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SPORTaktiv Februar 2018

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WILLI<br />

SCHNEEBERGER<br />

aus Irschen (K), 55, war<br />

2017 einziger Österreicher<br />

beim Grand2Grand Ultra.<br />

www.g2gultra.com<br />

Fotos: Grand 2Grand, Ultra Willi Schneeberger<br />

Mit Verlaub: Willi Schneeberger<br />

aus Irschen in Kärnten<br />

ist ein wilder Hund. Im<br />

Herbst 2016 lag er mit einer Viruserkrankung<br />

auf der Intensivstation.<br />

Als er sich im Frühling zum Grand-<br />

2Grand anmeldete und den Flug in<br />

die USA buchte, war sein längster<br />

Trainingslauf 15 Kilometer – als<br />

Folge der Erkrankung. Hätte er es<br />

bis zum Event Ende September nicht<br />

geschafft, die Kondition wieder aufzubauen,<br />

hätte er 3300 Dollar Nenngeld<br />

in den Wind geschossen.<br />

Zum Glück ist der Körper ein wahres<br />

Wunder und verfügt über eine Art<br />

Memory-Funktion. Schneeberger, seit<br />

diesem Jänner 55, hat schon einige<br />

Lauf-Abenteuer hinter sich. Darunter<br />

den Marathon des Sables. Der Grand-<br />

2Grand Ultra ist vom Konzept mit<br />

dem viel bekannteren Etappenlauf<br />

in der marokkanischen Sahara auch<br />

vergleichbar. 273 Kilometer und<br />

5500 Höhenmeter in der Wildnis der<br />

US-Bundesstaaten Arizona und Utah<br />

verteilen sich auf sechs Tagesetappen.<br />

Vier davon mit etwa Marathonlänge,<br />

eine mit 86 Kilometern und 1700<br />

Höhenmetern und ein 13 Kilometer<br />

langer Schlussabschnitt, der ins Ziel<br />

auf 2800 m Seehöhe führt.<br />

Wie beim Wüstenklassiker besteht<br />

auch in den USA die Pflicht zur<br />

Selbstversorgung: 14.000 platz- und<br />

gewichtssparende Kalorien müssen im<br />

Rucksack jedes Läufers sein. Riegel,<br />

Nüsse, Trockennahrung aus der Apotheke<br />

– machte bei Schneeberger 3,5<br />

kg Verpflegung. Dazu das Allernötigste<br />

wie Kocher, Matte, Schlafsack. Warme<br />

Überkleidung für die Null-Grad-Nächte<br />

– als Kontrast zu den knapp 40 am<br />

Tag. Kein Wechsel-Laufgewand, „es<br />

stinken ja alle gleich“, spricht der erfahrene<br />

Ultrarunner. Rund acht Kilo wog<br />

Schneebergers Gepäck. Die Veranstalter<br />

stellen den Läufern die Zeltstadt in den<br />

Etappenzielen hin sowie kaltes und, „als<br />

Oberluxus“, warmes Wasser bereit.<br />

Bleibt noch die Erklärung des Namens<br />

Grand2Grand: Der Start erfolgt<br />

am bekannten Grand Canyon North<br />

Rim, das Ziel befindet sich am Grand<br />

Staircase-Escalante National Monument<br />

in Utah. Dazwischen: Wildnis, drei<br />

Nationalparks und „ein Gebiet, das du<br />

als normaler Tourist gar nicht betreten<br />

darfst“. Die Wegmarkierung erfolgt mit<br />

kleinen Fahnen, erzählt Schneeberger,<br />

GPS ist nicht erlaubt. „Wenn du 200<br />

Meter kein Fähnchen siehst, drehst du<br />

lieber um.“ An Konkurrenten orientieren?<br />

Funktioniert gerade ein Mal täglich<br />

– nämlich kurz nach am Start. Bald<br />

zieht sich das Feld auseinander, andere<br />

Läufer sind schnell außer Sichtweite<br />

(und die reicht mitunter wirklich weit).<br />

„260 der 273 Kilometer bin ich definitiv<br />

allein gelaufen“, sagt Schneeberger.<br />

Kein Tag gleicht dem anderen<br />

Gestartet wird jede Etappe um 8 Uhr.<br />

Der Natur-Untergrund wechselt oft<br />

– tückisch sind endlos lange Sandabschnitte.<br />

„Der Sand ist fein wie Mehl,<br />

schwieriger zu laufen als in der Sahara.“<br />

Aufpassen heißt es auf Kakteen, die<br />

flach am Sandboden wachsen. Klapperschlangen<br />

können einem schon einmal<br />

begegnen.<br />

<strong>SPORTaktiv</strong><br />

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