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kurzgeschichte - SpecFlash

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DIE Bücherdimension<br />

dann mit der Post kamen. Er ist ein …« Es hupte<br />

hinter ihnen, die Ampel war grün geworden. Sie<br />

fuhr los und konzentrierte sich auf den Verkehr,<br />

da sie abbiegen wollte.<br />

Tristan schossen die wildesten Gedanken<br />

durch den Kopf. Was ist Papa? Ein Verbrecher?<br />

Ein Geheimagent? Ein Soldat? Ein …<br />

»Eins musst du wissen. Dein Vater ist ein guter<br />

Mensch. Er hilft anderen in … sehr weit weg<br />

jedenfalls. Und wenn er nicht nach Hause<br />

kommt, dann muss es etwas sehr Wichtiges sein,<br />

das ihn davon abhält.«<br />

Tristan runzelte die Stirn. »Was ist er denn nun?<br />

»Ein Paladin«, erwiderte sie knapp.<br />

»Ein was?« Tristan sah sie verständnislos an.<br />

Seine Mutter seufzte. »Das ist alles furchtbar<br />

kompliziert zu erklären und wahrscheinlich<br />

würdest du mich für verrückt halten, wenn ich<br />

es versuche.« Sie machte wieder eine Pause<br />

wegen des Verkehrs, bog ab und fuhr Richtung<br />

Innenstadt. »Dann weißt du also, wo er ist?<br />

Warum rufst du ihn nicht an? Ist sein Handy<br />

ausgeschaltet?«<br />

Mama lächelte schwach. »Dort wo er ist, gibt es<br />

keine … keinen Empfang. Und nein«, ihre<br />

Stimme schwankte und sie flüsterte nur noch:<br />

»Nein, ich habe keine Ahnung, wo genau er ist.«<br />

Sie schluchzte und eine Träne rann ihre Wange<br />

hinab. Sanft legte sie Tristan eine Hand aufs<br />

Bein. »Das ist für dich alles sehr schwierig zu<br />

verstehen. Ich weiß auch nicht alles über das,<br />

was Papa tut, aber in seinem Büro wird man es<br />

dir erklären – hoffe ich.«<br />

Ein Paladin, echote es noch einmal in Tristans<br />

Gedanken. Was zum Teufel sollte das bedeuten?<br />

Sie sprachen nicht mehr, bis sie zu einem großen<br />

Bürokomplex kamen und anhielten. Dort waren<br />

die Niederlassungen vieler Firmen untergebracht<br />

und Mama führte ihn zum Aufzug und<br />

in die siebzehnte Etage. Vor dem Aufzug war<br />

DIE Bücherdimension<br />

ein Flur, der an beiden Seiten Glastüren hatte.<br />

Mama wandte sich nach rechts und klingelte an<br />

einer Tür mit der Aufschrift »Paladine Limited«,<br />

was Tristans Verwirrung nur noch steigerte.<br />

Niemand kam. Seine Mutter klingelte nochmals<br />

und schließlich zog sie an der Tür. Sie<br />

öffnete sich. »Komisch,« murmelte sie und rief<br />

dann laut: »Hallo!« Keine Antwort. Zögerlich trat<br />

sie ein und ging den Flur entlang. Er war dunkel,<br />

denn er hatte keine Fenster und alle Türen,<br />

die abgingen, waren verschlossen. »Hallo!!!«,<br />

rief sie noch lauter. Tristan sah sich beklommen<br />

um. An der ersten Tür auf der linken Seite<br />

stand »Empfang« und Mama klopfe und trat<br />

ein. In dem Raum war niemand, ein normales<br />

Sekretärinnen-Büro mit einem großen Schreibtisch,<br />

vielen Ablagen, einem ausgeschalteten PC,<br />

alles etwas unordentlich, so wie ein normaler<br />

Arbeitsplatz. »Das verstehe ich nicht«, murmelte<br />

Mama. Sie öffneten noch zwei weitere Türen,<br />

ein Konferenzsaal und das Badezimmer, hier<br />

alles aufgeräumt und verlassen. Alle weiteren<br />

Türen waren abgeschlossen.<br />

Tristan sah, dass seine Mutter den Tränen nah<br />

war, als sie wieder in den Aufzug stiegen, und<br />

verkniff sich daher weitere Fragen. Die letzte<br />

Hoffnung seinen Vater zu finden, war offenbar<br />

verloren, das begriff Tristan auch so und spürte,<br />

wie sich sein Magen verkrampfte. Nicht auch<br />

noch Papa. Wortlos fuhren sie nach Hause. Der<br />

Briefkasten ihres Einfamilienhauses quoll über<br />

und Tristan fragte sich, wann Mama das letzte<br />

Mal zuhause gewesen war. Auch jetzt ignorierte<br />

sie die Post und so war es Tristan, der noch<br />

einmal zum Briefkasten ging, um sie zu holen.<br />

Überwiegend war es Werbung, aber es fanden<br />

sich auch zwei Postkarten mit Genesungswünschen<br />

darunter, eine von seinem Freund Florian,<br />

wie Tristan gehofft hatte. Auch von der Schule<br />

war ein Brief da, der war sicherlich wichtig. Und

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