Eher Provokation, da ein simpler Handhabungsautomat
ihre Arbeit besser und effizienter erledigt
hätte und sie sich so ihrer eigenen,
menschlichen Unzulänglichkeit um so bewusster
wurde.Er lächelte zurück, nicht allein mit den
Lippen, auch mit dem restlichen Gesicht, vor
allem der Augenpartie, sodass es echt wirkte,
und bat um ein Wasser.Sie stutzte, stellte dann
Fläschchen und Becher auf das Tablett vor ihm
und goss ein.Er nahm einen Schluck, umspülte
damit seine Mundsensoren und spuckte das
Wasser zurück in den Becher. Die Belastung mit
aus dem Gestein gespültem Uran lag unter den
für Menschen zugelassenen Grenzwerten.
Sie näherten sich den Cylands, Inseln künstlich
wie Pete, erratisch in Lage und Größe, erbaut
auf einem Dutzend unterseeischer Hügel, rund
zwanzig Seemeilen vor Tokelau. Fast etwas wie
Roboterenklaven in der von einer Säugetierspezies
dominierten Welt, Zufluchtsorte fern der
Menschen: diese Inseln im Südpazifik, die Mondsiedlungen
und ein paar Raumstationen.
Pete wählte sich in die Pilotensicht des Flugzeugs
ein, um das Schauspiel der Landung zu genießen.