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Humangenetik Spektrum

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Verfahren<br />

Nachweis von Mutationen im ENG-, ACVRL1- und SMAD4-Gen durch PCR, Sequenzierung und<br />

MLPA<br />

Klinische Relevanz<br />

Mutationanalyse bei Patienten mit Epistaxis (spontan und wiederholt), mit Teleangiektasien v. a. im<br />

Mund-Nasen-Bereich, mit viszeralen Manifestationen v. a. von Lunge, Leber, Hirn und Magen-Darm-<br />

Trakt<br />

Anmerkungen<br />

Die hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie (HHT), auch als Rendu-Osler-Weber-Syndrom oder<br />

Morbus Osler bekannt, ist eine autosomal dominant vererbte Erkrankung des Gefäßbindegewebes.<br />

Das <strong>Spektrum</strong> der Symptome ist vielgestaltig. Klinisch imponieren Epistaxis, Teleangiektasien<br />

im Mund-Nasen-Bereich und arteriovenöse (AV) Fehlbildungen der inneren Organe, vor allem der<br />

Lunge, des Gehirns und im Gastrointestinaltrakt. Als Folge der Blutungen kann es zur chronischen<br />

Anämie kommen. Unbehandelt können besonders die viszeralen Beteiligungen lebensbedrohend<br />

sein. Die Penetranz ist altersabhängig und in der Regel ab dem 40. bis 45. Lebensjahr nahezu vollständig.<br />

Die HHT ist auf Mutationen in mindestens drei Genen zurückzuführen, dem Endoglin-Gen<br />

(ENG), dem `áctivin receptor-like kinase 1´-Gen (ACVRL1, Synonym: ALK1) und in seltenen Fällen<br />

dem SMAD4-Gen. Sowohl Endoglin als auch ACVRL1 spielen als membranständige Bindungsstelle<br />

eine wichtige Rolle bei der Signaltransduktion des `transforming growth factor ß´ (TGF-ß). Bei<br />

der schweren HHT-Form (Typ 1) liegen Mutationen im ENG-Gen vor. Mutationen im ACVRL1-Gen<br />

(Typ 2) sind mit einem milderen klinischen Verlauf i. d. R. ohne pulmonale Beteiligung assoziiert.<br />

Prävalenzen der wichtigsten Manifestationen bei der HHT:<br />

Epistaxis 78 - 96%<br />

Teleangiektasien >90%<br />

Gastrointestinale Blutung 13 - 44%<br />

Pulmonal-arteriovenöse Malformationen 5 - 50%<br />

Hepatische arteriovenöse Malformationen 8 - 31%<br />

Zerebrovaskuläre Malformationen 1 - 15%<br />

Curaçao-Kriterien (nach Shovlin et al., AM J Med Genet 2000, 6: 66-67)<br />

1. Epistaxis, spontan und rezidiverend<br />

2. Teleangiektasien, Lokalisierung: Lippen, Mundhöhle, Finger, Nase<br />

3. viszerale Manifestation, GI-Blutung, pAVMs, hAVMs, CVMs<br />

4. positive Familienanamnese, ein Verwandter 1. Grades mit Morbus Osler<br />

nach oben genannten Kriterien:<br />

Die Diagnose gilt als „sicher“, wenn >/= drei Kriterien erfüllt werden,<br />

die Diagnose gilt als „wahrscheinlich“, wenn zwei Kriterien erfüllt werden<br />

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