Architektur und Politik - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
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Alles in allem ist der Schluss vernünftig, dass der Beitritt zur<br />
Währungsunion wahrscheinlich – nicht nur zwei Jahre –, sondern<br />
eher drei bis vier Jahre nach dem EU-Beitritt, also 2007/2008<br />
erfolgen wird.<br />
Einige Länder, wie Estland, Litauen <strong>und</strong> Bulgarien, haben freilich<br />
schon jetzt eine sehr feste Bindung an den Euro, da sie auch in<br />
ihrer Vergangenheit keine stabilen Währungen gehabt haben.<br />
Für sie war <strong>und</strong> ist diese sehr enge Orientierung an der Gemeinschaftswährung<br />
f<strong>und</strong>amental wichtig, um Vertrauen in die<br />
Geldwertstabilität im Land sicherzustellen. Darüber hinaus ist der<br />
Euro selbstredend die Währung, in der jeder Vertrag zwischen<br />
Unternehmen in den Beitrittsländern, wie der tschechischen<br />
Republik, Polen oder der Slowakei, <strong>und</strong> Firmen in EU-Mitgliedstaaten<br />
denominiert ist. Mit anderen Worten, selbst dort, wo der<br />
Euro noch nicht offizielles Zahlungsmittel ist, stellt er das<br />
gebräuchlichste internationale Zahlungsmittel dar.<br />
Dies sind in der Realität beobachtbare Umstände. Doch bleibt<br />
ein Reigen von Fragen, für den die Antworten offen sind. Wie<br />
wird es mit der europäischen Verfassung weitergehen? Geht<br />
Europa bald über den Bosporus hinaus? Welche Bedeutung wird<br />
Europa für die internationale Ordnung haben? Wird sich<br />
Europa vor allem mit der internen Selbstorganisation befassen<br />
<strong>und</strong>/oder werden wir Europäer auch wieder einmal einen Teil der<br />
Gestaltung internationaler Aufgaben übernehmen können? Sind<br />
wir fähig <strong>und</strong> willens mit den Amerikanern als Partner die<br />
Weltordnung zu gestalten, wird es ein Konkurrenzverhältnis, oder<br />
bleiben die Amerikaner auf Dauer der dominante Part? Diese<br />
Frage brach in ganz akuter Form im Zusammenhang mit dem<br />
Irakkrieg auf <strong>und</strong> hat Europa gespalten. Der Verteidigungsminister<br />
der USA, Donald Rumsfeld, hat die Europäer, je nach<br />
Doch Europa ist nicht dabei zu zerbrechen. Es<br />
ist offenk<strong>und</strong>ig, dass Europa ein einheitlicher<br />
Wirtschaftsraum ist, <strong>und</strong> dass diejenigen, die<br />
dort aktiv sind, alles daran setzen werden,<br />
diesen Wirtschaftsraum zu hegen <strong>und</strong> zu<br />
pflegen.<br />
Unterstützungshaltung <strong>und</strong> Loyalität zu den Amerikanern, in das<br />
alte <strong>und</strong> das neue Europa geteilt. Daraus entstand die Vorstellung,<br />
dass Europa dabei ist zu zerbrechen. Doch Europa ist nicht dabei<br />
zu zerbrechen. Es ist offenk<strong>und</strong>ig, dass Europa ein einheitlicher<br />
Wirtschaftsraum ist, <strong>und</strong> dass diejenigen, die dort aktiv sind,<br />
alles daran setzen werden, diesen Wirtschaftsraum zu hegen <strong>und</strong><br />
zu pflegen. Weder diejenigen, die der „Koalition der Willigen“<br />
angehören – das so getaufte „neue Europa“ – noch jene die<br />
den kriegsführenden Amerikanern <strong>und</strong> Briten ihre Unterstützung<br />
entzogen <strong>und</strong> sich vehement gegen die Form der Irak-Intervention<br />
der amerikanischen Administration wandten – das „alte Europa“<br />
– werden demnächst dem gemeinsamen Europa den Rücken<br />
kehren <strong>und</strong> sich über Abgrenzung beziehungsweise Nähe zu den<br />
USA definieren. Es ist – glücklicherweise – nicht die Zeit in<br />
Kleinstaaterei zurückzufallen, denn die heutigen wirtschaftlichen<br />
Verflechtungen in Europa lassen die Kosten für eine dauerhafte,<br />
politische Feindseligkeit zwischen den großen Volkswirtschaften<br />
in prohibitive Höhe schnellen. So wären viele europäische<br />
Hersteller, allen voran so große wie Airbus, schnell in einer ausgewachsenen<br />
Krise, wenn ihnen der amerikanische Absatzmarkt<br />
fehlen würde. Europa braucht Amerika in wirtschaftlicher, aber<br />
auch politischer <strong>und</strong> militärischer Hinsicht. Die Einsicht macht<br />
sich glücklicherweise auch in Berlin <strong>und</strong> in Paris breit, so dass<br />
die Diskussionen im Vorlauf <strong>und</strong> während des Irak-Krieges sich<br />
nicht zu einer tieferen <strong>und</strong> schwierigeren Dauerkrise auswachsen<br />
werden. Auch die Amerikaner sind glücklicherweise nicht, wie<br />
Robert Kagan beschreibt, nur Mars (d.h. kriegerisch). Auch sie<br />
akzeptieren seit den Anschlägen vom 11. September erhebliche<br />
Kompromisse in zentralen, ihre Gesellschaft konstituierenden<br />
Gebieten, den Freiheitsrechten, die durch den „Home Land<br />
Security Act“ auf unbestimmte Zeit stark beschnitten sind – hier<br />
zeigt sich die an vielen Stellen durchschimmernde Angst der<br />
Der Beitritt Großbritanniens zur Währungsunion ist nicht nahe. Eher werden die K<strong>und</strong>en vom<br />
europäischen Kontinent noch eine Weile in England mit dem Pf<strong>und</strong> zahlen. Das ist, neben<br />
den Unbequemlichkeiten <strong>und</strong> den Kosten der Wechselkursschwankungen, auch ein Faktor,<br />
der maßgeblich für das Gewicht <strong>und</strong> Ansehen Europas in der Welt ist.<br />
Amerikaner. Es lohnt sich also auch bei der Beurteilung der<br />
Psychologie einzelner Länder nicht in Stereotypisierung <strong>und</strong><br />
Schwarz-Weiß Malerei zu verfallen, sondern einen Blick auf mehrere<br />
Facetten zu werfen. Die Amerikaner sind nicht nur Mars,<br />
auch sie werden in geraumer Zeit wieder ein offenes Ohr für<br />
mehr Zusammenarbeit haben. Und Europa wird sich weiter<br />
integrieren <strong>und</strong> nicht aufspalten, wie einzelne Stimmen schon<br />
befürchtet hatten. Im Gegenteil, die EU wird sogar immer größer.<br />
Ein sehr wichtiger Schritt für Euroland steht freilich aus. Die<br />
Erweiterung nach Nord-Westen, um England <strong>und</strong> Skandinavien.<br />
Die Frage hierzu ist allerdings im Gegensatz zu den osteuropäischen<br />
Beitrittskandidaten, ob sich England in absehbarer Zeit<br />
mental innerhalb Europas einfinden wird. Das ist eine schwierige<br />
Frage, die aber wahrscheinlich intuitiv mit „Nein“ für die nächsten<br />
Jahre beantwortet werden muss. Die Erfahrungen auch mit<br />
jungen Engländern, deren geistige Heimat ganz offensichtlich<br />
nur England aber nicht Europa ist, lassen solche Schlüsse zu.<br />
Prognosen über die Frage, wann England in Europa konstruktiv,<br />
auf allen Ebenen, vor allem im Ministerrat mitarbeiten wird, fallen<br />
dementsprechend enttäuschend aus: Vor 2010 stehen die<br />
Chancen – gelinde gesagt – schlecht. Der Beitritt Großbritanniens<br />
zur Währungsunion ist nicht nahe. Eher werden die K<strong>und</strong>en vom<br />
europäischen Kontinent noch eine Weile in England mit dem<br />
Pf<strong>und</strong> zahlen. Das ist, neben den Unbequemlichkeiten <strong>und</strong> den<br />
Kosten der Wechselkursschwankungen, auch ein Faktor, der maßgeblich<br />
für das Gewicht <strong>und</strong> Ansehen Europas in der Welt ist.<br />
Wenn England der Eurozone beiträte, würden der europäische<br />
Binnenmarkt <strong>und</strong> die europäische Währungsunion im Urteil der<br />
Weltgemeinschaft – vor allem in Asien <strong>und</strong> Amerika – ein kraftvolleres<br />
<strong>und</strong> gewichtigeres Ansehen haben. Doch leider scheint<br />
diese Perspektive eher in der Ferne zu liegen. Mit anderen