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kurzgeschichte - SpecFlash

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sichtbaren Ergebnis führt (wie etwa eine Berechnung),<br />

beherrschen Computer schon seit Konrad<br />

Zuses Zeiten. Aber besitzen sie deswegen auch<br />

schon ein eigenes Bewusstsein? Das Nachdenken<br />

über sich selbst, die Selbstreflektion, ist<br />

meiner Ansicht nach ein eindeutiger Beweis für<br />

Bewusstsein. Sollten Computer also einmal in<br />

der Lage sein, über ihre eigene Lage nachzudenken<br />

und sie kritisch zu reflektieren, dann hätten<br />

sie so etwas wie „Bewusstsein“ erlangt. Dennoch:<br />

den „Geist“ und die Emotionen als<br />

logische Konsequenz des Geistes kann keine<br />

Maschine der Welt mit logischen Hilfsmitteln<br />

simulieren. Hierzu bedarf es einer höheren<br />

Fähigkeit, die allen Lebewesen inne wohnt und<br />

die zwar mit unserem Gehirn zentral verknüpft<br />

ist, aber nur im Zusammenhang mit dem ganzen<br />

Körper gesehen werden sollte. Nur wenn alles<br />

perfekt zusammen arbeitet und harmoniert,<br />

fühlen wir. Zum Beispiel würde ein Android nie<br />

von selbst auf die Idee kommen, ihm fehle<br />

Erdbeereis, weil es gerade in diesem Moment<br />

Lust auf diese Eissorte hat. Die Logik würde ihm<br />

jegliches Hungergefühl versagen. Zwar könnte<br />

man ihn darauf programmieren, in regelmäßigen<br />

Abständen Nahrung zu sich zu nehmen, aber es<br />

wäre nicht dasselbe wie z. B. bei einem Säugling,<br />

der sogar anfängt zu weinen wenn er seinen<br />

Hunger nicht stillen kann. Oder nehmen wir die<br />

Liebe – auch sie ist einem Androiden völlig<br />

fremd, weil er sie nicht zum (Über-)Leben<br />

braucht. Was sich bei der Menschheit über<br />

Jahrtausende hinweg entwickelt und durchgesetzt<br />

hat, lässt sich einem künstlichen Lebewesen<br />

nicht innerhalb von ein paar Jahren<br />

einprogrammieren oder beibringen. Hierzu<br />

bedarf es einer ganzen Gesellschaft von Androiden,<br />

die über Jahrzehnte, wenn nicht sogar<br />

Jahrhunderte, miteinander auskommen muss.<br />

Und selbst dann wäre noch nicht zu hundert<br />

Sven Klöpping - Warum Androiden und Roboter uns niemals ersetzen<br />

werden<br />

artikel 75<br />

Prozent sicher, ob sie zu denselben Ergebnissen<br />

kommen würden wie die Menschen, weil ihre<br />

Logik ja auf ganz anderen Grundwerten basieren<br />

würde. Für eine intellektuelle Maschine zählt<br />

nicht, Kinder in die Welt zu setzen, sondern<br />

möglichst viel Wissen zu erlangen, dieses zu<br />

verarbeiten und notwendigerweise zu optimieren.<br />

So würde besagte Androidengesellschaft<br />

vielleicht eine Stadt modernisieren oder Agrarwirtschaft<br />

betreiben können, aber die Liebe zu<br />

einem anderen Geschlecht würde sie nur dann<br />

erlernen, wenn sie sich ähnlich wie die Menschen<br />

vermehren müssten, was sie im Prinzip ja<br />

von ihrem Androidendasein erlösen und zu<br />

richtigen Lebewesen machen würde, wegen<br />

denen wir eine solche Diskussion überhaupt<br />

nicht mehr zu führen bräuchten.<br />

Unsere Emotionen gehören uns. Sie haben sich<br />

im Verlauf der Evolution erfolgreich durchgesetzt.<br />

Wir müssen Acht geben, dass wir sie nicht<br />

verlernen, denn das könnte angesichts der<br />

logisch-technischen Dominanz der Wissenschaft<br />

schon recht bald geschehen. Wir wären dann<br />

nichts weiter als Marionetten, die an den Fäden<br />

der Wirtschaft hängen, die wiederum die Wissenschaft<br />

bezahlt, die uns beibringt, dass all dies<br />

ganz „natürlich“ sei. Am Ende werden wir sogar<br />

selbst zu den Androiden die wir eigentlich als<br />

Hilfskräfte erschaffen wollten: emotionslos,<br />

lieblos, sprachlos angesichts von Unbekanntem.<br />

Doch bevor es dazu kommt, müsste viel zu viel<br />

geschehen, als dass ich ernsthaft daran glauben<br />

könnte. Der menschliche Geist wird am Ende<br />

immer die Oberhand behalten. Auch wenn wir<br />

nicht entschlüsseln können, was diesen Geist<br />

eigentlich ausmacht – macht uns nicht gerade<br />

das zu echten, mitfühlenden, spontanen Menschen?<br />

Lasst uns von der (von der Wirtschaft<br />

abhängigen) Wissenschaft nicht ein X für ein U

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