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Pharmakologie der ADP-Rezeptoren auf humanen Thrombozyten

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Zusammenfassend kann man die Rolle <strong>der</strong> einzelnen <strong>ADP</strong>-<strong>Rezeptoren</strong> heute so beschreiben: Die<br />

Rolle des P2X1 bleibt weiter unklar, eine mögliche Funktion liegt in einem Beitrag zum shape<br />

change. Der P2Y1 ist verantwortlich für den <strong>ADP</strong>-induzierten shape change und außerdem in <strong>der</strong><br />

Lage, selbständig eine reversible <strong>ADP</strong>-induzierte Aggregation auszulösen. Der P2Y12 dient<br />

schließlich <strong>der</strong> Verstärkung <strong>der</strong> durch den P2Y1 eingeleiteten Aggregation und überführt diese in<br />

eine irreversible Aggregation.<br />

In <strong>der</strong> Zusammenschau dieser aktuellen Ergebnisse kann klar die Übereinstimmung mit den<br />

Ergebnissen dieser Arbeit gezeigt werden: Durch die selektive Blockade des P2Y12 durch die<br />

Thienopyridine wurde eine <strong>ADP</strong>-induzierte Aggregation in den <strong>Thrombozyten</strong> <strong>der</strong> Probanden<br />

deutlich vermin<strong>der</strong>t. Die gute Wirksamkeit <strong>der</strong> Substanzen ist also trotz ihrer erstaunlichen<br />

Selektivität damit erklärbar. Durch die gezeigte Aufhebung des klassischen Synergismus von<br />

niedrigmolaren Mengen an <strong>ADP</strong> und Epinephrin wird ein weiterer potentiell wichtiger Mechanismus<br />

<strong>der</strong> Plättchenaktivierung inhibiert. Die Aufhebung <strong>der</strong> <strong>ADP</strong>-vermittelten Blockierung <strong>der</strong> VASP-<br />

Phosphorylierung könnte eine wichtige intrazelluläre Konsequenz einer Behandlung mit<br />

Thienopyridinen darstellen.<br />

Diese Mechanismen tragen auch bei bereits teilweise vorhandener endothelialer Dysfunktion durch<br />

Atherosklerose mittels einer Verstärkung noch vorhandener hemmen<strong>der</strong> Wirkung endothelialer<br />

Faktoren <strong>auf</strong> die Aktivierung <strong>der</strong> <strong>Thrombozyten</strong> bei, was klinisch durch zwischenzeitlich<br />

verschiedene Studien an großen Patientenkollektiven auch eindrücklich gezeigt werden kann.<br />

Wo also liegt <strong>der</strong> aktuelle klinische Anwendungsbereich des Clopidogrels? Aufgrund <strong>der</strong> – wenn<br />

auch kleinen – statistischen Überlegenheit gegenüber dem ASS kann Clopidogrel prinzipiell bei<br />

allen Indikationen für einen <strong>Thrombozyten</strong>aggregationshemmer eingesetzt werden (18). Bei<br />

allerdings noch immer immensem Preisnachteil gegenüber dem ASS kommt es im klinischen Alltag<br />

zu folgenden Einschänkungen <strong>der</strong> Anwendung:<br />

Seine Hauptanwendung hat Clopidogrel bei Patienten, die einer <strong>Thrombozyten</strong>hemmung bedürfen,<br />

und gleichzeitig eine o<strong>der</strong> mehrere Kontraindikationen gegen ASS <strong>auf</strong>weisen o<strong>der</strong> eine ASS-<br />

Unverträglichkeit zeigen.<br />

Weiterhin wird es bei Patienten eingesetzt, die unter einer <strong>Thrombozyten</strong>aggregationshemmung mit<br />

ASS ein Zweitereignis zeigen, also bei klinisch definierten ASS-Non-Respon<strong>der</strong>n.<br />

Durch Metaanalysen <strong>der</strong> CAPRIE-Studie konnten für Schlaganfallpatienten diverse Untergruppen<br />

ausfindig gemacht werden, die von einer Clopidogrel-Gabe beson<strong>der</strong>s profitieren: Patienten mit<br />

insulinpflichtigem Diabetes (9), anamnestisch bekanntem koronarem Bypass (8) sowie Patienten<br />

mit zerebraler Ischämie mit gleichzeitig bestehenden begleitenden sonstigen Gefäßerkrankungen<br />

(KHK, Herzinfarkt, pAVK) (37). Bei diesen Gruppen sollte ein primärer Einsatz von Clopidogrel<br />

zumindest diskutiert werden.<br />

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