SPORTaktiv Februar 2018
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Letztlich hängt das auch mit der Sinngebung<br />
zusammen. Man soll das nicht<br />
unterschätzen. Wir geben uns alle einen<br />
Sinn im Leben und sind uns dessen oft<br />
gar nicht bewusst. Ein wesentlicher Sinn<br />
in der Geschichte der Menschheit ist<br />
diese Selbstdisziplin. Das hängt schon<br />
mit dem Lebenssinn zusammen. Ich<br />
glaub nicht, dass wir uns damit belügen.<br />
Sondern es ist eine ganz komplexe Form<br />
von: „Wir geben unserem Leben auch<br />
damit einen zusätzlichen Sinn“, der da<br />
lautet: Selbstdisziplinierung in Freiheit.<br />
Das kommt da ideal zum Ausdruck.<br />
Ist der Boom ein Zeichen, ein Gegenpol<br />
zur gesellschaftlichen Entwicklung<br />
zu immer mehr Druck, immer<br />
engerer Takt?<br />
Auch ein Thema. Die Balance zu finden<br />
zwischen Belastung und Entspannung.<br />
Wir arbeiten alle extrem, der Großteil<br />
der Bevölkerung. Wenn wir ins Extrem<br />
gehen, greifen wir auf uralte Muster<br />
zurück. Das ist auch ein Trend zur<br />
Archaisierung. Nehmen wir die alten<br />
griechischen Spiele. Kroton, der berühmteste<br />
Olympionike im alten Athen,<br />
hat viermal gewonnen und ausgesorgt<br />
gehabt. Der hat diese menschliche Urkraft<br />
symbolisiert. Wie Schwarzenegger<br />
in unserer Zeit. Archaische Kraft. Das<br />
wird in unserem elektronischen Zeitalter<br />
wieder stärker. Da kommen die menschlichen<br />
Urkräfte stärker zum Vorschein<br />
als in einer Zeit, in der man solche technischen<br />
Möglichkeiten nicht hat. Nach<br />
dem Krieg wäre man als Gatschläufer<br />
für blöd gehalten worden. Der spinnt ja<br />
völlig. Es ist schon ein Zeichen, dass wir<br />
in Zeiten des Reichtums und der Entfremdung<br />
wieder auf unsere ureigensten<br />
Kräfte und Symbole zurückgreifen.<br />
Zeige ich als Gatschläufer nicht auch<br />
die Zugehörigkeit zu einer Elite?<br />
Natürlich. Ich bin schon ein Besonderer<br />
dadurch. Das war am Anfang am Weg<br />
zu den Massenmarathons schon so. Ich<br />
bin Elite. Zielsetzung ist ein hoher Wert.<br />
Scheint ein Widerspruch zu sein, aber<br />
das ist ein Wert. Und wir gieren nach<br />
Werten, gerade in einer Zeit, in der man<br />
glaubt, dass die Werte verschwimmen.<br />
CELTIC WARRIOR<br />
3. März, Zillingtal/Burgenland<br />
www.celtic-warrior.at<br />
WILDSAU DIRT RUN<br />
21. April, Steyregg (OÖ),<br />
weitere Termine in<br />
(W, V, B, S, St. NÖ)<br />
www.wild-sau.com<br />
SPARTAN RACE VIENNA<br />
12. Mai, Wr. Neustadt (NÖ)<br />
www.spartanrace.de<br />
STIFTATHLON<br />
20. Mai, Klosterneuburg (NÖ)<br />
www.stiftathlon.at<br />
E-GRAZATHLON<br />
9. Juni, Graz<br />
www.grazathlon.at<br />
FISHERMAN‘S FRIEND<br />
STRONGMANRUN<br />
14. Juli, Flachau (S)<br />
www.strongmanrun.at<br />
X CROSS RUN<br />
16. Juni, Wien<br />
www.xcrossrun.at<br />
MUDDY ANGEL<br />
8. September, Wien<br />
www.muddyangelrun.com<br />
DR. ALOIS<br />
KOGLER<br />
lebt und arbeitet als Sport- und<br />
Medienpsychologe sowie<br />
Psychotherapeut in Graz<br />
Ich seh das nicht so, weil sich die Werte<br />
nur ein bissl verschieben. Aber es ist ein<br />
hoher Wert, dass wir Kontrolle über uns<br />
haben, dass wir Ziele haben, dass wir einen<br />
Sinn haben, und so widersprüchlich<br />
das scheint – hohe Werte, Sinnhaftigkeit<br />
des Lebens und Gatschlauf – aber das<br />
passt eben zusammen, weil das in unserer<br />
Person im pubertären Ich, im Kindheits-Ich<br />
drinnen ist.<br />
Kommen wir noch einmal zurück zum<br />
Anfang. Erleben wir zu wenig?<br />
Nein, wir haben in den 1950er-Jahren<br />
vom Gefühl her gleich viel erlebt wie<br />
jetzt, obwohl wir viel weniger erlebt haben.<br />
Viel weniger Unterschiedliches. Es<br />
ist immer ein Maß des gesellschaftlichen<br />
Rahmens, der gesellschaftlichen Möglichkeiten.<br />
Wir erleben insofern zu wenig,<br />
als wir viel mehr Möglichkeiten haben.<br />
Unsere Gesellschaft muss viel mehr<br />
auswählen, sich viel mehr entscheiden als<br />
in früheren Zeiten. Das Zu-wenig-Erleben<br />
hängt mit den eigenen Entscheidungen<br />
zusammen. Leben heißt auswählen.<br />
In unserer Zeit ganz besonders. Ich kann<br />
ja hundert ähnliche Gschichtln machen,<br />
also muss ich auswählen und das ist<br />
auch ein menschlicher Wert, ein Sinn:<br />
entscheide dich. Der Zwang zur Entscheidung<br />
hängt natürlich zusammen<br />
mit den Möglichkeiten und die sind<br />
viel größer und daher kann man schon<br />
das Gefühl haben, weniger zu erleben.<br />
Aber tatsächlich erleben wir viel mehr<br />
als in den 1950er-Jahren. Viel mehr<br />
Verschiedenes.<br />
<strong>SPORTaktiv</strong><br />
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