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Architektur und Politik - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

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Aus der Intelligenz des Gr<strong>und</strong>risses des Gebäudes ergeben sich<br />

weitere Vorteile für die Wirtschaftlichkeit, Ökologie <strong>und</strong> Kommunikation.<br />

All diese Qualitäten haben schließlich dazu geführt, das<br />

Doppel-XX mit dem <strong>Architektur</strong>preis 2000 der WestHyp-Stiftung<br />

für vorbildliche Gewerbebauten <strong>und</strong> mit der Anerkennung FIABCI<br />

Prix d'Excellence 2001 ausgezeichnet wurde. Wenn Sie den X-<br />

Gr<strong>und</strong>riss umfahren, ist die Strecke der einzelnen Xse sehr viel<br />

länger, als die Strecke um das gesamte äußere Rechteck. D. h.<br />

dadurch, dass wir um zwei Xse einen rechteckigen Glaskörper<br />

gestülpt haben, haben wir deutlich weniger Außenfläche <strong>und</strong><br />

dadurch die Hälfte an Heizkosten gegenüber anderen Gebäuden<br />

eingespart. Zusätzlich sind durch die X-Form sechs Wintergärten<br />

<strong>und</strong> vier Etagengärten entstanden. Ausgehend von der Form des<br />

Doppel-XX strickt sich so ein intelligenter Faden durch das architektonische<br />

Gesamtkonzept.<br />

Die Glashülle wiederum erlaubte es uns, für die Xse im Innenraum<br />

Fenster auszuwählen, die thermisch nicht getrennt <strong>und</strong> dadurch<br />

sehr kostengünstig waren. Durch das Prinzip der doppelten Haut<br />

entsteht ein Pufferraum, der störende Einflüsse wie Regen, Wind,<br />

Lärm <strong>und</strong> Immissionen draußen lässt <strong>und</strong> einen außen liegenden<br />

Sonnenschutz bei einem Hochhaus ermöglicht, was unter anderen<br />

Umständen in Hamburg unmöglich ist. Die enormen Einsparungen<br />

bei der inneren Haut, konnten daraufhin für die komplexere<br />

Außenfassade verwandt werden. Ein weiterer Aspekt: die Ökologie.<br />

Wie schaffen wir es, die Wärme, die im Büro entsteht, aus<br />

dem Gebäude zu leiten, ohne eine Klimaanlage einzusetzen? Wir<br />

wollten hier eine natürliche Belüftung trotz der exponierten<br />

Verkehrslage realisieren. Das haben wir erreicht: Sie können das<br />

Fenster öffnen <strong>und</strong> haben frische Luft – ein weiterer Vorteil des<br />

einfachen Innen/Außenhautkonzeptes des „Haus im Haus“. Die<br />

Belüftung erfolgt über Zuluftöffnungen der Wintergärten. Die<br />

interne Verbindung der Wintergärten untereinander regt einen<br />

energetisch günstigen Luftaustausch zwischen den sonnenbe-<br />

schienenen <strong>und</strong> schattigen Fassaden an. Die Luftströmungen fließen<br />

somit horizontal durch das Gebäudeinnere.<br />

Und Sie haben den Vorteil der Nachtauskühlung. Nachtauskühlung<br />

ist das Wichtigste <strong>und</strong> gleichzeitig Schlüssigste, das<br />

Architekten heute bringen können, um die Temperatur in einem<br />

Gebäude zu senken. Wenn Sie abends nach Hause gehen, werden<br />

die Fenster geöffnet, damit das Gebäude auskühlen kann<br />

<strong>und</strong> über die Speichermassen die Kühle am Tag wieder abgibt.<br />

Unvorstellbar, aber wir haben hier in diesem Gebäude im Hochsommer<br />

drei bis sechs Grad niedrigere Werte als draußen. Und<br />

das ohne Sonnenschutz <strong>und</strong> irgendeine technische Maßnahme.<br />

Warum? Die Luft, die sich in einem Hof erwärmt, zieht über die<br />

Wintergärten in den nächsten Hof. Die Temperaturveränderung<br />

von warm zu kalt ergibt eine Thermik. Wir haben in dem Gebäude<br />

einen siebenfachen Luftwechsel nur durch die natürliche Belüftung!<br />

Wenn ich sage, wir sollten uns auf Ursprüngliches besinnen, versuchen,<br />

gute <strong>Architektur</strong> in erster Linie ohne Technik zu schaffen,<br />

wie der Mensch es Jahrh<strong>und</strong>erte zuvor gemacht hat, dann rede<br />

ich von eben diesen einfachen Mechanismen, welche wir aus der<br />

Natur kennen.<br />

„Zwischen Tradition <strong>und</strong> Innovation“ Hadi Teherani<br />

Hinzu kommt, dass diese Wintergärten nicht entstanden sind,<br />

weil wir gerne Wintergärten machen wollten, sondern sie sind<br />

entstanden, um im inneren Bereich der Kerne die Belichtung zu<br />

optimieren. Also haben wir immer links <strong>und</strong> rechts Teile der<br />

Büros weggeschnitten, so dass die dahinter liegenden Büros<br />

mehr Licht erhalten. Dadurch sind diese Gärten entstanden. Die<br />

Pflanzen verbessern darüber hinaus das Klima. Es wachsen dort<br />

sogar Orangen! So entstehen plötzlich Kommunikationsflächen,<br />

eine Piazza <strong>und</strong> Grün im Gebäude. Die Alternative wäre ein<br />

rechteckiger Block mit Innenhof gewesen. Unser Gebäude jedoch<br />

ist durch den Gr<strong>und</strong>riss lichtdurchflutet. Selbst auf der Nordseite<br />

gibt es direktes Licht, weil es von der Südseite durch die Gärten<br />

dringt. Das Gebäude hat die höchste punktgehaltene Hängefassade<br />

Deutschlands. Sie sehen die Betonteile, die als Speichermasse<br />

fungieren. Jahrh<strong>und</strong>erte wurde nach diesem Prinzip gearbeitet.<br />

Das sollte auch heute wieder eingesetzt werden. Eine weitere<br />

Besonderheit: das Gebäude schafft Identität. Das Gebäude war<br />

zum Richtfest schon voll vermietet <strong>und</strong> im Vorfeld bereits aus der<br />

Presse bekannt.<br />

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