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Architektur und Politik - Landesinitiative StadtBauKultur NRW

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Es gilt also, sich schon heute auf die Möglichkeiten eines integrierten<br />

Dienstleistungsmarktes einzustellen, um die damit entstehenden<br />

Chancen voll ausnutzen zu können. Doch gerade in<br />

Europa darf bei aller Euphorie über scheinbar grenzenlose<br />

Möglichkeiten nicht vergessen werden, dass de facto gerade bei<br />

Dienstleistungen regionale Besonderheiten eine herausragende<br />

Rolle spielen. Es besteht die Gefahr, dass kluge <strong>und</strong> überzeugende<br />

Ideen keinen Erfolg zeitigen, nur weil ein i-Tüpfelchen fehlt.<br />

Mit anderen Worten, es gilt wahrscheinlich die Talente, die wir in<br />

einer Reihe von Dienstleistungsbereichen besitzen, mit lokalem<br />

Talent zu verbinden, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Rare<br />

Ausnahmen bestehen trotzdem: Aldi, der Discounter, hält sein<br />

Konzept „gute Ware zu geringen Preisen“, d.h. Geschäfte mit<br />

kleinen Margen aber großem Umsatz, strategisch durch.<br />

An diesem Beispiel wird zweierlei erkenntlich: Erstens gibt es<br />

Ideen, die weiter tragen als in die Region <strong>und</strong> selbst als in die<br />

Nation. Zweitens bedarf es neben der guten Idee auch der<br />

Klugheit, zu differenzieren zwischen Lösungen <strong>und</strong> Gütern, die<br />

für alle uniform gut sind, <strong>und</strong> solchen, die eines lokalen Anstrichs<br />

bedürfen.<br />

So werden Dienstleistungen im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

in der nächsten Zeit massiv an<br />

Bedeutung gewinnen, <strong>und</strong> dieser wird aus<br />

seiner alten provinziellen Orientierung heraustreten.<br />

Das Prinzip, dass in jedem Krankenhaus so<br />

gut wie jede Krankheit behandelt wird – für<br />

deren Remedur es dann jeweils teure<br />

Maschinen gibt – kommt einer riesigen<br />

Kapitalverschwendung gleich.<br />

Von den vielen Facetten des Dienstleistungsmarkts seien hier<br />

nur ganz wenige genannt. Dienstleistungen sind aber das große<br />

neue Feld mit enormen Wachstumspotenzialen in der nahen<br />

Zukunft. So werden Dienstleistungen im Ges<strong>und</strong>heitswesen in<br />

der nächsten Zeit massiv an Bedeutung gewinnen, <strong>und</strong> dieser<br />

wird aus seiner alten provinziellen Orientierung heraustreten.<br />

Erste Anzeichen für einen aufkeimenden Wettbewerb machen<br />

sich heute schon breit – die Ursache ist eine stetig ansteigende<br />

Selbstbeteiligung der Patienten, was Anreize zur Kostenorientierung<br />

in sich birgt. Noch ist es ein kleiner Teil der Bürger, die in<br />

Mallorca oder Ungarn zum Zahnarzt gehen – doch informieren<br />

die Massenmedien mittlerweile, welcher Zahnarzt in diesen<br />

Gegenden von welcher Krankenkasse akzeptiert wird. Ein<br />

untrügliches Zeichen dafür, dass ein Prozess losgetreten worden<br />

ist. In Zukunft werden bestimmte Ges<strong>und</strong>heitsleistungen nicht<br />

mehr an die Stadt oder das Dorf räumlich geb<strong>und</strong>en sein. Es ist<br />

offenk<strong>und</strong>ig, dass bestimmte Behandlungen ökonomischer, d.h.<br />

besser <strong>und</strong> kostengünstiger, durchgeführt werden können als<br />

durch „r<strong>und</strong> um“ versorgende Krankenhäuser <strong>und</strong> Ärzte im<br />

Landkreis oder in der Stadt.<br />

Das Prinzip, dass in jedem Krankenhaus so gut wie jede Krankheit<br />

behandelt wird – für deren Remedur es dann jeweils teure<br />

Maschinen gibt – kommt einer riesigen Kapitalverschwendung<br />

gleich. Auch im Ges<strong>und</strong>heitsbereich sollte der Gedanke Einzug<br />

halten, dass durch Spezialisierung <strong>und</strong> Wettbewerb – bis hin auf<br />

die europäische Ebene – beträchtliche Gewinne <strong>und</strong> auch bessere<br />

Behandlungen erreicht werden können.<br />

Mit mehr Wettbewerb <strong>und</strong> höheren<br />

Anforderungen wären auch die Professoren<br />

per se besser <strong>und</strong> würden härter arbeiten, um<br />

ihre Dienstleistung – die Lehre – für ihre<br />

K<strong>und</strong>schaft – die Studenten – zu verbessern<br />

Bleibt also die Bildung als eines der letzten nationalen Refugien.<br />

Es stellt sich die Frage ob das heute noch gut so ist? Ist es nützlich,<br />

dass wir Deutschen im Kollektiv in allen gesellschaftlichen<br />

Gruppierungen <strong>und</strong> politischen Parteien – dem einzigen ökonomischen<br />

Gedanken der das Studieren effizient macht, nämlich<br />

der Einführung von wirklichen Studiengebühren, nachhaltig im<br />

Wege stehen. Auf der einen Seite mehren sich die Beschwerden<br />

über das lange Studieren <strong>und</strong> die hohe Abbrecherrate, aber auf<br />

der anderen Seite wird die Gratis-Bildung als unabänderliches<br />

Menschenrecht wahrgenommen. Nicht beachtet wird, dass,<br />

wenn die Studiengebühr 5.000 Euro pro Semester beträgt, beide<br />

Probleme – langes Studieren <strong>und</strong> hohe Abbrecherquote – mit<br />

einem Schlag weggewischt wären. Doch diese Überlegung ist leider<br />

eher rhetorischer Natur, da gänzlich unrealistisch. Die Bürger<br />

zahlen hohe Steuern <strong>und</strong> Abgaben, um diese unnötig teuren<br />

Universitäten zu finanzieren. Im Gegenzug sehen sie Schulen wie<br />

auch Universitäten als „prepaid“ an <strong>und</strong> senden ihre Kinder –<br />

fast immer – in staatliche Schulen <strong>und</strong> öffentliche Universitäten.<br />

Dort sind dann entschieden zu viele Kinder in Relation zu den<br />

Lehrkörpern, mit dem Resultat, dass die Ausbildung dort schlecht<br />

ist. Im Ergebnis verlassen Menschen die deutschen Schulen <strong>und</strong><br />

Hochschulen die weniger gut ausgebildet sind <strong>und</strong>, schlimmer<br />

noch, zu lange mit der Ausbildung verbracht haben. Es wäre<br />

offenk<strong>und</strong>ig gut, wenn deutsche Studenten in den Bildungseinrichtungen<br />

möglichst oft mit sehr guten Studenten aus anderen<br />

Ländern zusammen treffen <strong>und</strong> von diesen auch herausgefordert<br />

würden. Gleiches gilt ebenso für die Institution Universität:<br />

Auch sie sollte herausgefordert werden, ihre Leistungen zu verbessern:<br />

Das richtige Mittel wären Studiengebühren, die sie nur<br />

erhält, wenn sie gute Leistungen bietet. Mit mehr Wettbewerb<br />

<strong>und</strong> höheren Anforderungen wären auch die Professoren per se<br />

besser <strong>und</strong> würden härter arbeiten, um ihre Dienstleistung – die<br />

Lehre – für ihre K<strong>und</strong>schaft – die Studenten – zu verbessern.

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