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Humangenetik Spektrum

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Verfahren<br />

Nachweis von Mutationen im SMAD4-Gen durch PCR, Sequenzierung, MLPA; Nachweis von Mutationen<br />

im BMPR1A-Gen durch PCR, Sequenzierung, MLPA<br />

Klinische Relevanz<br />

Mutationsanalyse bei Vorliegen von mindestens fünf juvenilen Polypen, bei Blutungen im Verdauungstrakt<br />

(insbesondere rektal) unklarer Ätiologie bei Kindern / Jugendlichen, bei Anämie und Hypoproteinämie<br />

sowie eine damit verbundene Entwicklungsverzögerung, bei Invagination der Mastdarmwand<br />

(Anal- und Rektumprolaps), bei Diarrhö oder Obstipation, häufig auch im Wechsel und<br />

bei Unterleibsschmerzen, Koliken<br />

Anmerkungen<br />

Die juvenile Polyposis (JPS, auch juvenile Polyposis Syndrom oder familiäre juvenile Polyposis) gehört<br />

neben dem Peutz-Jeghers-Syndrom und dem Cowden-Syndrom zur Gruppe der hamartomatösen<br />

Polyposis-Syndrome. Klinisch imponieren eine chronische gastrointestinale Blutung mit Anämie und<br />

Hypoproteinämie sowie eine damit verbundene Entwicklungsverzögerung der Kinder. Die Diagnose<br />

eines JPS ist wahrscheinlich, wenn mindestens 5 juvenile Polypen im Kolon oder Rektum vorliegen,<br />

Polypen im gesamten Gastrointestinaltrakt verteilt oder wenn bei Anwesenheit von mindestens einem<br />

typischen Polypen noch weitere Familienmitglieder mit JPS bekannt sind. Am häufigsten treten<br />

die Symptome im Kolorektum auf. Seltener sind Magen, Duodenum oder Ileum betroffen. Morphologisch<br />

zeichnen sich die Polypen durch ein gestieltes, rundes und glattes Erscheinungsbild aus. Häufig<br />

tragen sie auch entzündliches Infiltrat in sich. Grundsätzlich haben die Polypen kein malignes Potenzial<br />

und sind gutartige Wucherungen der Darmschleimwand. In 9 - 50% der Fälle, bei denen JPS<br />

diagnostiziert wurde, kann es jedoch zur adenomatösen Transformation der Polypen kommen und<br />

in ein Adenomkarzinom übergehen. Bei etwa 50% der sicher betroffenen JPS-Patienten konnte die<br />

Krankheitsursache auf eine genetische Veränderung von SMAD4 und / oder BMPR1A zurückgeführt<br />

werden. In beiden Genen werden etwa 95% der beschriebenen Mutationen durch die o. g. Untersuchung<br />

erfasst. Der Erbgang ist bei beiden Genen autosomal dominant. Die Neumutationrate ist relativ<br />

hoch. Die Penetranz ist altersabhängig und in der Regel ab dem 50. Lebensjahr nahezu vollständig.<br />

SMAD4 (auch Mothers Against Decapentaplegic Drososphila Homolog, MADH4) ist ein Tumorsuppressorgen,<br />

welches im Zytosol tierischer Zellen den TGF (Transforming Growth Factor)-β-Signalweg<br />

und den BMP (Bone Morphogenetic Protein)-Signalweg reguliert. Neben der JPS lassen sich<br />

Mutationen im SMAD4-Gen u. a. auch bei der hereditären hämorrhagischen Teleangiektasie nachweisen.<br />

BMPR1A („Bone Morphogenetic Protein Receptor Typ1A“) kodiert eine Transmembran Serin<br />

/ Threonin Kinase, die den WNT (Wg Int-1)-Signalweg unterdrückt.<br />

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