Architektur und Politik - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
Architektur und Politik - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
Architektur und Politik - Landesinitiative StadtBauKultur NRW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zweitens: In einer Zeit, wo die führende Macht der Welt täglich<br />
eine Milliarde Dollar für Rüstung <strong>und</strong> Verteidigung ausgibt, muss<br />
es möglich sein, dass die entwickelten Länder endlich ihrer<br />
Verpflichtung nachkommen, 0,7 Prozent ihres jeweiligen Bruttosozialprodukts<br />
für die Entwicklungspolitik auszugeben. Eng verb<strong>und</strong>en<br />
damit ist ein weitgehender Schuldenerlass – viele unterentwickelte<br />
Länder müssen heute ja mehr für Zins <strong>und</strong> Tilgung<br />
ausgeben, als sie an ausländischer Hilfe erhalten. Und zur Fairness<br />
gehört natürlich auch, dass wir den Drittwelt-Ländern erlauben,<br />
ihre Produkte auch ungehindert auf den Märkten des Nordens<br />
abzusetzen. Die Europäische Union mit ihrer gemeinsamen Agrarpolitik<br />
hat in dieser Hinsicht – genauso wie die USA mit ihren<br />
üppigen Landwirtschaftssubventionen – noch einiges zu tun, um<br />
glaubwürdig zu werden.<br />
Drittens: Es haben aber nicht nur die Industriestaaten des Nordens<br />
eine Bringschuld – es haben zugleich die Entwicklungsländer des<br />
Südens eine Holschuld. Alle Erfahrung <strong>und</strong> alle wirtschaftlichen<br />
Analysen zeigen, dass offener Handel den armen Ländern nicht<br />
viel bringt, wenn deren <strong>Politik</strong> im übrigen schlecht ist – dass<br />
heißt, wenn Korruption, Unterdrückung <strong>und</strong> Willkür die Regel<br />
sind. Good governance verbessert das Investitionsklima, bad<br />
governance schreckt ausländische Investoren ab.<br />
„Perspektiven eines freien Weltmarktes in einer neuen Weltordnung“ Dr. Theo Sommer<br />
IV. Schluss<br />
Hier schließt sich der Kreis meiner Überlegung zur Weltordnung<br />
des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />
Heute muss man eher von einer Welt-Unordnung reden – in politischer<br />
Hinsicht wie in wirtschaftlicher.<br />
Die unipolare Ordnung ist labil. Sie mag noch zwanzig, dreißig<br />
Jahre anhalten, aber dann wird sich ein neues Mächtemuster ausbilden.<br />
Auch in einer multipolaren Welt mag Amerika die stärkste<br />
Macht bleiben, aber es wird nicht mehr allein das Sagen haben.<br />
Was die Demokratie anbetrifft, so halten heutzutage zwar 140<br />
der 200 Staaten der Welt Wahlen ab, zu denen mehrere Parteien<br />
antreten, aber damit hat das demokratische Prinzip noch nicht<br />
wirklich gesiegt. Von den 81 Demokratien, die nach UN-Statistiken<br />
seit 1990 entstanden sein sollen, sind höchstens 47 als Volldemokratien<br />
zu bezeichnen. Günstigstenfalls sind 70 oder 80 Staaten<br />
mit gerade einmal 50 Prozent der Weltbevölkerung wirklich<br />
demokratisch; 106 Länder schränken Bürgerrechte <strong>und</strong> politische<br />
Freiheit fortdauernd ein.<br />
Auch vom Kapitalismus lässt sich vorerst noch nicht sagen, dass<br />
er gesiegt hat. Seine inneren Widersprüche müssen innerhalb der<br />
Staaten abgefedert werden durch eine vernünftige Sozialpolitik.<br />
Dem müsste auf globaler Ebene eine Weltsozialpolitik entsprechen,<br />
die den Revolutionären, den Aufwieglern, den F<strong>und</strong>amental-<br />
Opponenten der Modernisierung in ähnlicher Weise das Wasser<br />
abgräbt, wie Bismarck dies in den achtziger Jahren des<br />
Demokratien führen keinen Krieg miteinander, <strong>und</strong> wo es<br />
eine freie Presse gibt, da gibt es keine Hungersnöte. Ebenso<br />
wissen wir, dass nur freies Wirtschaften den Menschen zum<br />
Wohlstand verhilft.<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>erts mit seiner damals beispiellosen Sozialpolitik<br />
getan hat. Der freie Markt braucht nicht nur die unsichtbare<br />
Hand des Adam Smith, er braucht auch ein sichtbares Herz.<br />
Wir wissen: Demokratien führen keinen Krieg miteinander, <strong>und</strong><br />
wo es eine freie Presse gibt, da gibt es keine Hungersnöte.<br />
Ebenso wissen wir, dass nur freies Wirtschaften den Menschen<br />
zum Wohlstand verhilft.<br />
Diese beiden Erkenntnisse sollten uns nicht dazu verleiten,<br />
Demokratie <strong>und</strong> Marktwirtschaft mit dem Schwert zu verbreiten.<br />
Aber sie rechtfertigen die Hoffnung, dass durch die Macht unseres<br />
Beispiels sich allmählich durchsetzt, was sowohl die Einsicht<br />
als auch die Erfahrung als das beste Rezept für Wohlstand <strong>und</strong><br />
Frieden empfehlen.<br />
Zu Beginn des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts hängen die Lebenschancen eines<br />
Ungeborenen noch immer ganz von seinem Geburtsort ab. Das<br />
muss nicht so bleiben. Wenn die Staatenlenker r<strong>und</strong> um den<br />
Globus das tun, wovon sie alle wissen, dass es notwendig ist,<br />
kann es bei der nächsten Jahrh<strong>und</strong>ertwende auf der Erde ganz<br />
anders aussehen.<br />
74/75