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Architektur und Politik - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

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Zwischen Tradition <strong>und</strong> Innovation:<br />

Architekten in Europa<br />

Hadi Teherani<br />

Architekt, Hamburg<br />

Meine Damen <strong>und</strong> Herren, ich werde Sie jetzt in eine Bilderwelt<br />

entführen, die Ihnen unseren Gestaltungsansatz anhand einer<br />

exemplarischen Projektauswahl erklärt. Ein Ansatz zwischen<br />

Tradition <strong>und</strong> Innovation, wenn Sie so wollen. Traditionell, weil<br />

ich versuche im Sinne eines – ich sage mal – „aus der Vergangenheit<br />

sollten wir lernen“ <strong>und</strong> das Bekannte als Basis für Weiterentwicklungen<br />

nutzen, zu arbeiten. Gleichzeitig gehen zahlreiche<br />

Innovationen mit unseren Planungen einher <strong>und</strong> Themen wie<br />

Photovoltaik etc. sind für uns selbstverständlich. Doch behaupte<br />

ich, dass Architekten insbesondere hinsichtlich ökologischer <strong>und</strong><br />

gesellschaftlicher Aspekte auf Lösungen zurückgreifen sollten,<br />

die sich über Jahrh<strong>und</strong>erte bewährt haben <strong>und</strong> die uns andere<br />

Kulturen noch heute vorleben. Auf dem heutigen Stand der<br />

Technik ist technologisch selbstverständlich fast alles zu erreichen,<br />

doch oft durch sehr komplexe, kostenintensive <strong>und</strong> anfällige<br />

Systeme. So birgt Hightech auch immer die Gefahr, einfache physikalische<br />

Gesetze unnötigerweise durch Technologie zu ersetzten.<br />

Sehen Sie dazu zwei Beispiele, die uns inspiriert haben:<br />

Das sind Fotografien aus meiner Heimat Persien. Sie sehen eine<br />

landestypische Dorfbebauung. Bemerkenswert ist das traditionelle<br />

Klimasystem. Hier ist es gelungen, über Jahrh<strong>und</strong>erte Häuser zu<br />

bauen, welche die besondere Eigenschaft haben, dass sie zum<br />

einen materialgerecht gebaut sind, sprich Material aus der Region<br />

benutzt haben <strong>und</strong> dass sie hinsichtlich ökologischer Gesichtspunkte<br />

für uns noch immer vorbildhaft sein können. Warum?<br />

Diese Lehmhäuser sind alle kühl durch die Nutzung von Speichermasse.<br />

Seit Jahrh<strong>und</strong>erten werden die Wohnbauten auf die natürlichen<br />

Begebenheiten abgestimmt, um die Gebäude zu belüften.<br />

Sie sehen im Schnitt des Gebäudes, wie der warme Wind durch<br />

entsprechende Windtürme von außen in das Gebäude <strong>und</strong> in<br />

einen Innenhof über ein Wasserbecken geleitet wird. Durch das<br />

Streifen des Wassers <strong>und</strong> die gesteigerte Zirkulation wird die Luft<br />

im Gebäude gekühlt <strong>und</strong> die Kälte in der Gebäudespeichermasse<br />

gespeichert. Die erwärmte Luft im Gebäude wird durch die kühle<br />

Luft verdrängt, steigt auf <strong>und</strong> entweicht durch den Innenhof. Das<br />

einfache, natürliche Klimasystem funktioniert seit Jahrh<strong>und</strong>erten.<br />

Heute ersetzten wir diese intelligenten Systeme leider zu oft<br />

durch komplizierte Technik. Wärme <strong>und</strong> Kälte erreichen wir<br />

immer durch Klimatechnik. Aber wie Sie sehen, gibt es bereits<br />

andere Möglichkeiten, die sich bewährt haben, dabei kostengünstig<br />

<strong>und</strong> ökologisch sind <strong>und</strong> von denen sehr viel zu lernen ist.<br />

Dass die Hofhäuser bis heute so geplant werden, hat nicht allein<br />

klimatische Gründe, sondern politische <strong>und</strong> religiöse Aspekte<br />

spielen eine ebenso bedeutende Rolle. Der Innenhof ist das Zentrum<br />

islamischer Familien. Und es ist das Reich der Frau. Sie kann sich<br />

hier aufhalten, ohne sich verschleiern zu müssen. Dazu hatte sie<br />

in der islamischen Öffentlichkeit politisch kein Recht. Meist bis<br />

heute. Dies ist also ein weiterer Gr<strong>und</strong> für die Hofhäuser. Sprich:<br />

<strong>Politik</strong> <strong>und</strong> Gesellschaft werden Teil der <strong>Architektur</strong> <strong>und</strong> drücken<br />

sich in ihr aus. Diese Aspekte sind auch für Bothe, Richter, Teherani<br />

von großer Bedeutung, sie werden in die Bauaufgabe integriert,<br />

<strong>und</strong> diesen wird mit Offenheit <strong>und</strong> Ganzheitlichkeit begegnet. Hier<br />

ein weiteres Beispiel: Sie sehen Windtürme am Rand der Wüste. Sie<br />

funktionieren nach demselben einfachen <strong>und</strong> ökologischen Prinzip.

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